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Typisch Zug?

Der Zuger Bautenführer liegt in einer Neuauflage vor. Das Bauforum Zug  präsentiert darin ausgewählte Objekte aus 110 Jahren Baukultur. Ein tolles und wertvolles Angebot.

1992, als der erste Zuger Bautenführer erschien, wollte das Zuger Bauforum einen Überblick über die architektonische Qualität des baukünstlerischen Schaffens der Jahre 1920 – 1990 im Kanton Zug präsentieren. Ohne den Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben, wurden damals 111 Objekte beschrieben und mit Bild und Plan ergänzt. Heute nun, zwei Auflagen und über 20 Jahre später, drängte sich eine Aktualisierung auf: 168 Objekte aus 120 Jahren Baugeschichte sind im neuen Buch vereint. Aus den verträumten Dörfern sind schliesslich kleine Städte geworden, wie der Zuger Baudirektor Heinz Tännler den Wandel treffend beschreibt.

War die Publikation noch 1992 als Führer in ein handliches Format gepackt, präsentiert sich heute der Bautenführer als schmuckes Buch, das sich gut im Wohnzimmer präsentieren, aber nicht ohne Anstrengung unter den Arm klemmen lässt. Damit reagieren die Verantwortlichen auf den Wandel der elektronischen Medien. Alle Objekte sind auch auf der Webseite einsehbar, damit sie von unterwegs abgerufen werden können. Ein tolles und wertvolles Angebot.

Die Neuauflage hat viele der Qualitäten der Erstausgabe übernommen. Kurze Texte preisen die Objekte an und verleiten zum Besuch vor Ort. Eine klare Gliederung erleichtert die Orientierung und geografische Zuordnung der Bauten, und die Hinweise auf Entstehungszeit und Namen der Beteiligten erhöhen den wissenschaftlichen Wert. Auch wird dem Aspekt der Landschaftsarchitektur mehr Bedeutung beigemessen, was sehr zu begrüssen ist.

Im Buch sind viele schöne Bauten zu entdecken. Doch der isolierte Blick auf das einzelne Objekt ist eine der Schwächen dieser Publikation. Aus dem Bautenführer ist kein Porträt des Kantons Zugs geworden. Bilder, die auch den Kontext zeigen, sind Ausnahmen geblieben. Ob die Bauten auch das Bild von Zug tatsächlich prägen, scheint weniger zu interessieren.

Schade auch, dass bei der Neuauflage auf Pläne verzichtet wurde. Die Beschränkung auf Text und Fotografie wird der Baukultur nur wenig gerecht. Offenbar gelten im Zeitalter des Renderings technische Pläne als «knochentrocken», um die Worte der Gastautorin Sabine Windlin zu verwenden. In ihrem Textbeitrag erläutert sie schwierige Materie, indem sie die aktuellen Raumplanungsstrategien des Kantons Zug umschreibt und Infrastrukturprojekte beleuchtet. Was die sichtbaren Auswirkungen dieser Anstrengungen auf das Siedlungsbild sind, lässt sich im Buch nicht erfahren. Also: Auf nach Zug! Ich vermute, das ist der Anspruch, der die Verfasser des Bautenführers angetrieben hat.

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Von Architektur und Städtebau sind wir alle betroffen. Im Architektur-Blog werden aktuelle Projekte aus Luzern und Zug verhandelt. Er dient Laien und Fachleuten als Diskussionsplattform und macht das regionale Bewusstsein für Baukultur öffentlich.
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