Pandemie sorgt für Boom

Angler ziehen 2020 viel mehr Wels aus dem Sempachersee

Wer Welse fischen will, findet im Sempachersee gute Bedingungen vor. (Bild: zvg)

Im Coronajahr 2020 schossen die Welsfänge im Sempachersee markant in die Höhe. Das ist in erster Linie dem Angler-Trend zuzuschreiben. Laut dem Kanton Luzern gibt es keine Anhaltspunkte, dass der Raubfisch andere einheimische Arten verdrängt.

In den letzten Jahren wurden im Kanton Luzern immer mehr Welse aus dem Sempachersee gefischt. Das zeigt ein Blick in die Fischfangstatistik: Zogen die Fischer seit 2015 jeweils zwischen 1 und 1,5 Tonnen aus dem Gewässer, waren es 2020 rund doppelt so viel.

Damit ist gemäss dem Kanton Luzern aber nicht gesagt, dass tatsächlich viel mehr Welse in Luzerner Gewässern leben. Denn je bessere Fischfänge eine bestimmte Art verspricht, desto attraktiver ist sie für Anglerinnen. Das sei in den letzten Jahren beim Wels der Fall gewesen, hält die Luzerner Regierung in ihrer Antwort auf eine Anfrage von Urs Marti fest.

Corona führte zu Angler-Boom

Der Mitte-Kantonsrat wollte wissen, wie sich die Wels-Population insbesondere im Sempachersee entwickelt und was dies für die Biodiversität bedeute. Standardisierte Untersuchungen zum Fischbestand gibt es keine. Die Luzerner Regierung hält aber fest, dass nicht von einer «Invasion» die Rede sein könne.

Denn die Fangzahlen liessen keinen Schluss auf eine invasive Ausbreitung zu. Zwar haben Angler im Jahr 2020 mit 2,36 Tonnen überdurchschnittlich viele Welse erwischt – das sei aber klar der Coronakrise zuzuschreiben. Denn im Lockdown hatten viele mehr Freizeit und konnten nicht anderen Hobbies nachgehen. So wurden 2020 rund 40 Prozent mehr Patente für den Sempachersee gelöst.

Repräsentativer für die Entwicklung des Bestands sind laut dem Kanton Luzern die Fangzahlen der drei Berufsfischer mit ihren Netzfängen. Denn erstens liegen diese Netze auch nachts und gehen nicht gezielt auf Welse. Bei ihnen blieben die Welsfänge stabil.

Nachts fischen? Kanton winkt ab

Unbestritten ist allerdings: Dem Wels ist es im Sempachersee wohl. Er findet gute Lebensbedingungen und ein grosses Nahrungsangebot vor. Entsprechend vermehrt er sich. Was heisst das für die anderen Fische und Lebewesen im See?

Wie alle eingeschleppten Arten sei auch der Wels als potenzielle Bedrohung der ursprünglichen Artenvielfalt im Sempachersee anzusehen, räumt die Regierung ein. Zu erwarten sei vor allem, dass er mit der anderen grossen Raubfischart, dem Hecht, in gewisse Konkurrenz trete.

Da die Welse einen vielseitigen Speiseplan haben – von Aas über Fische bis zu Wasservögel – und der Sempachersee überdurchschnittlich fischreich ist, gebe es jedoch keine Anhaltspunkte dafür, dass der Wels andere Arten verdränge oder merklich tangiere. Inwiefern er die Artenvielfalt tatsächlich beeinflussen wird, werde allerdings erst mittel- und längerfristig ersichtlich sein.

Eine klare Abfuhr erteilt die Regierung der Idee, das Nachtverbot für Fischer aufzuheben. Zwar würden dadurch mehr Welse aus dem Wasser gezogen, doch dieser minimale Nutzen rechtfertige die negativen Auswirkungen nicht, hält sie in ihrer Antwort auf Urs Martis Anfrage fest. Damit bekräftigt der Kanton Luzern seine skeptische Haltung in Bezug auf die nächtliche Fischerei (zentralplus berichtete).

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