Altersheim reicht Pflege-Plätze für unsichtbares Stockwerk ein

Ein Altersheim in Luzern taucht auf einer kantonalen Liste auf – mit mehr Pflegeplätzen, als es tatsächlich hat. Denn in der Planung ist etwas schiefgegangen.

Redaktion

Konstantin Kreibich

Kaum hat der Kanton Luzern festgelegt, wie viele Betten es in den Altersheimen geben soll, muss er zurückrudern. Im Luzerner Kantonsblatt von letzter Woche steht, das Wohn- und Pflegezentrum Tertianum Sternmatt in Luzern müsse sein Angebot um fünf Plätze reduzieren.

Werden jetzt Pflegerinnen auf die Strasse gesetzt und verlieren Patienten ihre Plätze? Weder noch. Denn die fünf Betten hat es nie gegeben. Tatsächlich hat sich hier jemand verkalkuliert – aber nicht der Kanton.

Die Pflegeheimliste ist ganz frisch

Seit 1. Juni gilt die neue Pflegeheimliste des Kanton Luzern. Alle Pflegeheime und Pflegewohngruppen sind auf ihr aufgeführt mit der Anzahl an Betten, die sie anbieten. Denn Plätze auf der Pflegeheimliste können die Heime mit den Krankenkassen abrechnen.

Etwas über 2800 Plätze befinden sich in der Region Luzern. Im kleinen Pflegeheim Tertianum Sternmatt sind es genau 38 – gemäss Pflegeheimliste. Doch in Wahrheit hat das Wohn- und Pflegezentrum mit ikonischer Form und roter Wandfarbe nur Platz für 33 Betten, sagt Frank Nehlig. Er leitet die Kommunikation der Betreiberin Tertianum.

Betten für ein Stockwerk, das nicht existiert

Der Sprecher erzählt, das Heim habe im letzten Jahr beim Kanton den Antrag gestellt, mit fünf zusätzlichen Betten auf der Pflegeheimliste zu erscheinen. Denn es wollte für Demenzerkrankte mehr Plätze anbieten. Doch wo den Platz hernehmen, wenn die bestehenden Stockwerke bereits voll sind? «Die Idee war, das Haus um eine Etage aufzustocken, um zusätzliche Betten zu betreiben», schreibt Frank Nehlig.

Der Kanton fand den Vorschlag grossartig. Und noch bevor die ersten Steine gesetzt wurden, passte er die Pflegeheimliste an. Diese fünf Betten sollten bis Ende Dezember 2023 realisiert werden, schreibt das Gesundheits- und Sozialdepartement und ergänzt: «Doch in der Planung der zusätzlichen Plätze zeigte sich nun, dass die Platzverhältnisse für die Realisierung dieser fünf Betten zu knapp bemessen waren.»

Platz zu knapp bemessen? Frank Nehlig von Tertianum erklärt: «Nach detaillierten Abklärungen mit den Architekten zeigte sich, dass sich die Aufstockung baulich leider nicht wie vorgesehen realisieren liess.» Also meldete sich das Pflegeheim erneut beim Kanton und informierte, dass aus den zusätzlichen Plätzen nichts wird.

Glück im Unglück für den Kanton Luzern

Nun muss der Kanton die druckfrische Pflegeheimliste also schon wieder anpassen und dem Heim fünf Plätze streichen. An der Gesamtmenge an Pflegebetten in Luzern wird das nichts ändern. Denn während im Sternmatt-Quartier ein Bauprojekt in die Hose ging, wurde anderswo eines fertiggestellt.

Mit dem Anfang 2023 abgeschlossenen Neubau stehen im Pflegezentrum Elisabethen-Park in Luzern fünf zusätzliche Plätze zur Verfügung. Sobald diese Betten auf die Pflegeheimliste aufgenommen sind, können sie belegt werden. Rund 3,5 Vollzeitstellen werden dadurch geschaffen.

Insgesamt ist die Situation in den Altersheimen in Luzern recht entspannt – im Gegensatz zu Zug (zentralplus berichtete). «Das im November 2022 publizierte Monitoring zur aktuellen Planung 2018-2025 zeigt, dass das Angebot an Pflegebetten im Kanton Luzern aktuell ausreichend ist», schreibt das Gesundheits- und Sozialdepartement.

In dem Dokument heisst es, einzig die Kantone Appenzell Ausserrhoden, Basel-Stadt, Schaffhausen, Glarus und Uri würden eine höhere Abdeckungsrate aufweisen als Luzern. Seit 2006 nähert sich der Kanton jedoch tendenziell dem schweizerischen Mittelwert an. Etwas über 5000 Heimplätze gibt es im Kantonsgebiet.

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