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Einwegwindeln oder nicht: So werden Babys nachhaltig gewickelt

Sind Stoffwindeln wirklich ökologischer?

Unsere Bloggerin Jeannine Zihlmann hat die Nachhaltigkeit von Stoffwindeln und Einwegwindeln untersucht. Welche besser ist?

Zurzeit bin ich umgeben von jungen Müttern und Vätern, die ihre Kinder mit Stoffwindeln wickeln. Da wir bei der Umweltberatung immer wieder darauf angesprochen werden, ob Stoffwindeln wirklich ökologischer sind als Einwegwindeln, habe ich diese Frage zum Thema meines neusten Blogs gemacht. Für die Beantwortung haben wir zahlreiche Experten angeschrieben und auch beim Bundesamt für Umwelt nachgefragt.

Zuerst muss ich mal klarstellen, dass ich die Frage nicht mit einem Satz beantworten kann. Oft geht man davon aus, dass die Wiederverwendbarkeit von Stoffwindeln einen äusserst positiven Einfluss auf die Ökobilanz hat, da man so weniger Ressourcen für die Herstellung benötigt, verglichen mit der benötigten Menge an Wegwerfwindeln. Demgegenüber stehen jedoch die aufwändigere Produktion der Stoffwindeln und das Waschen. Fest steht, dass die Umweltverträglichkeit von Stoffwindeln stark von individuellen Faktoren abhängig ist.

Individuelle Faktoren sind entscheidend

Die angeschriebenen Experten und das Bundesamt für Umwelt haben erläutert, dass alle Studien in etwa dieselben Resultate zeigen. Im Durchschnittszenarium unterscheiden sich Einweg- und Stoffwindeln nicht deutlich voneinander. Der Einfluss der Nutzungsphase ist bei den Stoffwindeln jedoch deutlich höher als bei den Wegwerfwindeln. Folgende Aspekte haben einen grossen Einfluss auf die Ökobilanz von Stoffwindeln:

  • Habe ich eine effiziente Waschmaschine der Energieklasse A+ bis A+++?
  • Beziehe ich umweltfreundlichen Strom aus erneuerbaren Quellen?
  • Belade ich die Maschine jeweils vollständig?
  • Wasche ich die Windeln bei möglichst tiefen Temperaturen (nicht über 60 Grad)?
  • Trockne ich die Windeln an der Wäscheleine anstatt im Tumbler?
  • Werden die Windeln von mehreren Kindern genutzt?

Sollten die Eltern die Mehrheit der oben aufgeführten Fragen mit «Ja» beantworten können, so ist davon auszugehen, dass die Stoffwindeln besser abschneiden als die Einwegvariante.

Umweltfreundlicher Strom aus der energieeffizienten Maschine

Moderne Waschmaschinen funktionieren viel effizienter als ältere. Auf www.compareco.ch kann verglichen werden, wie viel Energie ich mit einer modernen, energieeffizienten Waschmaschine im Gegensatz zum aktuellen Modell einsparen könnte. Ein weiterer Einflussfaktor ist der Strom Mix. 

Das Label «naturamade» ist ein Nachweis für Strom aus erneuerbaren und ökologischen Quellen. Bei meinem Anbieter Energie, Wasser Luzern (EWL) sind die Stromprodukte «ewl Naturstrom», Luzerner Wasserstrom und Luzerner Solarstrom mit dem Qualitätslabel «naturemade» ausgezeichnet. Die Wasserwerke Zug (WWZ) bieten ebenfalls Stromprodukte mit dem «naturemade» Label an. Die Centralschweizerische Kraftwerke AG (CKW) leider nicht. Dort sollte sonst auf ein erneuerbares Produkt geachtet werden.

Richtig Waschen

Es lohnt sich, genügend Stoffwindeln zu kaufen, sodass die Maschine einmal wöchentlich vollgeladen werden kann. Beim Umhören in meinem Bekanntenkreis habe ich von 20 bis 30 angeschafften Stoffwindel(einlage)n gehört, sodass ein separater Waschgang der Stoffwindeln zirka zweimal pro Woche nötig wird.

Wichtig erscheint mir auch, ein schonendes Waschprogramm einzustellen, mit nicht zu hohen Temperaturen und nicht zu hohem Wasserverbrauch. Ausserdem kaufe ich jeweils ein umweltfreundliches Waschmittel, das die Gewässer nicht mit unnötigen Chemikalien verschmutzt.

Auch sollte beim Waschen auf einen Wäschetrockner verzichtet werden. Denn die Sonne trocknet die Stoffwindeln bestens und verbraucht keine zusätzliche Energie. Ein schöner Nebeneffekt ist, dass die UV-Strahlung auch die letzten Spuren verbleichen lässt.

Nutzungsdauer der Stoffwindel

Stoffwindeln sollten möglichst lange genutzt werden. Folglich sollte auf ein Produkt gesetzt werden, das mit dem Kind mitwächst. Zahlreiche Hersteller haben vergrösserbare Produkte mit Druckknöpfen im Sortiment.

Weiter fliesst natürlich die Frage mit ein, ob ich ein neues Produkt kaufe, oder ob ich bereits gebrauchte Stoffwindeln verwende. Als Alternative zum Neukauf gibt es mittlerweile ein breites Angebot von Occasionswindeln auf dem Internet.

Weiter habe ich von verschiedenen Tauschplattformen über die sozialen Medien gehört: die Facebook- Gruppen «Stoffwindelverein Verkaufsgruppe» und «Stoffwindelmamis und -papis SCHWEIZ». Da die Secondhand-Windeln sehr beliebt sind, lohnt es sich diese frühzeitig zu organisieren.

Eingesparte Abfallmenge

Ich habe mich bei mehreren Müttern und Vätern erkundigt und herausgefunden, dass ein Kind im Durchschnitt alle drei Stunden zu wickeln ist. So gehe ich also davon aus, dass ein Kind pro Tag zirka acht Windeln benötigt.

Im Durchschnitt wird ein Kind zwischen zweieinhalb bis dreieinhalb Jahre gewickelt. Ausgehend von drei Jahren Wickelzeit entspricht das 8'760 Windeln. Wenn ich eine Packung Wegwerfwindeln mit 160 Stück verwende, so sind das 55 Packungen die ich einspare und somit nicht in den Kehricht werfe.

Tipps zum Schluss

Also, der moderne Superpapi kauft am besten hochwertige Secondhand-Windeln, benutzt sie für mehrere Kinder, wäscht sie mit ökologischem Waschmittel und voller Maschine und benutzt keinen Tumbler. Dann ist das auf jeden Fall ökologischer als die Benutzung von Wegwerfwindeln!

Zum Schluss noch ein Tipp für alle, egal ob Verfechter von Stoff- oder Einwegwindeln: Bei der Reinigung des Babypos sollte nach Möglichkeit auf Einwegfeuchttücher verzichtet werden, denn die Ökobilanz von Warmwasser, Seife und Händen ist meilenweit besser.

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