Auswertung in über 600 km entferntem Labor

Diese Firma bietet Billig-PCR-Tests in Luzern an

Wurden die Proben entnommen, machen sie sich auf die Reise ins 600km entfernte Karlsbad. (Bild: Siggi Bucher)

Die Sommerferien stehen bevor. Doch wer ins Ausland reisen will, muss aufgrund der Corona-Pandemie zwangsläufig einen Corona-Test machen. Dieser kann jedoch durchaus kostspielig sein. Eine Schweizer Firma schafft Abhilfe – und eröffnet kommende Woche eine Niederlassung in Luzern.

Das Hauptgeschäft des Berner Unternehmens Viselio liegt eigentlich im Bereich Reisedokumente. Die Firma unterstützt ihre Kunden bei Fragen rund um Visa und andere Dokumente. Seit vergangenem Jahr hat der Betrieb sein Kerngeschäft aber zeitweilig verlagert – auf PCR-Tests. Diese werden – auch aktuell noch – von vielen Ländern bei der Ein- oder Ausreise gefordert. Der Clou bei Viselio: Mit 119 Franken pro Test fallen die Kosten massiv günstiger aus als bei anderen Anbietern. Extrembeispiel: Beim Airport Medical Center kostet derselbe Test gemäss «Blick» 240 Franken.

Dabei ist das Konzept von Viselio ähnlich wie bei anderen Anbietern. Als Kunde meldet man sich beim Testcenter an, absolviert den Test und wartet dann auf das Resultat. Woher rührt also die Preisdifferenz? Die Antwort liegt beim auswertenden Labor. Viselio setzt nämlich auf ein Labor im tschechischen Karlsbad.

«Das tschechische Labor ist deutlich günstiger als ein vergleichbares Schweizer Labor», erklärt Viselio-CEO Niklas Zeller (25) auf Anfrage von zentralplus. Das hänge einerseits damit zusammen, dass die Lohnkosten in Tschechien tiefer seien, und andererseits damit, dass der Bund den Laboren einen Fixbetrag von 109 Franken vergütet. «Für ein Schweizer Labor gibt es daher relativ wenig Anreize, diesen durch die Krankenkassen vergüteten Tarif bei Selbstzahlern zu unterbieten.»

Tägliche Odyssee nach Tschechien

Zwischen 350 und 1'000 Tests werden bei der Firma derzeit täglich abgewickelt. Für die Auswertung im tschechischen Labor fährt täglich um 22 Uhr ein Transporter die rund 611 Kilometer vom Zürcher Flughafen nach Karlsbad, wo er in der Regel gegen 4.30 Uhr ankommt. Damit die Ruhezeiten für die Fahrer eingehalten werden können, wird jeder Transport von zwei Fahrern begleitet. Das Resultat liegt jeweils am folgenden Mittag vor.

«Wir geben unseren Kunden ganz bewusst die Wahl, wo sie ihre Proben analysieren lassen möchten.»

Niklas Zeller, CEO Viselio

Zeller betont, dass es qualitativ keinen Unterschied zwischen dem tschechischen und einem Schweizer Labor gibt. «Egal ob Schweiz oder Tschechien, technisch ist der Test im Labor identisch, es werden sogar dieselben Produkte verwendet.» Trotzdem bietet Viselio auch eine Auswertung in einem Schweizer Partnerlabor an. Dieses fällt aber mit 149 Franken pro Test deutlich teurer aus. Auch sind hier die Resultate später, nämlich erst um etwa 14 Uhr des Folgetags, verfügbar.

Viselio-CEO Niklas Zeller freut sich darauf, wieder in sein Kerngeschäft zurückkehren zu können. (Bild: zvg)

«Wir geben unseren Kunden ganz bewusst die Wahl, wo sie ihre Proben analysieren lassen möchten. Unsere Erfahrungen aus Zürich zeigen, dass sich gut 15 Prozent unserer Kunden für eine PCR-Analyse in der Schweiz entscheiden.»

Neuer Standort in Luzern

Bisher betreibt das Unternehmen ein Testcenter beim Hotel Radisson Blu am Zürcher Flughafen. Ab nächster Woche weitet Viselio das Angebot auch auf Luzern und Basel aus. Dabei benutzt die Firma, wie schon in Zürich, die Räumlichkeiten des Hotels Radisson Blu. In Luzern befindet sich dieses beim Inseli. Gemäss Zeller wird das Testcenter in Luzern gleich ausgestattet sein wie in Zürich und «nur ein bisschen kleiner» ausfallen.

Ähnlich wie das Testcenter in Zürich wird auch das Pendant in Luzern in den Räumen des Radisson Blu aufgebaut. (Bild: Siggi Bucher)

Die Eröffnung ist auf den kommenden Dienstag, 8. Juni geplant. «Das Testzentrum wird täglich von 14 bis 19.30 Uhr geöffnet sein, inklusive Sonn- und Feiertage», so Zeller. Am Ablauf ändert sich nichts – ausser dass die Proben aus Luzern jeweils abends via Velokurier und Bahn nach Kloten gebracht und von da aus wie gehabt nach Karlsbad gefahren werden.

«Das Test-Geschäft hat uns ermöglicht, durch die Corona-Krise zu kommen, ohne einen unserer Mitarbeiter entlassen zu müssen.»

Test-Geschäft war Notlösung

Obwohl Viselio mit den PCR-Tests gerade ein boomendes Geschäft betreibt, ist es eine reine Notlösung: «Die PCR-Tests sind für uns ein aus der Not geborenes Geschäft, dass vor mittlerweile einem Jahr mit einem Selbstentnahme-Kit für zu Hause begonnen hat», erklärt Viselio-Chef Niklas Zeller weiter. In seinem angestammten Geschäft habe das Unternehmen während der Coronazeit nämlich «quasi null Umsatz» erzielt. «Das Test-Geschäft hat uns ermöglicht, durch die Corona-Krise zu kommen, ohne einen unserer Mitarbeiter entlassen zu müssen.»

Was sagt die Zukunft? Bleibt Viselio künftig im medizinischen Bereich tätig? Nein, sagt Zeller. «Wir freuen uns auf den Tag, an dem wir wieder in unserem angestammten Geschäft loslegen dürfen.» Weitere Angebote im medizinischen Bereich seien nicht geplant. «Unsere Mission ist und bleibt es, Reisende mit dem für die Reise nötigen Papierkram zu unterstützen.»

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3 Kommentare
  • Profilfoto von Gander
    Gander, 06.06.2021, 10:18 Uhr

    Ich finde es gut dass es zu den Spitälern und Co ein zusätzliches Angebot gibt.
    Habe schon seit Februar die Konsumentensendung Kassensturz auf diese Preisunterschiede aufmerksam gemacht.
    Leider hat dort jemand Angst dieses Thema zu recherchieren.
    Zu viele Politiker welche in der Pharmaindustrie oder Wissenschaft tätig sind würden weniger verdienen. Sie bereichern sich an der Pandemie und profitieren an diesem Geschäft.
    Traurig ist nur dass viele Menschen dies nicht sehen, blind vertrauen.
    Viele lassen sich nur impfen weil es kostenlos ist und der PCR Test so teuer !!!
    Dies ist noch fragwürdiger, ist uns unsere Gesundheit nicht mehr wert ???
    Übrigens was der Staat bezahlt, begleichen wir das Fussvolk mit den Steuern.
    Wegen der Entsorgung in Tschechien ist es genauso bedenklich wie in der Schweiz. Wie wollen wir wissen wo die Schweiz entsorgt……….
    Ich befürchte dass viele Menschen den gesunden Menschenverstand nicht mehr genügend benutzen.
    Durch Angst vor Corona lassen sich zu viele zu leicht manipulieren !!!

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  • Profilfoto von Reisender Tester
    Reisender Tester, 04.06.2021, 16:56 Uhr

    <>

    Das ist jetzt schlichtwegs falsch. In Luzern findet man angebote für CHF 133.50 (Synlab) oder CHF 160 (LUKS). Günstiger – ja. Massiv – nein.

    Ja, wenn man mit der Lupe sucht findet man Anbieter die mehr als 200 Franken verlangen, aber sogar in Zürich sind die Kosten meistens zwischen 130 und 160 Franken.

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    • Profilfoto von Skep Tiker
      Skep Tiker, 05.06.2021, 00:11 Uhr

      Und die tausenden Testkits landen dann nach der Auswertung in Tschechien auf irgend einer Müllhalde? Super nachhaltiges Geschäftskonzept. Hauptsache der Schweizer hat ein paar Franken gespart.

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