Kuriose Kandidaten für Luzerner Wahlen

Sogar ein Ex-Playmate und ein Cowboy steigen ins Rennen

So präsentierte sich Yolanda Egger früher. (Bild: Archivbild: zvg)

Ende April finden im Kanton Luzern die Kommunalwahlen statt. Auf der Kandidatenliste der Stadt Luzern finden sich einige interessante Namen. Darunter etwa ein bekannter Schönheitschirurg – oder eine Frau, die für Hugh Hefner blankzog.

Die Stadt Luzern hat am Freitag die Namen der Kandidaten für die Wahl des Grossen Stadtrats veröffentlicht. Auf den 16 Listen finden sich 341 Namen. Lokale Kulturgrössen, Schönheitschirurgen, ehemalige Nacktmodels – die Parteien senden einige spannende Persönlichkeiten ins Rennen um die 48 Sitze des Stadtparlaments.

zentralplus hat sich einige davon genauer angeschaut.

Von den 149 kandidierenden Frauen ist eine Yolanda Egger. Die Berufsbeschreibung «Journalistin» wird ihr eigentlich nicht gerecht. Sie ist eine Frau mit einiger Lebenserfahrung. Durch Schönheitswettbewerbe bekannt geworden, liess sie sich Mitte der 80er-Jahre für den Playboy ablichten und wurde gar einmal Deutschlands Playmate des Jahres. Nach der Modelkarriere wurde sie für einige Jahre Rennfahrerin (zentralplus berichtete).

Heute ist sie Verlegerin eines Magazins und Lebensberaterin. Es ist nicht ihr erster Ausflug in die Politik: 2008 sass sie für rund ein halbes Jahr für die FDP im Horwer Einwohnerrat. Nun tritt sie für die SVP an.

Wieso nicht ein Cowboy

Für die SP tritt Sam Pirelli Bieri an. Mit der ominösen Berufsbezeichnung «Kulturtäter» lässt dieser bereits auf der Liste durchblicken, dass er nicht so leicht kategorisierbar ist. In früheren Jahren Sprecher der Hausbesetzerszene, will er heute in den Grossen Stadtrat von Luzern. Sam Pirelli Bieri, seines Zeichens Cowboy, Gitarrist, Korrektor und DJ, scheint hauptberuflich Gegner des Schubladendenkens zu sein (zentralplus berichtete).

Ebenfalls auf der Liste der SP findet sich Fabian Achermann. Wer an Themen rund um das Problem der Fangewalt beim FCL interessiert ist, wird ihn kennen. Achermann ist Stellenleiter der Fanarbeit in Luzern. Sein Name tauchte zuletzt häufig in den Medien auf, insbesondere in Bezug auf die neuen, kontroversen Kollektivstrafen (zentralplus berichtete).

Fabian Achermann von der Fanarbeit Luzern im Gärtchen der Zone 5. (Bild: jdi)

Politik als Familienbusiness

Wie so oft bei Wahlen, finden sich auch bei den diesjährigen Grossstadtratswahlen Kandidaten, deren Familienmitglieder ebenfalls politisch aktiv sind. So beispielsweise bei Lukas Blaser, Kandidat der FDP. Er ist der Sohn von Vincenz Blaser und Regula Huber. Vater Blaser ist Luzerner Staatsschreiber, Mutter Huber leitet die Kommunikation im kantonalen Bildungs- und Kulturdepartement.

Für die Mitte sollen unter anderem zwei Trümpfe aus der Gastroszene stechen. Pius Suter, Gastgeber des Landgasthofs Adler, will in Zukunft zwischen seinem Restaurant in Buchrain und Luzern pendeln. Patrick Grinschgl, sein Kontrahent und Parteikollege, sollte ihm indessen bekannt sein. Grinschgl ist Co-Präsident des Interessenverbands Gastro Luzern.

Mit Sonnenenergie durch Europa

Bekanntheit erreichte auch Alessandra Sorrentino. Die Kandidatin der SP durchquerte in 61 Tagen 18 Länder und legte über 10’000 Kilometer zurück – mit dem Solarvelo. Zusammen mit Pirmin Bütler modifizierte sie zwei Elektrovelos, sodass diese mit Sonnenenergie betrieben werden konnten (zentralplus berichtete).

Alessandra Sorrentino und Pirmin Bütler vor ihren Solarvelos. (Bild: Archivbild: zvg)

Eine weitere Anwärterin auf die 48 Sitze ist Anouschka Barrus. Die SP-Frau ist Inhaberin der Bar Houdini, einer Institution der Luzerner Bar-Szene, die seit gut zehn Jahren ihren Namen darin behauptet. Insgesamt ist Barrus seit mehr als dreissig Jahren in der städtischen Gastronomie tätig.

Anzug und Krawatte statt weissen Kittel

Die «Lucerne Clinic» ist den meisten Luzernern ein Begriff. Ob Brustvergrösserungen, Tattoo-Entfernungen oder ein «Mommy Makeover», die Schönheitsklinik lässt kaum Wünsche offen. Nun will ihr Chefarzt, Jürg Häcki, in die Politik. Der plastische Chirurg, der auch in der «Praxis Zugersee» tätig ist, tritt für die SVP zur Wahl an.

Künftig Berichte statt Brüste studieren: Schönheitschirurg Jürg Häcki will in die Politik. (Bild: Mirjam Oertli)

Ein spannender Name auf der Liste der Grünen ist Rebekka Sommerhalder. Sie ist vor allem durch den Kleiderladen «Glore» bekannt, von welchem sie Inhaberin ist. In ihrem Geschäft beim Löwengraben verkauft Sommerhalder nachhaltige Mode. Zuletzt war «Glore» wegen finanziellen Problemen in den Medien. 2023 musste deshalb der Zweitstandort in Zürich geschlossen werden (zentralplus berichtete).

Männlich, weiblich, non-binär

Wie die Stadt Luzern mit der Publikation der Liste mitteilt, sind von den 341 Kandidaten 191 männlich, 149 weiblich und eine Person non-binär. Bereits letztes Jahr hat die Stadt das dritte Geschlecht in ihren Statistiken zu den Wahlen berücksichtigt.

Die Stadt anerkenne das dritte Geschlecht in seinen Wahlstatistiken vor allem aus Respekt vor den betroffenen Personen, wie Christian Spieler, Leiter Wahlen und Abstimmungen der Stadt Luzern, sagt. Es sei dieselbe Person wie im vergangenen Jahr. Doch auf den Listen selbst ist das Geschlecht der Kandidierenden nicht vermerkt (zentralplus berichtete).

Hinweis: In einer ersten Version stand, dass Regula Huber die Kommunikation beim städtischen Kulturdepartement leitet. Das ist falsch. Huber leitet die Kommunikation im kantonalen Bildungs- und Kulturdepartement. Die Textstelle wurde entsprechend korrigiert.

Verwendete Quellen
  • Kandidatenliste Grossstadtratswahlen Luzern
  • Telefonat mit Christian Spieler, Leiter Wahlen und Abstimmungen der Stadt Luzern
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4 Kommentare
  • Profilfoto von Hanspeter Flueckiger
    Hanspeter Flueckiger, 09.03.2024, 13:09 Uhr

    Die Selbstüberschätzung gewisser Selbstdarsteller erachte ich durchaus als Schwank in hoffentlich kurzem Akt.

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  • Profilfoto von Stefan Holzer
    Stefan Holzer, 09.03.2024, 12:49 Uhr

    "Mommy makeover" – wie menschenverachtend kann plastische Chirurgie sein? Dahinter steckt nichts anderes als die (vermutlich stark männlich geprägte) Vorstellung, dass eine Frau nach einer Geburt gleich auszusehen habe, wie vor der Geburt. Krankhafter Schönheitswahn. Es wundert wenig, dass jemand der sowas anbietet für die SVP kandidiert.

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    • Profilfoto von marsumarsu
      marsumarsu, 10.03.2024, 13:37 Uhr

      Es ist jeder Frau freigestellt ob sie das will oder nicht will.
      Einfach mal die Augen aufmachen um zu sehen, wieviele hübsche und junge Frauen in solchen Kliniken ein- und ausgehen
      Und noch was, auch Männer sind mittlerweile ein gutes Klientel von Schönheitschirurgen.
      Der vorhergehende Post scheint mir etwas scheinheilig zu sein.

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  • Profilfoto von Igor Pavlovic
    Igor Pavlovic, 09.03.2024, 11:57 Uhr

    Schade, dass man Yolanda Egger auf das reduziert, was sie vor 40 Jahren gemacht hat. Sie hat noch viel mehr gemacht und ist eine super spannende Persönlichkeit. Macht doch mal ein Interview mit ihr. Dann merkt ihr wie klug und erfahren sie ist.

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