Idee von Gemeinderäten

Schulhaus Guthirt: Altes neu bauen, statt Wiese verbauen

Die Gemeinderäte sehen noch Potenzial am bestehenden Standort Guthirt. (Bild: Andreas Busslinger)

Bereits bevor der erste Bagger aufgefahren ist, bildet sich Widerstand gegen das geplante Schulhaus im Arbach-Quartier. Vier Zuger Gemeinderäte fordern deshalb einen Plan B: Könnte nicht einfach das Schulhaus Guthirt neu gebaut werden?

Die Zuger Schulhäuser platzen aus allen Nähten. Insbesondere jenes im Guthirt-Quartier kommt dem Zuger Bevölkerungswachstum nicht hinterher. Die Stadtzuger Lösung: ein neues Schulhaus auf grüner Wiese direkt an der Grenze zu Baar (zentralplus berichtete). Doch diese Idee überzeugt längst nicht alle.

«Das Schulhaus im Arbach ist nicht ein offensichtlicher Standort», sagt GLP-Gemeinderat David Meyer auf Anfrage. Das Grundstück liege deutlich ausserhalb der Siedlungsgrenze und sei eine Fruchtfolgefläche. Allein die gesetzlichen Anpassungen vorzunehmen, dass die Stadt dort ein Schulhaus auf die Fläche stellen dürfe, dauere vermutlich lange. Hinzu kämen mögliche Einsprachen beim Bauprojekt, die das Schulhaus erneut um mehrere Jahre verzögern könnten. Und beim Standort Arbach ist von Baarer Seite Widerstand programmiert (zentralplus berichtete).

Deshalb kommt unmittelbar die Frage auf: In welchem Zeitraum lässt sich ein neues Schulhaus fürs Guthirt-Quartier realisieren? Die Zeit drängt: Der Bericht zur Schulraumplanung 2020 geht davon aus, dass bereits in den nächsten Jahren zu wenig Platz für die Zuger Schülerinnen herrscht.

Stadt soll Ersatzneubau beim Guthirt prüfen

Eine Situation, die auch die Zuger Gemeinderäte beunruhigt hat. An einem Abend sind Philip C. Brunner (SVP), Benny Elsener (Mitte), David Meyer (GLP) und Patrick Steinle (ALG) deshalb zusammengekommen und haben mögliche Optionen durchgespielt. Alle seien zum Schluss gekommen: «Es ist sinnvoll, parallel die bestehenden Flächen zu prüfen, bevor wir auf grüner Wiese bauen», wie Meyer erzählt. Mit ihrem Postulat beauftragen die parteiübergreifenden Postulanten, dass der Stadtrat externe Büros mit einer Testplanung auf dem bestehenden Standort Guthirt beauftragt.

Das Schulhaus Guthirt sei über die Jahrzehnte Stück für Stück erweitert worden. Einige Bauten würden bereits aufs Ende ihrer Lebensdauer zugehen, weshalb sie sowieso in absehbarer Zeit saniert oder neu gebaut werden müssten. «Es ist nicht sinnvoll, entfernte Standorte zu prüfen, wenn im Zentrum absehbar vieles neu gebaut werden müsste», so der Gedanke.

Verdichten à la Zürich

Als Vorbild diene die Stadt Zürich: «Zürich zeigt, wie man Schulhäuser im Innenstädtischen bauen kann, ohne dass es Abstriche beim Bau oder für die Kinder gibt.» Aufgrund der Zürcher Erfahrungen müsse es eigentlich möglich sein, auf dem bestehenden Guthirt-Areal ein Schulhaus zu bauen, das den angesprochenen Bedarf in der Schulraumplanung abdecke, so Meyer. Notfalls könne die Stadt Zug auch einzelne Teile wie beispielsweise Kindergarten, schulergänzende Betreuung oder die Turnhalle auf einer nahe gelegenen Parzelle realisieren. So beispielsweise auf der Parzelle Lüssiweg 17/19.

Sollte die Stadt Zug den Guthirt-Plan verfolgen, bräuchte die Stadt auch zusätzlichen Platz für den Bau eines Provisoriums. Auch das haben die Gemeinderäte in ihrem Postulat bereits bedacht. Zwar gibt Meyer zu, dass temporäre Bauten unwirtschaftlich seien. «Im vorliegenden Fall muss man das in Kauf nehmen.»

Die schwarz umrahmten Grundstücke könnten für Provisorien oder Teile des Schulneubaus genutzt werden, schlagen die Gemeinderäte vor. (Bild: Screenshot Postulat, Zugmaps)

Als Standort schlagen sie Bauland in der Nachbarschaft vor, das künftig für Wohnungen vorgesehen wäre. So etwa auf der Fläche Luegete/Lüssi. Der Gedanke dahinter: So stellen sie sicher, dass der Bau temporär bleibt. Wegen mehrerer langjährigen Provisorien seien Temporärbauten der Bevölkerung inzwischen ein Dorn im Auge, bemerkt Meyer. «Sie bekommt einen auf Kurzlebigkeit materialisierten Bau vor ihr Zuhause gestellt und müsse dann jahrelang damit leben.» Bestünden für den provisorischen Standort bereits Zukunftspläne wie etwa Wohnungen, würden die Provisorien auch garantiert vorher wieder entfernt.

Doppelte Planung sei günstiger als Gerichtsverfahren

Gleichzeitig Pläne fürs Arbach und fürs Guthirt entwickeln – ist das nicht doppelt gemoppelt? «Überhaupt nicht», entgegnet Meyer. «Mir wäre es lieber, die Stadt hätte zehn Pläne parallel am Laufen.» Gerade Einsprachen würden sich bei Bauprojekten zu einem immer grösseren Risiko entwickeln. «Wenn die Stadt alles auf eine Karte setzt, die so wackelig ist, ist das sehr mutig.» Unterliege die Stadt dann nach langer juristischer Schlacht vor Bundesgericht, stehe Zug vor einem «veritablen Scherbenhaufen» – und immer noch ohne Schulhaus da.

Zwar bleibe bei jedem Standort ein Risiko für Einsprachen. Bei Ersatzneubauten sei dieses jedoch geringer, wie etwa das Schulhaus Herti zeige. Diese Option zu prüfen, sei deshalb keineswegs weggeworfenes Geld: «Verschiedene Optionen zu entwickeln, kostet herzlich wenig verglichen mit einem blockierten Verfahren.» Punkto Kosten möchte Meyer noch keine Prognose wagen, verweist dabei aber aufs Zuger Submissionsrecht: Planungsaufträge im freihändigen Verfahren müssten grundsätzlich unter 150’000 Franken liegen.

Sakrosankt seien die Guthirt-Pläne der Gemeinderäte nicht, wie David Meyer betont. «Sollte die Planung zeigen, ein Ersatzneubau geht nicht, dann ist das auch eine Erkenntnis.» Die Planung wäre trotzdem nicht für die Katz gewesen, wie er findet. Denn dann hätte die Stadt das Argument für den Arbach-Standort, dass es wirklich keine andere Möglichkeit gebe.

Update: In einer früheren Version war vom Standort Aabach die Rede. Es handelt sich aber um den Standort Arbach.

Verwendete Quellen
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