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Insektennester im Luzerner Siedlungsraum

Eine Wespenspinne mit ihrem Kokon, der an einen Lampion erinnert. (Bild: Pixabay)

Das Insektensterben hat aufgerüttelt. Untersuchungen haben gezeigt, dass in den letzten Jahrzehnten sowohl bei den gefundenen Arten als auch bei der Anzahl Tiere die Insekten um 75 Prozent zurückgegangen sind. Im Siedlungsraum können wir einiges tun, um diesen Trend zu bremsen. Die Nester sind dabei so vielfältig wie die Tiere. Und nur die wenigsten sind wirklich lästig.

Für Insekten ist der Siedlungsraum spannend. Er bietet eine grosse Pflanzenvielfalt und zudem vielerlei trockene Nischen und Spalten, die sich für den Nestbau eignen. Gerade Wespen und Hornissen suchen oft Dachböden oder Storenkästen auf, um aus abgenagtem Holz ein Papier-Nest zu bauen. Aber nicht immer sind die Menschen entzückt, wenn sie die schwarz-gelben Tiere erblicken. Viele greifen dann sofort zur Giftspritze.

Nur zwei Arten, die gemeine und die deutsche Wespe, werden lästig oder aggressiv. Häufig handelt es sich um harmlose Arten wie etwa Feldwespen oder Hornissen. Mit ein paar Tipps ist das Zusammenleben unter dem gleichen Dach nicht nur friedlich, sondern ergibt auch noch spannende Beobachtungen. Oft können störende Nester umgesiedelt werden. Falls du ein Insektennest findest, hilft die Umweltberatung Luzern gerne weiter.

Kuriose Nester – wer hat sie gebaut?

Ab und zu erhält die Fachstelle Bilder, die aussehen, als ob jemand ein Stück Isoliermaterial in einen Winkel geklebt hätte. Die Baumeisterin ist hier die grosse Garten-Wollbiene. Das Weibchen legt ein Ei in eine mit Nahrung gefüllte Brutzelle und verschliesst sie anschliessend mit Pflanzenwolle. Derweil bewacht das Männchen das Revier und vertreibt Konkurrenten. Zum Schlafen beissen sich die Wollbienen an Pflanzenteilen fest und lassen sich hängen. Die meisten unserer rund 600 einheimischen Wildbienenarten nisten aber im Boden.

Nest der Garten-Wollbiene (Anthidium manicatum), oben in der Mitte ist noch das Hinterteil der Baumeisterin zu sehen. (Bild: W. Seiringer)

Ein anderes Insekt baut Nester, die aussehen, als ob jemand eine Handvoll Lehm an eine Mauer geworfen hätte. Es ist die grosse Lehmwespe. Im Innern des «Lehmklumpens» befinden sich bis zu sieben Zellen mit Eiern. Als Nahrung für die Larven trägt die Wespe Raupen herbei. Der Arbeitsaufwand für die Herstellung eines solchen Nestes ist beeindruckend – muss doch das Weibchen viele kleine Lehmklümpchen heranschaffen und zusammenfügen.

Eine grosse Lehmwespe baut aus Lehmklümpchen ein Nest für ihren Nachwuchs. (Bild: Wikipedia/Sven Krohlas)

Als «Feenlaternen» werden die Nester der Wespenspinne bezeichnet. In den aus feinen Spinnfäden gewebten runden Kokon legt das Weibchen Eier und bald schlüpfen daraus die Jungspinnen. Die Wespenspinne kommt in der Siedlung in naturnahen Flächen mit hohem Gras vor. Die wärmeliebende Art profitiert vom Klimawandel und hat ihr Verbreitungsgebiet in den letzten Jahren stetig nach Norden ausgedehnt.

Weitere bekannte – aber nicht überall beliebte – Baumeister sind Ameisen. Sie bauen Erdnester, Hügelnester mit Streubedeckung («Ameisenhaufen») oder Nester in morsches Holz. Die Nester besitzen eine Lüftung, Frostschutzvorrichtungen, Regenschutz und mehrere Etagen und Galerien. Auch wenn Ameisen manchmal nerven können – vor allem, wenn sie in Häusern auftauchen – ihre Baukunst ist immer wieder beeindruckend.

Insekten – das können wir im Garten für sie tun

Einheimische Insekten brauchen zum Überleben einheimische Pflanzen. Wählen Sie für den Garten möglichst viele heimische Gewächse. Daneben brauchen die Sechsbeiner auch Strukturelemente: als Versteck, zum Überwintern und als Kinderstube. Dies können sandige Fugen zwischen Gartenplatten sein, dürre Stängel, Holzhaufen oder Trockensteinmauern.

Daheim in meinem Garten sitze ich oft reglos in der Sonne und schaue, welche kuriosen Wildbienen um mich herum schwirren. Manche haben eine Bauchbürste, um Pollen zu sammeln, andere bauen aus Blatt- oder Blütenteilen Röhren für den Nachwuchs, eine Art erstellt sogar eine Blümchentapete. Gerade in der Stadt kann man auch auf kleinen Flächen etwas für Wildbienen erreichen.

Wenn wir die Augen öffnen, werden wir plötzlich einen ganzen tierischen Mikrokosmos entdecken. Safari in der Stadt – ganz ohne lange Reise!

Die Wollbiene baut aus Pflanzenfasern ein Nest, das aussieht wie ein Stück Isoliermaterial. (Bild: Pixabay)
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1 Kommentar
  • Profilfoto von David Hablützel
    David Hablützel, 10.06.2021, 06:15 Uhr

    Die beiden genannten Wespen Arten, die deutsche und gemeine Wespe, sind keinen Falls aggressiv. Sie verteidigen sich lediglich wenn auch der Mensch falsch verhält. Werden die Verhaltensregeln eingehalten, werden sich diese zwei Arten zu keinem Problem

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