Impfwillige müssen sich noch gedulden

Blick ins Impfzentrum Baar: Hier werden bis zu 1’400 Zuger pro Tag geimpft

Impfen im grossen Stil: Hier in den Gebäuden der alten Spinnerei in Baar läuft's ab Montag rund. (Bild: wia)

Am Montag geht's los. Wo vor wenigen Wochen nur riesige leere Hallen standen, werden Zugerinnen nun gegen Covid-19 geimpft. Man sei bereit, sagen die Verantwortlichen. Doch bis die Kapazitäten ausgeschöpft werden können, dauert es noch.

«Wow, da wurde ja mit chinesischer Geschwindigkeit aufgebaut», sagt einer der Medienschaffenden beeindruckt, während er sich in den grossen Hallen der ehemaligen Spinnerei in Baar umsieht. Hier, wo bis vor wenigen Wochen einfach leere Hallen standen, wurde in kurzer Zeit ein Impfzentrum errichtet, in welchem sich in den kommenden Monaten die Zuger Bevölkerung gegen Covid-19 impfen lassen kann. «Das stimmt», sagt Matthias Winistörfer, der Direktor des Zuger Kantonsspitals, und schmunzelt. «Wir mussten schnell sein. Doch haben wir in Schweizer Qualität gebaut.»

Der Standortentscheid, dass das Impfzentrum in den alten Fabrikhallen an der Lorze aufgebaut werden solle, sei erst am 16. Dezember gefällt worden. Danach hätten die beiden Zuger Spitäler mit Hochdruck am Aufbau gearbeitet. Dies mit der Unterstützung von Eventunternehmen, die unter anderem Zelte und Mobiliar zur Verfügung stellen.

Sieben Tage die Woche impfen lassen

Ab kommendem Montag kann hier die Zuger Bevölkerung geimpft werden, während sieben Tagen die Woche. Doch wer noch nicht 75 Jahre alt ist, muss sich noch in Geduld üben, wie der zuständige Zuger Regierungsrat am Medienanlass erklärt. «Noch ist der Impfstoff sehr begrenzt verfügbar.» Das könne sich jedoch bald ändern, wie Kantonsarzt Rudolf Hauri ergänzt. «Die Zulassungen anderer Hersteller sind auf gutem Weg.» Bisher ist jedoch nur der Impfstoff von Pfizer freigegeben.

Rudolf Hauri betont denn auch: «Das Impfen allein löst das Problem noch lange nicht. Erst wenn etwa 60 Prozent der Bevölkerung geimpft sind, kann man eine Immunität erreichen. Und noch haben wir die notwendigen Impfdosen dazu nicht.» Entsprechend appelliert Hauri, wie er es immer wieder tut, an die Bevölkerung, sich an die Schutzmassnahmen zu halten. Denn: «Wer krank ist, kann sich nicht impfen lassen. Je tiefer also die Fallzahl, desto schneller kann geimpft werden.»

Die Verantwortlichen rechnen damit, dass in den nächsten Wochen alle Menschen über 75 Jahren geimpft werden können, so sie wollen. Parallel dazu läuft bereits jetzt eine mobile Impfaktion in den Zuger Pflege- und Altersheimen.

Der Warteraum des Impfzentrums. (Bild: wia)

Zuerst die Alten, dann die Kranken

In einem zweiten Schritt werden jene Zuger geimpft, die an einer schweren chronischen Erkrankung leiden. Weiter folgen Angehörige besonders gefährdeter Menschen sowie das Gesundheitspersonal.

Es sei zum aktuellen Zeitpunkt schwierig zu sagen, wie schnell alle willigen Zugerinnen geimpft werden können, erklärt Jonas Zollinger, Direktor der Chamer St. Andreasklinik. «Wir rechnen damit, dass sehr bald grössere Impfstoffmengen verfügbar sind, ab diesem Zeitpunkt können schneller mehr Menschen geimpft werden.»

Die Verantwortlichen und das Personal müssen demnach ein hohes Mass an Flexibilität mitbringen. Maximal 700 Erstimpfungen können im Zentrum an einem Tag allein von der Kapazität her durchgeführt werden. Doch da es derzeit an Impfstoff mangelt, geht man davon aus, dass im Januar täglich bis zu 200 Personen behandelt werden können.

Maximale Kapazität von 1'400 Impfungen

Nach drei bis vier Wochen müssen Geimpfte jedoch zur Zweitimpfung antreten. Bei Vollbetrieb mit genügend Impfstoff würde das bedeuten, dass täglich maximal 1'400 Menschen durchs Zentrum geschleust würden. «Bei Vollbetrieb rechnen wir ungefähr mit 100 Vollzeitstellen, die hier beschäftigt werden, sowohl im medizinischen Bereich als auch in der Administration», sagt Matthias Winistörfer, Direktor des Zuger Kantonsspitals. 200 Impfungen täglich entsprächen 20 Vollzeitstellen.

Doch wie kommt man nun zur begehrten Impfung? Per Internet, erklären die Verantwortlichen. Die Seite «Corona Impfung Zug» wird ab kommendem Montag um 9 Uhr verfügbar sein. Dort bucht man, wie bereits bei den Corona-Tests, einen Termin. Jedenfalls, wenn man die Kriterien zur Impfung erfüllt. Im Moment also nur, wenn man älter als 75 Jahre ist. Doch gerade viele ältere Menschen haben keinen Zugang zum Internet. Was nun? Für sie gibt es eine Telefon-Hotline (041 531 48 00).

Wir werfen einen Blick hinein

Werfen wir einen Blick in das Impfzentrum, das hier innert Wochen entstanden ist. Klar beschildert ist der Eingang, an dem kontrolliert wird, ob man überhaupt einen Termin an diesem Tag hat. Weiter geht's zum Check-In. «Man muss darauf gefasst sein, dass man mehrmals kontrolliert wird und seinen Namen angeben muss. Wie am Flughafen», sagt Winistörfer. Dies sei wichtig, damit es keine Verwechslungen gebe.

In der Halle, getrennt durch Plexiglaswände, stehen dutzende Stühle in sicherem Abstand voneinander. Hier warten die Personen, bis sie die einzelnen Impfstationen aufsuchen dürfen. Diese sind mit Vorhängen diskret abgeschirmt.

Der Impfstoff wird in den rechten Oberarm gespritzt, das Ganze dauert kaum eine Minute. Insgesamt jedoch müssen die Zuger mit einer Dauer von 30 bis 45 Minuten rechnen, die sie im Impfzentrum verbringen. Denn erst müssen Formulare ausgefüllt werden und nach der Impfung werden die Personen ausserdem gebeten, noch 15 Minuten sitzen zu bleiben. Dies, falls jemandem nach der Impfung übel werde. Sehr selten komme es ausserdem zu allergischen Reaktionen auf den Impfstoff, wie die Verantwortlichen erklären.

Vergangenen Donnerstag und am Freitag fanden mehrere Testdurchläufe statt. Dies etwa, um festzustellen, ob die Wege für die Bevölkerung klar sind, die Durchläufe reibungslos klappen und ob längere Wartezeiten entstehen als angenommen.

«Ob alles wirklich funktioniert, sehen wir jedoch erst am Montag», so Zollinger.

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