Michèle Graber (GLP) will ins Stöckli

Die Zahnärztin, die findet, Luzern braucht keine Spange

Michèle Graber ist die neue Präsidentin von LuzernPlus. (Bild: wia)

Die Zeit ist reif, findet die Luzerner GLP. Reif für den Einzug in den Ständerat. Kantonsrätin Michèle Graber möchte im Oktober den Sitz ihres Namensvetters Konrad Graber erobern. zentralplus hat die Udligenswilerin während des Wahlkampfs bei einem Frauenpodium abgepasst.

Sie komme aus einem liberalen Haus, antwortet GLP-Kantonsrätin Michèle Graber auf die Frage der Moderatorin. «Die liberalen Wirtschaftswerte wurden jedoch oft Opfer von Gärtlidenken. Die ökologischen Aspekte blieben völlig aussen vor. Als dann die GLP 2008 in Luzern gegründet wurde, wusste ich, das ist es. Das ist genau meins!»

Graber sitzt beim Podium «Frauen machen Politik» in Meggen, mitten in einer illustren Frauenrunde. Rechts von ihr die CVP-Nationalrätin Andrea Gmür, links Alt-Regierungsrätin Yvonne Schärli; ausserdem sind mehrere Frauen anwesend, die im Oktober den Sprung nach Bern schaffen wollen. So eben auch Michèle Graber. Fast täglich ist sie derzeit unterwegs. Auf der Strasse, beim Polit-Zmittag oder eben an Podien.

Auch wegen Blocher in die Politik

Den Impuls, aktiv in die Politik einzutreten, habe mitunter auch Christoph Blocher gegeben, sagt Graber später während der Pause gegenüber zentralplus. «Ich habe vor knapp zehn Jahren ein Nachdiplomstudium an der Hochschule St. Gallen gemacht. Mein Dozent Franz Jäger, ein Vollblutpolitiker, lud regelmässig bekannte Gäste ein.» So eben auch Christoph Blocher.

Graber erzählt weiter: «Ich fand, dass einige der Statements dieser Politiker überhaupt nicht gehen und dass ich bessere Ideen habe.» Und diesen wollte sie Ausdruck verleihen. Im Jahr 2011 wurde Graber in den Kantonsrat gewählt, wo sie seither einen Sitz innehat.

Die Luzerner GLP-Kantonsrätin kandidiert nun für beide nationalen Kammern. Sie ist überzeugt: «Es ist Zeit für eine progressive, ökologische und liberale Mittekraft im Ständerat.» Doch Graber relativiert gleich selbst: «Auch wenn wir wissen, dass unsere Chancen fürs Stöckli nicht so gross sind.» Umso mehr will sie versuchen, den GLP-Nationalratssitz zurückzuholen, den ihr Partner Roland Fischer 2015 an die SVP verloren hat.

«Eine vierspurige Autobahn mitten durch die Stadt, das geht nicht.»

Michèle Graber, Ständeratskandidatin

Michèle Graber ist Managementberaterin im Bereich der Zahnmedizin. Findet die ehemalige Zahnärztin, dass Luzern eine Spange (Nord) braucht? Graber lacht, wird wieder ernst und sagt: «So, wie die Spange jetzt geplant ist, ist sie für mich ein No-go. Eine vierspurige Autobahn mitten durch die Stadt, das geht nicht.»

Michèle Graber (links im Bild) beim Podium «Frauen machen Politik». (Bild: wia)

Ein Co-Working-Space für jedes Dorf

Viel eher müsse man den Verkehr grundsätzlich reduzieren, ist sie überzeugt. «Etwa mit Carsharing, mittels Anreizen, oder aber mittels Digitalisierung.» Will heissen? «Jedes Dorf müsste im Prinzip einen Co-Working-Space haben. Würden alle, denen es möglich ist, an zwei Tagen die Woche von zu Hause aus arbeiten, würde der Verkehr um 30 Prozent abnehmen.»

Die Veranstaltung der Meggener Ortsparteien ist primär dazu gedacht, Frauen dazu zu ermutigen, politisch aktiv zu werden. Braucht es solche Anlässe? «Bei uns in der Partei nicht, da haben alle die gleichen Chancen», ist Graber überzeugt. «Wer gut und motiviert ist, kommt weiter, egal ob Frau oder Mann», ergänzt sie knapp.

Klima, Gleichstellung, liberale Wirtschaft

Wofür will sich die 54-Jährige einsetzen, sollte sie ins Stöckli gewählt werden? «Zum einen für die Klimapolitik. Für CO2-Abgaben, die rückverteilt werden und für ausgewiesene Kostentransparenz. Weiter will ich mich dafür einsetzen, dass alle Lebensmodelle gleichgestellt sind und dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessert wird.» Last but not least wolle sich Graber für eine liberale, offene Wirtschaft einsetzen und dafür, dass der Rahmenvertrag mit der EU schnell unter Dach und Fach gebracht werde.

zentralplus bittet Graber im Interwiew, eine Zahl zwischen 1 und 20 zu wählen. Die zur Zahl gehörige Frage beantwortet sie im folgenden Video.

Wie kann sichergestellt werden, dass es trotz Digitalisierung und ausländischen Arbeitskräften genug Arbeitsplätze für die Schweizer Bevölkerung gibt?

Auf dem Berg und in der Luft

«Geht das so mit meinen Haaren», fragt Graber, als wir ein Foto machen wollen. «Ich bin mit dem E-Bike unterwegs», sagt sie entschuldigend und fährt sich mit den Händen durch die markanten Locken.

Graber mag das Velo nicht nur als nützliches Mittel, um von A nach B zu gelangen. In ihrer Freizeit trifft man die Udligenswilerin häufig auf dem Bike an. Zudem auch auf Langlaufskiern, Schneeschuhen oder beim Wandern. Hauptsache draussen, so die Devise. Bis vor kurzem auch in der Luft, denn sie war bis vor einem Jahr Fallschirminstruktorin. «Fallschirm springen löst wahnsinnig intensive Gefühle aus. Man muss sich voll und ganz auf sich und das Material verlassen können», schwärmt die Kantonsrätin.

«Was Angst bereitet, ist eine Herausforderung.»

«Leute ins Fallschirmspringen einzuführen ist sehr spannend. Speziell ist der Umgang mit dem Unbekannten. Was Angst bereitet, ist eine Herausforderung.» Der Entscheid, nach 30 Jahren mit dem Springen aufzuhören, war deshalb kein leichter. «Doch einerseits müssen wir jetzt betreffend Klima handeln. Das erfordert einen gewissen Verzicht», sagt sie. «Andererseits hatte ich einen Velounfall, was den Entschluss aufzuhören zusätzlich reifen liess.»

Das Moor: Ein CO2-Speicher wird zur CO2-Schleuder

Wirft man einen Blick auf die Vorstösse, die Michèle Graber als Kantonsrätin eingereicht hat, fällt auf: Das Thema Moorschutz scheint ihr ganz besonders am Herzen zu liegen. Wie kommt das? «Moore sind riesige CO2-Speicher, die CO2 aus der Luft aufnehmen können. Wenn man sie nicht schützt und sie austrocknen, werden sie zu CO2-Schleudern.» Graber ist überzeugt: «Allein die entwässerten Hochmoore hierzulande geben jährlich rund 20'000 Tonnen CO2 frei. Dies entspricht etwa 6'800 Flügen von Zürich nach New York.»

Hand aufs Herz: Frau Graber, wer hat die schönsten Zähne im Bundeshaus? Sie schmunzelt, sagt: «Wer die schönsten Zähne hat, kann ich nicht sagen. Ich sehe vor allem die Fehlstellungen. Doch wer aus meiner Sicht die am wenigsten schönen Zähne hat, verrate ich Ihnen nicht.»

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