Bypass Luzern

Drei Dächer für die A2: Bern und Luzern schwören sich die Treue

Der Projektentwickler Thomas Schneider erklärt einen der drei Entwürfe aus der Testplanung. (Bild: kok)

Die Überdachung der A2 in Kriens sorgt seit Jahren für Debatten. Nach einer erfolgreichen Testplanung reichen sich das Bundesamt und die Verantwortlichen in Luzern erneut die Hand.

Harmonie pur: Bund, Kriens, der Kanton Luzern und der regionale Entwicklungsträger «LuzernPlus» stehen Schulter an Schulter, um ein Problem zu lösen, das die Stadt Kriens als «städtebauliche Wunde» bezeichnet. Diese Botschaft wollten die Verantwortlichen mit Sicherheit platzieren, als sie am Freitag auf dem Krienser Bell-Areal die Ergebnisse einer Testplanung präsentierten.

Es geht dabei um den Autobahnabschnitt zwischen dem Schlund-Tunnel in Horw und dem zukünftigen Südportal des Bypasstunnels bei Kriens Grosshof. Der Bund plant mit dem Bypass Luzern zwei Tunnelröhren durch den Sonnenberg, um die häufig verstopfte Autobahn A2 zu entlasten. Damit soll der Verkehr auf der wohl wichtigsten Schweizer Nord-Süd-Verbindung an der Stadt Luzern vorbeigeführt werden. Die rund zwei Milliarden Franken für das Grossprojekt, dessen Bau schon 2025 starten könnte, zahlt der Bund (zentralplus berichtete).

Die zwei Röhren mit je zwei Fahrstreifen führen von Ibach in Luzern Nord ins Gebiet Grosshof in Kriens. (Bild: Astra)

Dass es eine Umfahrung braucht, ist schon länger politischer Konsens. Wie die Autobahn in Kriens integriert wird, ist aber umstritten. Drei Planungsteams haben daher über ein Jahr lang getüftelt, wie sich das Problem verringern lässt. Im vergangenen März teilten die Teams mit: Eine vollständige Überdachung des Autobahnabschnitts, wie es Kriens gewünscht hatte, sei nicht ihr Mittel der Wahl (zentralplus berichtete). Nun haben die Politiker die Einschätzung bestätigt – und ein Versprechen abgegeben.

Drei Überdachungen für A2 sind geplant

«Erstaunlicherweise haben alle drei Teams unabhängig voneinander gesagt, eine Volleinhausung sei für Kriens nicht ideal», sagte am Freitag die Stadtpräsidentin von Kriens, Christine Kaufmann-Wolf. Der Grund? Eine Überdachung der Autobahn vom Grosshof bis Schlund wäre eine zusätzliche Barriere durch die Stadt. Das werde städtebaulich zum Problem und sei ausserdem sehr teuer, steht im Schlussbericht. 540 Millionen Franken würde das Ganze kosten, schätzt der Bundesrat (zentralplus berichtete).

Alle drei Planungsteams (KCAP/Studio Vulkan, S2L, van de Wetering) schlagen daher drei Teilüberdachungen an den gleichen drei Stellen vor. Eine im Bereich des Südportals beim Grosshof, eine auf der Höhe Allmend und eine im Bereich des Tunnels Schlund. Dabei setzten die drei Büros unterschiedliche Schwerpunkte. Mehr Freiraum und Parkanlagen beim einen, Gebäuderiegel und kubistische Überbauungen bei anderen. Es entsteht jedoch der Eindruck: Grundsätzlich ähneln sich die drei Entwürfe.

Andre Bachmann von «LuzernPlus» bestätigt das. Bereits im März, beim Blick in die Werkstatt, sei er überrascht gewesen, dass sich die Ansätze derart ähneln. Darauf angesprochen, hätten die Planer ihre Entwürfe noch einmal hinterfragt und nun erneut entschieden: Drei Überquerungen über die Autobahn A2 sind die beste Lösung.

Gemeinsam haben die drei Entwürfe zudem Folgendes: Mit queren Verbindungen sollen die Quartiere östlich und westlich der Autobahn besser verknüpft werden. Eines der Planungsteams spricht von einem «neuen kreativen Kulturband zwischen Südpol und Arsenal». Zudem sollen Lärmschutzwände oder Überbauungen an neuralgischen Stellen den Autolärm abschirmen. Die exakte Länge der einzelnen Übergänge unterscheidet sich. Hier geht es zum Schlussbericht.

Partner unterzeichnen zweite Absichtserklärung

Dass es am Freitag planerisch keine grossen Neuigkeiten gibt, muss nicht betrüben. Denn die vier Partner haben etwas getan, was für Regierungspräsident Fabian Peter mindestens genauso wichtig ist wie planerische Fortschritte: Ein Versprechen abgegeben. «Planung ist Planung. Es ist aber schön, wenn man auch bauen kann», sagte Peter, kurz bevor er einen blauen Ordner aus der Tasche zog.

Diese zweite Absichtserklärung (die erste im Jahr 2021 führte zur Testplanung) enthält nun folgende Ziele: In den kommenden drei Jahren soll eine Vertiefungsstudie die Ergebnisse der drei Planungsteams aufnehmen und weiterdenken. Zudem sollen die rechtlichen Schritte beim Kanton und der Gemeinde geklärt und vorbereitet werden. Ausserdem stellt sich die Frage der Kosten.

Von links nach rechts: Fabian Peter (Regierungspräsident), Christine Kaufmann-Wolf (Stadtpräsidentin Kriens), André Bachmann (Präsident «LuzernPlus») und Jürg Röthlisberger (Direktor Astra) mit der Absichtserklärung II. (Bild: kok)

Es soll geklärt werden, was das Projekt kosten wird und wie sich die Kosten zwischen Bund, Kanton und Kriens aufteilen lassen. Fabian Peter deutet an, dass auch eine öffentlich-private Partnerschaft denkbar sei. Sprich, dass private Investoren das Grossprojekt mitfinanzieren. Für die nächsten Schritte hat der Krienser Stadtrat einen Kredit über 640'000 Franken beim Einwohnerrat beantragt. Bund und Kanton wollen sich mit der gleichen Summe beteiligen (zentralplus berichtete).

Erst der Bypasstunnel, dann die Überdachungen der A2

Zeitlich wird der Bypass Luzern mit grosser Wahrscheinlichkeit früher fertig werden als die Dächer. Derzeit läuft das Plangenehmigungsverfahren für das Tunnelprojekt. Abhängig von Einsprachen könnten die Arbeiten schon nächstes Jahr beginnen, zwölf Jahre Bauzeit sind angedacht. Die Überdachungen in Kriens dagegen müssen erst noch ausgearbeitet werden.

Jürg Röthlisberger, Direktor beim Bundesamt für Strassen (Astra), sieht darin kein Problem. «Für ein Projekt, das mindestens hundert Jahre in Betrieb sein wird, sollten zwei, drei Jahre Unterschied zwischen dem fertigen Bypasstunnel und den Überdachungen kein Problem sein.»

Hinweis

Die Ergebnisse der Testplanung können zwischen dem 12. und 26. Januar auf dem Bell-Areal (Halle E) besichtigt werden. Interessierte können einen einstündigen, geführten Rundgang buchen und sich hier anmelden.

Das überparteiliche Komitee «BypassPlus» schreibt in einer Mitteilung vom Freitag, eine zeitliche Staffelung nur zu akzeptieren, wenn die Überdachungen der A2 rechtlich und politisch abgesichert sind. Bedeutet: Die Überdachung kann später gebaut werden als der Tunnel – aber nur, wenn sicher ist, dass sie auch kommt.

Dass es keine Gesamtüberdachung geben soll, wie einst vom Komitee gefordert, sei aber akzeptabel. «Die Teilüberdachung an drei neuralgischen Stellen mit verbindenden Elementen können wir nachvollziehen und scheint uns auch eine städtebauliche Verbesserung und siedlungsverträgliche Lösung zu sein.»

Verwendete Quellen
  • Teilnahme an der Medienkonferenz zur Testplanung
  • zentralplus Medienarchiv
  • Medienmitteilung des überparteilichen Komitees «BypassPlus»
  • Schlussbericht der Testplanung
1 Kommentar
Apple Store IconGoogle Play Store Icon