Hallenbad-Debatte im Grossen Gemeinderat Zug

SVP will weiterhin um den Standort Oeschwiese kämpfen

Die Zuger Oeschwiese: Hier sollen sich in wenigen Jahren Badegäste tummeln. (Bild: Markus Mathis)

Die Stadt Zug sucht nach einem geeigneten Standort für ein neues Hallenbad. Die SVP glaubt allen Widerständen zum Trotz, diesen bereits gefunden zu haben.

Es lächelt der See, er ladet zum Bade. Er tat es – wie es Schiller einst treffend formuliert hatte – auch am Dienstagnachmittag. Bloss war der lächelnde See für die Zuger Gemeinderätinnen nur durch die Fenster des Regierungsgebäudes sichtbar, während sie, auf dem Trockenen sitzend, übers Schwimmen diskutierten.

Konkret ging es dabei um zwei Vorstösse zum Thema Oeschwiese und Hallenbad, beide stammen aus dem Hause SVP. Denn bekanntlich wird in der Stadt Zug derzeit wie wild nach einem geeigneten Standort für ein dringend benötigtes Hallenbad gesucht. Geht es nach der SVP, wäre die Oeschwiese, die direkt an den Zugersee grenzt, der ideale Standort dafür. Eine Idee, mit der sich auch andere Parteien, etwa die FDP oder die GLP, hätten anfreunden können. Jedenfalls bis zur Antwort des Stadtrates.

Hindert ein Bundesgerichtsurteil das Vorhaben tatsächlich?

Ein Hallenbad auf der Oeschwiese sei wegen eines Bundesgerichtsurteils nicht möglich, erklärte dieser. Die Umzonung der Oeschwiese in eine Zone für öffentliche Bauten wäre nur gegen den Willen der Eigentümerschaft möglich, die den Entscheid bis vor Bundesgericht gezogen habe (zentralplus berichtete).

Die städtische Exekutive sieht deshalb auf dem Gaswerkareal hinter dem KBZ-Schulhaus oder im Gebiet «Im Sumpf» bessere Möglichkeiten für das Unterfangen.

Für die Antwort der Exekutive zeigte SVP-Fraktionschef Roman Küng während der Debatte im Grossen Gemeinderat (GGR) wenig Verständnis. Er erklärte, er habe selber das achtseitige Bundesgerichtsurteil durchgelesen, auf welches sich die Antwort des Stadtrats stütze. «Dass eine andere Nutzung ausser der Strandbaderweiterung nicht in Frage kommen könnte, habe ich nirgends gelesen», gab er zu bedenken.

Der Oeschwiesen-Vorstösse ist noch nicht genug

So kam es, dass die SVP während der GGR-Debatte einen weiteren Vorstoss zum Hallenbad auf der Oeschwiese aus dem Hut zauberte. Der Name des Postulats: «Geht nicht – gibt’s nicht». Mit diesem möchte die SVP veranlassen, dass der Stadtrat ein Rechtsgutachten von unabhängiger Stelle erarbeiten lässt, um zu prüfen, ob ein Oeschwiesen-Hallenbad tatsächlich ausser Frage steht.

Ein zweiter Vorstoss der SVP wurde am Dienstag im GGR besprochen. Und auch dieser traf beim Stadtrat auf wenig Sympathie. Die Partei wollte mit dem Postulat «Oeschwiese subito – jetzt» ebendiese Wiese in ein Badeprovisorium verwandeln. Tatsächlich liegt das Feld seit Jahren brach respektive erfreut höchstens jene Tiere, die das Gras erhalten, das mit ausgezeichneter Seesicht wachsen durfte.

Noch immer ist das Feld fürs Volk nicht zugänglich

Diese Wiese also, welche die Stadt 2019 für rund 5 Millionen Franken gekauft hatte, sollte, so der Wunsch der SVP, bis zum Zeitpunkt der effektiven Strandbaderweiterung der Bevölkerung zur Verfügung gestellt werden. Die Bauarbeiten beginnen nämlich gemäss heutiger Planung erst 2025.

«Ich bin überzeugt: Jeder Zuger Bauunternehmer wäre in der Lage, diesen öffentlichen Platz für wenige zehntausend Franken umzusetzen. Es bräuchte nicht viel. Man müsste eine Rasenfläche ansäen, ein paar Holzstege montieren, den Zaun öffnen, fertig», äusserte sich SVP-Gemeinderat Philip C. Brunner am Dienstag dazu.

Auch andere Fraktionen hätten eine offene Wiese begrüsst

Das sah auch die SP so, welche von einer vertanen Chance sprach. Denn bereits 2019, nach dem Erwerb der Wiese, hätte sich der Stadtrat Gedanken über eine Zwischennutzung machen können, fanden die Sozialdemokraten. «Der Anspruch für eine vollumfängliche Strandbaderweiterung bestand ja nicht, eine Vergrösserung der Liege- und vor allem der Spielwiese wäre schon ein grosser Gewinn gewesen. Auch wenn kein englischer Rasen vorhanden ist», äusserte sich Gemeinderätin Esther Ambühl. Auch GLP-Gemeinderat David Meyer sprach davon, dass ein Provisorium eher «eine Frage des Willens» sei.

«Es ist eine der schlechtesten Antworten, die ich in meiner politischen Karriere erhalten habe.»

Philip C. Brunner, Zuger SVP-Gemeinderat

Gemäss Stadtrat ist die Sache jedoch nicht so einfach. Ein Badeprovisorium sei nicht möglich, da der Zugang zum Wasser etwa über eine brüchige Ufermauer führe und daher gefährlich sei, erklärte der zuständige Stadtrat Urs Raschle. Die teilweise Sanierung der Mauer, die Herrichtung der Wiese sowie das Erstellen von Duschen und Stegen wären mit beträchtlichen Kosten verbunden. Zudem fehle es derzeit an Bademeistern (zentralplus berichtete).

Mit der Antwort des Stadtrats gab sich die SVP nicht zufrieden. Gemeinderat Philip C. Brunner äusserte sich leicht entnervt: «13 Monate hat der Stadtrat zur Beantwortung unseres Vorstosses gebraucht, nur um uns in einer eineinhalbseitigen Antwort zu sagen, dass das nicht geht.» Und er polterte weiter: «Es ist eine der schlechtesten Antworten, die ich in meiner politischen Karriere erhalten habe.»

Die SVP in neuem Licht

Trotz kurzer Polterei: In der Debatte um Oeschwiese und Hallenbad profiliert sich die SVP von einer eher ungewohnten Seite. Das wurde auch von anderen Parteien bemerkt. «Ganz entgegen dem in den Medien porträtierten Image der SVP als Verhinderer und Nein-Sager zeigt sich die Stadtzuger SVP von ihrer besten Seite und versucht, mit konkreten Vorschlägen Lösungsansätze zu teils verzwickten Problemen aufzuzeigen», lobte GLP-Gemeinderat Daniel Marti.

So viel jedenfalls ist klar: Die unendliche Geschichte, die sich um die Oeschwiese rankt, ist noch nicht ganz ausgestanden. Auch wenn sie durch die hoffentlich baldige Strandbaderweiterung in wenigen Jahren ein Ende finden dürfte. Es ist zu hoffen, dass die Causa Hallenbad nicht ebenfalls zur unendlichen Geschichte verkommt.

Verwendete Quellen
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