Doch Wohnen wird zum Luxusgut

Zuger haben so viel Geld wie sonst niemand in der Schweiz

Der Kanton Zug zieht Menschen mit einer hohen Kaufkraft an. (Bild: Andreas Busslinger)

Zugerinnen steht durchschnittlich deutlich mehr Geld zur Verfügung als Menschen in anderen Kantonen. Doch die Teuerung trifft auch den Kanton Zug.

86'431 Euro – so viel haben Zuger durchschnittlich im Jahr für Miete, Kleider sowie andere Lebenshaltungskosten und zum Sparen zur Verfügung. Damit liegt der Kanton im schweizweiten Vergleich auf dem ersten Platz. Und diesen belegt er bereits seit 2009.

Das zeigt die aktuelle Studie des Marktforschungsunternehmen GFK, welches die Kaufkraft in der Schweiz, Österreich und Deutschland untersucht hat. Entsprechend wird der Wert in Euro angegeben.

Insgesamt verfügen die Zugerinnen durchschnittlich über 64 Prozent mehr Geld im Vergleich zu ihren Mitbürgern aus anderen Kantonen. Damit hebt sich der Kanton auch deutlich von Schwyz und Nidwalden ab, die sich den 2. und 3. Podestplatz teilen.

So viel Geld haben die Schweizer in den jeweiligen Bezirken jährlich zur Verfügung. (Bild: zvg)

Den Zugern steht sogar fast doppelt so viel zur Verfügung als den Einwohnerinnen des Juras. Der Westschweizer Kanton belegt den letzten Platz mit einer Pro-Kopf-Kaufkraft von 44'034 Euro.

Deshalb haben die Zuger so viel Geld

Wieso der Kanton seit Jahren an der Spitze liegt? «Ein Grund hierfür ist sicherlich die Steuerpolitik des Kantons», schreibt das Marktforschungsunternehmen auf Anfrage. Kein Wunder: Der Kanton Zug gilt als Steuerparadies. Seit dem Jahr 2000 hat der Kanton immer wieder die Steuern gesenkt, um den Ort für Besserverdiener und Unternehmen attraktiver zu machen. Das lockt auch Menschen an, die vom tiefen Steuersatz profitieren wollen, obwohl sie eigentlich woanders wohnen.

Wohnen im Kanton Zug ist ein Luxusgut

Die Zuger sind im Geldsegen, könnte man meinen – doch brauchen sie auch immer mehr Geld fürs Wohnen.

Wohnen ist im Kanton Zug teuer – zudem stehen nur wenige Wohnungen leer. Der Kanton weist mit 0,42 Prozent weiterhin den landesweit tiefsten Wert aus, der Schweizer Durchschnitt liegt bei 1,15 Prozent (Stand 2023). Der Nachfrageüberhang treibt sowohl die Eigenheimpreise wie auch die Wohnungsmieten in die Höhe.

Die Zuger Maklerin Casha Frigo sagte gegenüber «Watson»: «Wenn man den Markt im Kanton Zug anschaut, kann man schon zum Schluss kommen: Wohnen mutiert zum Luxus.»

Ein Wohnquadratmeter im Kanton Zug wird für durchschnittlich 330 Franken pro Jahr inseriert. Zur Einordnung: Dieser Wert liegt rund 50 Prozent über dem Schweizer Durchschnitt. Das schreibt die Zuger Kantonalbank in einer Publikation vom Oktober 2023. In der Stadt Zug beträgt der Preis gar 370 Franken pro Quadratmeter und Jahr.

Auch das Café Crème ist in Zug teurer

Und auch die Zugerinnen bleiben von der Teuerung nicht verschont. Laut einem Artikel von «Watson» trifft die Teuerung den Kanton Zug neben der Stadt Zürich und dem Oberengadin gar am stärksten.

Dass die Zuger für gewisse Dinge mehr blechen müssen, zeigt eine Analyse des Schweizer Cafetier-Verbands anschaulich am Beispiel des Kaffees.

Ein Café Crème kostete im Kanton Zug im Jahr 2023 durchschnittlich 4,66 Franken (zentralplus berichtete). Damit liegt der Kanton im schweizweiten Vergleich auf dem zweiten Platz. Ein Kaffee ist nur in Zürich teurer – mit einem Durchschnittspreis von 4,69 Franken.

Auch beim Preis einer Pizza Margherita tanzt Zug weit oben auf der Liste mit. Wie aus einer Analyse des «Tages-Anzeigers» hervorgeht, kostet die simple Pizza in der Stadt Zug durchschnittlich 16,28 Franken. Damit belegt die Stadt den zweiten Platz. Darüber liegt nur die Stadt Zürich mit einem Preis von durchschnittlich 17,30 Franken.

So sieht die Situation im Kanton Luzern aus

Was die Entwicklung der Kaufkraft vom Jahr 2023 zum Jahr 2024 betrifft, gab es eine Veränderung in der Liste der Top-Ten: Der Kanton Luzern hat sich um einen Platz nach oben gekämpft. Er liegt neu an neunter Stelle. Luzernerinnen haben durchschnittlich 51'959 Euro zur Verfügung. Im Jahr zuvor lag der Wert bei 48'797 Euro. Obwohl der Kanton den neunten Platz belegt, liegt er knapp unter dem Schweizer Durchschnitt. Nur die obersten acht Kantone verfügen über eine überdurchschnittliche Pro-Kopf-Kaufkraft.

Verwendete Quellen
  • Mitteilung des Marktforschungsunternehmens GfK zur Kaufkraft 2024
  • Mitteilung des Marktforschungsunternehmens GfK zur Kaufkraft 2023
  • Schriftlicher Austausch mit GFK
  • Artikel «Tages Anzeigers»
  • Artikel «Watson» zu Kostensteigerung
  • Artikel «Watson» zu Wohnungsnot
  • Publikation der Zuger Kantonalbank zum Immobilienmarkt
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7 Kommentare
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    Kasimir Pfyffer, 10.04.2024, 14:41 Uhr

    Jetzt habe ich nochmals nachgeschaut. Die Pizza-"Studie" des Tages-Anzeigers basiert 1. auf einem Vergleich der Preise für eine Pizza Margherita, die 2. "anhand der Angaben ermittelt [wurden], die von Restaurants auf der Plattform Just-eat.ch hinterlegt wurden". Mit anderen Worten: ein absoluter Witz. Man macht eine absolut nicht repräsentative Stichprobe anhand der Take-Away-Preise vo Beizen, die bei einem Lieferdienst mitmachen. Schade, dass solche Witze kritiklos zitiert werden.

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    Gerry W., 10.04.2024, 11:42 Uhr

    Die genannten Kaffee- und Pizza sind Wunschdenken. Selbst Zürcher, die in Zug zu besuchen sind, sind über die höheren Bierpreise erstaunt. Um auf einen Pizzapreis von durchschnittlich 18 Franken zu kommen, muss es neben den deutlich teureren Restaurants ja auch solche deutlich unter diesem Wert geben. Wo?

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    • Profilfoto von Franz
      Franz, 10.04.2024, 12:45 Uhr

      Sind "bezahlbare" Bier- und Pizzapreise ein Menschenrecht? Sind Restaurantbesuche obligatorisch? Ich lebe ganz gut ohne und bin wohl nicht der Einzige. Und falls doch mal auswärts: In M-Restaurants (nicht MD) isst man gut für weniger als 20 Fr. inkl. Getränk (natürlich ohne Alk).

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      • Profilfoto von Gerry W.
        Gerry W., 10.04.2024, 12:57 Uhr

        Ist da jemand auf Krawall gebürstet? Es geht hier um die in der Studie genannten Durchschnittspreise, die nicht stimmen. Wo und zu welchen Preisen ich esse, hat Sie sowieso nicht zu interessieren, und Ihre Unterstellung betreffend Alkohol ist nur peinlich und anmassend.

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    • Profilfoto von Kasimir Pfyffer
      Kasimir Pfyffer, 10.04.2024, 13:10 Uhr

      @Gerry: Sie tun der "Studie" zu viel Ehre an, wenn Sie sie ernst nehmen. Niemand geht für solche Schein-Untersuchungen wirklich vor Ort und fragt die Preise ab. Das läuft maximal über eine Websuche. Somit werden 1. nur Beizen berücksichtigt, die im Netz auffindbar sind und 2. dort ihre Preise publizieren. Wir dürfen annehmen, dass darunter sehr viele Take-Aways sind. Eine Differenzierung zwischen Pizza "al taglio" (1 Stück) und ganzer Pizza, geschweige denn ganze Pizzen zwischen Fünfliber- und Wagenradgrösse, wird den Autoren der "Studie" eh viel zu viel Aufwand gewesen sein. Man müsste mal das Kleingedruckte der "Studie" anschauen, aber ich wäre überhaupt nicht überrascht, wenn da nur Daten von eat Punkt ch oder einem anderen Web-Staubsauger verwendet wurden …

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  • Profilfoto von Kasimir Pfyffer
    Kasimir Pfyffer, 10.04.2024, 10:42 Uhr

    Eine von vielen PR-Flatulenzen, die das Wort "Studie" nicht verdienen. Seit Jahrzehnten ist bekannt, wie man in der Schweiz die Meinung am einfachsten manipuliert: Mit Durchschnittswerten. Eine Milliardärin und 1'999 armengenössige Einwohner haben "im Durchschnitt eine Million Vermögen". Voilà, die soziale Kluft ist weggelogen und die armen Leute schämen sich, weil sie selber noch keine Million haben. Wenn das der Durschnitt ist und sie es nicht schaffen, muss der Fehler wohl bei ihnen liegen …

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  • Profilfoto von Mike
    Mike, 10.04.2024, 07:01 Uhr

    Traue nie einer Studie, die du nicht selber fälschst.
    Keine Ahnung wie man auf Euro kommt? Bei mir sind es auch im Kanton Zug immer noch Schweizer Franken. Und ja, wäre toll, wenn ich auch so viel zur Verfügung hätte.
    Ich frage mich auch, wo die Studienleute bei ihrer Studie ihren Kaffee getrunken und ihre Pizza gegessen haben…???

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