Verkürzte Züge wegen Personalmangels

Weshalb viele Zuger momentan in der S-Bahn stehen müssen

So sieht der Flirt neu von innen aus. (Bild: SBB / Alexandra Wey)

(Bild: SBB / ALEXANDRA WEY)

Aufgrund von Personalmangel in den Werkstätten der SBB sind viele Züge der S-Bahn Zürich aktuell mit verkürzten Kompositionen unterwegs. Betroffen ist auch die S9 nach Zug. Für viele Pendler bedeutet dies, dass es weniger Sitzplätze gibt. Von Fehlplanung wollen die SBB aber nichts wissen.

Es ist dicke Post, die die SBB Anfang August versandt haben. In einem Mail an die Präsidenten der regionalen Verkehrskonferenzen weisen sie darauf hin, dass es diesen Monat zu «ausserordentlichen Kürzungen von S-Bahnen» kommt, wie der «Sonntagsblick» weiss.

Die Begründung von Seiten der SBB: «Im Lauf des Monats Juli hat sich die Rollmaterialverfügbarkeit bei der Zürcher S-Bahn immer mehr verschlechtert. Hauptsächlicher Grund ist, dass die Instandhaltungswerke wegen Personalmangel (nicht Ferienabwesenheiten) nicht mehr in der Lage sind, den Rollmaterialeingang planmässig abzuarbeiten», so ein SBB-Regionenmanager gegenüber Zeitung.

S-Bahn Zug-Zürich betroffen

Betroffen sind die Linien S8, S9 und S25. Die S9 verbindet Zug mit dem Hauptbahnhof Zürich. Wer momentan auf dieser Strecke unterwegs ist, muss noch mehr als sonst damit rechnen, keinen Sitzplatz zu finden.

Eigentlich war vorgesehen, dass es nur zwischen dem 6. und 17. August kürzere Zugskombinationen gibt. Doch auf eine Woche später verkehren die betroffenen S-Bahn-Züge noch immer in einer abgespeckten Version.

Doch damit nicht genug: «Es muss auch in den nächsten Wochen mit Kürzungen von Kompositionen gerechnet werden», sagte SBB-Sprecher Reto Schärli gegenüber dem «Sonntagsblick». Das bedeute, dass auf gewissen Linien nicht immer die gewünschte Anzahl Sitzplätze zur Verfügung stehen würden.

Gewerkschaften prangern Arbeitsbedingungen an

Trotz der klaren Aussage im Mail des Regionenmanagers dementieren die SBB, dass die aktuelle Situation etwas mit dem fehlenden Personal in den Werkstätten zu tun hat. «Ursächlicher Grund für die Kürzungen sind die vermehrten Defekte im Zusammenhang mit der anhaltenden Hitzewelle», so SBB-Sprecher Schärli. Wegen einigen Grossanlässen in der Region hätten zudem mehr Züge eingesetzt werden müssen.

Mit dieser Begründung kann jedoch die Gewerkschaft des Bahnpersonals nicht viel anfangen, wie sie gegenüber dem «Sonntagsblick» ausführt. «Das ist völliger Blödsinn. Der Grund für den Angebotsabbau ist, dass in der SBB-Werkhalle in Zürich Herdern 25 bis 30 Mitarbeiter fehlen», so Sekretär Jürg Hurni.

Die SBB hätten in ihren Werkstätten ein neues Berufsbild eingeführt, dass die Arbeitsbedinungen für viele sehr unattraktiv gemacht habe. Zahlreiche Kündigungen seitens der Mitarbeiter seien deshalb erfolgt.

«Fit für den Markt der Zukunft werden»

Laut den SBB gibt es für diese Umstrukturierung simple und plausible Gründe. Man wolle sich auf den Markt der Zukunft vorbereiten, so SBB-Sprecher Schärli. Die Gewerkschaften betrachten das Manöver jedoch als verstecktes Sparprogramm.

Laut den SBB werden die Arbeiter in der Werkhalle in Zürich aktuell von Kollegen aus anderen Werkstätten unterstützt. Hat der Personalmangel also doch tiefer liegende Gründe?

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