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Ochsen Menzingen: Wie die Chefin eine falsche Deklaration souverän wettmacht

  • Bewertung★★★★★★★★★★
  • Preiskategorie●●●●●●
  • Küche Fusion, Schweizerisch
  • Ambiente Modern, Rustikal

Das 1993 neu erbaute Hotel und Restaurant von aussen.

(Bild: hch)

Der Ochsen Menzingen ist immer für einen Besuch gut. Besonders im Herbst, wenn Wild die Karte ergänzt. Wenn es dabei zu fehlerhaften Deklarationen kommt, ist das ärgerlich. Die Gastronomin hat jedoch viel Kreativität bewiesen, um den Lapsus zu korrigieren.

Das Lokal steht für ländliche Beständigkeit – sofern es diese im Kanton Zug noch gibt. Ein guter Mix einer traditionellen Schweizer Küche, saisonal und modern arrangiert und mit ausreichend Kreativität, um den Gästen immer wieder Neues bieten zu können. Dass Klassiker wie Cordon bleu oder Rösti nicht fehlen dürfen, liegt auf dem Land auf der Hand. Die Spezialitätenkarte wechselt fünfmal jährlich und die Zutaten stammen alle von regionalen Lieferanten – da macht man eigentlich schon sehr vieles richtig.

Saisongerechtes Tagesmenu

Bei unserem letzten Besuch im Herbst verspricht bereits der Fussabtreter beim Eingang ein wildes Erlebnis, und so ist denn auch die Karte gestaltet. Der verführerisch klingende, reich garnierte Rehpfeffer wird vom Tagesmenü übertroffen: Ein Saltimbocca-Schnitzel vom Zuger Hirschkalb an Marsalajus. Den Italiener mag die Wildvariante der römischen Spezialität vielleicht irritieren, für mich klingt sie verführerisch. Vor allem, nachdem sich die Hirsche im Kanton Zug zunehmend ausbreiten und diesen September 43 Tiere geschossen wurden – so viele wie seit ewiger Zeit nicht mehr.

Auch bei der Vorspeise bediene ich mich aus dem Tagesmenü, einem Nüsslisalat mit Speckstreifen, Champignons und Kernen an Balsamico-Dressing. Dieser schmeckt genau so, wie er soll. Eine dezente Sauce, gepaart mit frischen und ausreichenden Zutaten und ein zarter Salat – die Einstimmung ist gelungen. Dies nicht zuletzt auch dank der frischen, unterschiedlichen Brötchen, die dazu serviert werden.

Luzerner Zuchthirsch statt Zuger Hirschkalb

Beim Hauptgang folgt dann jedoch die Enttäuschung. Auf die Frage, woher aus dem Kanton Zug der Junghirsch stamme, räumt die Chefin ein, dass dieser ausgegangen sei und stattdessen Damhirsch aus Luzerner Zucht zubereitet worden sei. Auch wenn die etwa 70 Luzerner Hirschzuchten durchaus hochwertiges Fleisch hervorbringen, so bemängeln Wildliebhaber das Fehlen des typischen Wildgeschmacks. So auch hier. Das Schnitzel kam butterzart und perfekt gebraten, geschmacklich war es aber kaum von Rind zu unterscheiden. Dafür entschädigen die hausgemachten Beilagen (Rotkraut, Rosenkohl, Rotweinbirne) und vor allem die gelungenen Spätzli.

Und wie reagierte die Chefin Andrea Hegglin auf unsere enttäuschte Reaktion? Souverän. Einerseits strich sie umgehend die Deklaration auf der Karte, gleichzeitig bot sie an, ein anderes Fleisch zuzubereiten. Um gemeinsam essen zu können, verzichteten wir dankend, ebenso auf weitere Angebote. Am Ende wurde dann der konsumierte Wein nicht berechnet – eine mehr als grosszügige Wiedergutmachung.

Preis und Leistung
Für Zuger Verhältnisse ausgezeichnet. Lokale Zutaten, die frisch zubereitet werden – das schmeckt man. Die Kochzeiten stimmen, das Gemüse hat noch etwas Biss und das Fleisch ist perfekt gebraten und butterzart. Auch die Portionen sind grosszügig bemessen. Der Viergänger kostet abends 67 Franken, der Hauptgang einzeln serviert 39 Franken. Mit zwei Gängen wurden wir ausreichend satt. Im Offenausschank werden neun Qualitätsweine zu sehr fairen Preisen ab sechs Franken angeboten. Die Karaffe Hahnenwasser wird wieder aufgefüllt, jedoch als Halbliter Mineralwasser verrechnet.
**** von *****

Service 
Aufmerksam und freundlich. Die drei Deziliter Wein werden gleich auf zwei Gläser verteilt, der Lapsus mit dem Wild wird souverän kompensiert. Für die fehlerhafte Deklaration gibt es dennoch einen Abzug. Wünsche werden gerne erfüllt.
*** von *****

Ambiente
Die 2010 neu gestaltete Bar und das Restaurant beim Eingang verströmen rustikalen, dörflichen Charme mit viel Holz. Im Speisebereich eher modern mit schön dekorierten Tischen. In der Ecke verbreitet ein Tischfeuer eine gemütliche Stimmung. Teilweise ist der Geräuschpegel etwas hoch, da der Ochsen auch bei Gesellschaften und Firmenanlässen beliebt ist.
*** von *****

Online-Faktor
Alles Wichtige ist vorhanden, die Webseite glänzt mit grossen Bildern. Telefonnummern und Koordinaten müssen etwas gesucht werden. Alle Karten einschliesslich Tagesmenü sind vorhanden. Die Online-Reservierung ist nur per E-Mail möglich, wird aber rasch bestätigt. Eher überraschend findet sich auf der Homepage ein Bereich mit einer mietbaren Privat-Sauna.
*** von *****

Ochsen Menzingen

Adresse:
Neudorfstrasse 11
6313 Menzingen

Telefon:
041 755 13 88

E-Mailadresse:
[email protected]Webseite:
http://www.ochsenmenzingen.ch/

Öffnungszeiten:

Montag bis Samstag 08.00 – 24.00 Uhr
Sonntag 10.00 – 22.00 Uhr

Karte
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So isst zentralplus – Vom Gourmet bis zum Fast-Food – der eat’n drink-Blog befasst sich mit alltäglichen und besonderen gastronomischen Erlebnissen aus den Kantonen Zug und Luzern.
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