Martin Paul: Sein Herz schlägt für die 5. Jahreszeit

«Vier Stunden Schlaf sind mir während der Fasnacht fast zu viel»

30 Jahre Engagement für die Fasnacht und noch kein bisschen müde: Der Baarer Martin Paul. (Bild: wia) (Bild: wia)

Während für die meisten Zugerinnen die Fasnacht erst gerade begonnen hat, sind andere bereits seit Monaten im Fasnachtsfieber. So auch Martin Paul. Der Baarer ist seit 30 Jahren Mitglied einer Guggenmusik und engagiert sich auch andernorts. Müde ist er noch lange nicht – trotz wenig Schlaf.

Mittwochnachmittag, das Musikzelt auf dem Platz vor dem Baarer Gemeindehaus steht. Sogar die Dekoration im Innenraum der Beiz wurde bereits angebracht. Noch fehlen kleinere Details, dann ist man bereit für den SchmuDo. Einer der Helfer, die sich für die sogenannte Musighütte engagieren, ist Martin Paul.

Der 58-Jährige wurde in Baar geboren, «schon als Kind war ich mit einer Waschmitteltrommel an der Fasnacht dabei». Dennoch ist es nicht selbstverständlich, dass aus Martin Paul ein Herzblutfasnächtler geworden ist. «Meine Kollegen waren waren damals eher EVZ-orientiert. Auch meine Eltern waren weder grosse Fasnächtler noch sonderlich musikalisch.»

«Pauke ist das, was die spielen, die nichts können.»

Martin Paul, Fasnachts-Aficionado

Vielmehr sei es seine damalige Schwägerin gewesen, die ihn mit den «Minifodrios» vertraut gemacht habe. Er fand gefallen an der Guggenmusig und beschloss, Mitglied zu werden. «Auch ich bin nicht sonderlich musikalisch. Darum spiele ich in der Gugge auch Pauke. Das ist das, was die spielen, die nichts können. Und trotzdem ist es ein wichtiges Instrument», sagt er und lacht.

Mit 30 Jahren Mitgliedschaft zählt er nicht zu den Langjährigsten

30 Jahre sind seit seinem Beitritt in die Guggemusig vergangen. Den Minifodrios hält Paul nach wie vor die Treue. «Zwar bin ich mittlerweile das zweitälteste Mitglied, doch sind neun von den 22 Aktiven schon länger dabei als ich», sagt Paul, der seit einigen Jahren als Präsident der «Gugge» amtet.

Mit der eher geringen Zahl an Mitgliedern käme man, gerade an kleineren Auftrittorten und in Beizen, gut klar. «Wir verfügen in jedem Register über ein, zwei Personen, die musikalisch stark sind und andere mittragen können. Früher spielte die halbe Feldmusik bei uns mit.» Entsprechend gross sei das musikalische Repertoire mit insgesamt 40 Stücken. Dennoch stellt die eher kleine Zahl an Mitgliedern ein Risiko dar: «Fallen nur ein paar unserer Musiker bei den Auftritten aus, wirds bereits eng.»

Die Fasnacht hat sich verändert

Für Martin Paul hat die Fasnacht längst begonnen. In den letzten Wochen war er im Rahmen der Vorfasnacht an verschiedenen Anlässen anzutreffen. Ausserdem ist er Teil des Komitees der Beizenfasnacht und organisiert jährlich den Chappe-Abig. «Es handelt sich dabei um einen Ball, der ein Zwischending bildet zwischen dem gediegenen Räbechüngball und den Minifodrios-Bällen, die wir früher fürs eher jüngere Publikum organisierten.» Letztere sind schon längst Geschichte.

Das Fasnachtstreiben habe sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. «Früher waren die Bälle am Montagabend proppenvoll. Heute nimmt niemand mehr den Fasnachtsdienstag dafür frei.» Und weiter: «Auch gibt es heute viel weniger Beizen, in denen die Gruppen spielen und verweilen können. Das ist unter anderem ein Grund, weshalb wir die Musighütte ins Leben gerufen haben.»

Auch bei den Guggenmusigen habe sich die Situation stark verändert. «Früher gab es in Baar 17 Guggen, heute sind es deren fünf.» Die Gesellschaft und der Zeitgeist verändere sich, sagt Martin Paul achselzuckend. Er hat den Wandel der Zeit, den Wandel des Dorfs akzeptiert. Auch wenn ihm nicht alle Entwicklungen gefallen.

Spielt Pauke, weil er sonst kein Instrument beherrscht: Der Baarer Martin Paul. (Bild: zvg)

Ein Chrampfer, der lieber im Hintergrund bleibt

Die meisten Mitglieder der Minifodrios sind zwischen 50 und 60 Jahre alt. «Es ist deshalb schwierig, junge Interessenten für unsere Gugge zu gewinnen.» Schlimm findet das Martin Paul nicht. «Wir haben uns mit diesem Umstand abgefunden. Auch wenn ich natürlich jeweils froh bin, wenn niemand von den bestehenden Mitgliedern seinen Austritt gibt. Es wäre schön, wenn es uns noch fünf, zehn Jahre gäbe.»

Martin Paul «chrampft» gerne im Hintergrund. Dass zentralplus explizit mit ihm spicht, ist ihm sichtlich unangenehm. «Es gibt so viele Leute, die sich genauso wie ich für die Baarer Fasnacht engagieren. Ausserdem kann man nur im Team etwas bewirken», betont er.

Wer schläft, verpasst die Fasnacht

Die Zeit zwischen Schmutzigem Donnerstag und Aschermittwoch stellt für passionierte Fasnächtler einen regelrechten Marathon dar. Viele machen das zwar als junge Erwachsene mit, lassen es nachher jedoch ruhiger angehen. Nicht so Martin Paul. Die vielen Auftritte, Anlässe, Kafi Schnäpse und Menschen machen ihm kaum zu schaffen.

«Natürlich werden die kommenden Tage anstrengend. Gerade der Sonntag hat es jeweils in sich. Wenn man bis 6 Uhr früh unterwegs ist und dann um 10.30 wieder zum Apero der Fasnachtsgesellschaft eingeladen ist.» Dann folgt ein grosses Aber: «Ich bin gemeinsam mit den Aktiven der Minifodrios alt geworden. Diese Zeit ist für mich so schön. Und so lange man etwas gern macht, darf es auch ein wenig anstrengend sein», sagt Paul. «Kommt dazu: Ich schlafe grundsätzlich wenig. Wenn ich an der Fasnacht also zu vier Stunden Schlaf komme, ist mir das fast schon zu viel. Diese Zeit geht mir von der Fasnacht verloren.»

Seit 30 Jahren ist Martin Paul Mitglied der Baarer Guggenmusig Minifodrios. (Bild: zvg)
Verwendete Quellen
  • Persönliches Gespräch mit Martin Paul
  • Besuch der Musikhütte beim Aufbau
  • Website Minifodrios
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