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EN RECUL

Das Verdichten nach innen ist ohne Verluste bei der Baukultur nicht umsetzbar, das sind wir uns bewusst. Im Luzerner Weinbergliquartier fordern die Folgen dieser Strategie bereits ein prominentes Opfer. 

Das Wohnhaus des Architekten John Thomkins Auf Weinbergli 11 wird abgebrochen und durch ein wesentlich grössres Volumen ersetzt. Vermutlich ist das berechtigt, weil hier neuer Wohnraum geschaffen werden kann und so der Strategie des Verdichtens nach innen nachgelebt wird. Für einen kurzen Moment flackert ein klingender Name auf. Wer war John Thomkins und was hat er für Luzern zu bedeuten? 

Der Name des Architekten John Thomkins, der 1902 im waadtländischen Ormont-dessous geboren wurde, erscheint selten oder sogar kaum in den Architekturführern und Publikationen über namhafte Luzerner Architekten. Einzig seine evangelisch-reformierte Kirche in Horw mit Baujahr 1961 hat es mit einem Bild in Otti Gmürs «Architekturführer Kanton Luzern» geschafft. 

Als zu bescheiden werden seine Beiträge bewertet. Zwar hat er als Mitarbeiter und späterer Teilhaber im Büro von Arnold Berger, dem Architekten des ersten Lidos, sicher bedeutende Objekte bearbeitet. Auch konnte er in seiner Lehre bei Theiler & Helber oder seinem Aufenthalt in Voorburg/Den Haag beim Architekten Jan Wils, einem Vertreter der Amsterdamer Schule, wertvolle Erfahrungen sammeln. Trotz Bürogründung 1950: Für ein Renomméé als Architekt in Luzern reichten seine Arbeiten offenbar nicht aus. 

Der Name Thomkins ist in Luzern hingegen mit dem Sohn des Architekten verbunden, dem Künstler André Thomkins, der 1930 geboren wurde, hauptsächlich in Deutschland lebte und 1985 verstarb. Mit seinem Palindrom «Lucerne en recul» ist er bei mir in Erinnerung geblieben: Wird nun «Luzern rückgängig» zur Metapher unseres Umgangs mit der Baukultur? Ich hoffe nicht. Aber allen sei nochmals gesagt: Ersetzen verpflichtet!

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