Kanton Luzern als Arbeitgeber

Mehr Lohn – aber nicht mehr Ferien oder Vaterschaftsurlaub

Arbeiten am Strand? Für Angestellte des Kantons Luzern derzeit wohl kaum denkbar. (Bild: Fotalia)

Der Kanton Luzern will auf dem Arbeitsmarkt konkurrenzfähig bleiben. Trotzdem stellen sich sowohl die Regierung wie auch der Kantonsrat gegen diverse Vorschläge, um als Arbeitgeber attraktiver zu werden.

Der Fachkräftemangel greift auch beim Kanton Luzern um sich. Deshalb will die Regierung Massnahmen ergreifen. Vergangene Woche stellte sie Pläne für ein revidiertes Lohnsystem vor. Es soll flexibler gestaltet sein und der maximale Lohn soll an den Durchschnitt der Deutschschweizer Kantone angeglichen werden. «Damit soll der Kanton Luzern mittelfristig auf dem Arbeitsmarkt konkurrenzfähig bleiben», hiess es in einer Mitteilung des Finanzdepartements (zentralplus berichtete).

Die Regierung will die Minimal- und Maximallöhne in verschiedenen Lohnklassen erhöhen. Zudem sollen Lohnsteigerungen während des Arbeitsverhältnisses künftig flexibler möglich sein. Ausserdem werden die kantonalen Angestellten, wenn alles nach dem Plan der Regierung läuft, künftig mindestens 50'400 Franken pro Jahr verdienen. Das erklärte Ziel der Regierung: Den Kanton als Arbeitgeber attraktiver machen.

Grüne wollen vier Wochen Vaterschaftsurlaub und sechs Wochen Ferien

Doch wenn es um andere Massnahmen geht, welche ebenso zu diesem Ziel beitragen könnten, ist die Regierung deutlich weniger unternehmensfreudig. Konkret geht es um Vorschläge der Grünen, welche im Oktober 2022 mehrere Vorstösse einreichten (zentralplus berichtete). So etwa ein Postulat von Kantonsrat Samuel Zbinden (Sursee), der vier Wochen Vaterschaftsurlaub für Kantonsangestellte fordert. Der Kanton verfüge bei der Arbeitgeberattraktivität über einen Wettbewerbsnachteil gegenüber vielen konkurrierenden grossen Arbeitgebern, erklärte Zbinden seinen Vorstoss. «Eine Erhöhung des Vaterschaftsurlaubs würde diese Attraktivität gerade für junge Arbeitnehmende verbessern.»

Kantonsrätin Korintha Bärtsch (Luzern) will sechs Wochen Ferien für Kantonsangestellte. «Eine moderne, leistungsfähige und verantwortungsbewusste Verwaltung muss seinen Mitarbeitenden ausreichend Erholungszeit bieten», begründete Bärtsch ihren Vorstoss. Bärbel Horat (Kriens) wiederum verlangt, dass alle neu zu besetzenden Stellen der Verwaltung auch in einem Teilzeitpensum ab 60 Prozent angeboten werden.

Regierung stellt sich dagegen

Die Regierung lehnt die meisten Forderungen der Grünen ab – obwohl die Exekutive beispielsweise in ihrer Antwort auf ein Postulat der ehemaligen Grünen-Kantonsrätin Gertrud Galliker-Tönz schreibt, es sei ihr «ein grosses Anliegen, die Attraktivität des Kantons Luzern als Arbeitgeber weiter zu fördern». Galliker-Tönz wollte mehr familienunterstützende Massnahmen für Angestellte. Die Regierung beantragte, anders als bei den anderen Grünen-Vorstössen, das Postulat teilweise erheblich zu erklären.

Zur Forderung von vier Wochen Vaterschaftsurlaub meinte die Exekutive, das sei nur eine der Möglichkeiten, die Attraktivität als Arbeitgeber und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erhöhen. In diesen Bereichen habe der Kanton bereits verschiedene Massnahmen umgesetzt. Beispielsweise eine hohe Selbstverständlichkeit für Teilzeitarbeit und flexible Arbeitszeitmodelle. Die vier Wochen Vaterschaftsurlaub lehnte die Regierung ab.

Sie hielt aber fest: «Sofern sich ein allgemeiner Trend, insbesondere bei den Kantonen, hin zu einem längeren Vaterschaftsurlaub ergibt, kommen wir gerne darauf zurück.» Bärtschs Forderung von sechs Wochen Ferien stellte sich der Regierungsrat unter anderem mit der Begründung entgegen, der Kanton Luzern liege mit seiner Ferienregelung im Schweizer Durchschnitt aller Arbeitgeber.

Bürgerliche schiessen Grünen-Vorschläge ab

Der Kantonsrat unterstützt die Regierung nun in ihrem Kurs. Am vergangenen Montag diskutierte das Parlament über die Vorstösse und folgte den Anträgen der Regierung. Die Mitte, FDP und SVP stimmten fast geschlossen gegen die vier Wochen Vaterschaftsurlaub. Die sechs Wochen Ferien für Kantonsangestellte lehnte zudem auch die GLP-Fraktion geschlossen ab. Die Bürgerlichen fürchteten negative Auswirkungen auf die Privatwirtschaft und Wettbewerbsverzerrung, wie die «Luzerner Zeitung» berichtet. Bärbel Horats Vorstoss, alle Stellenausschreibungen auch als Teilzeitpensen auszuschreiben, ging der Regierung zu weit, wie Finanzvorsteher Reto Wyss während der Debatte sagte. Es müsse weiterhin möglich sein, 100-Prozent-Anzeigen zu schalten.

Damit sind die Anliegen der Grünen mit der erwähnten Ausnahme vom Tisch. Anders eine Forderung von SVP-Kantonsrat Guido Müller (Ebikon). Er hatte den Regierungsrat aufgefordert, zu prüfen, mit welchen Massnahmen Kantonsangestellte zur Erhöhung ihres Pensums motiviert werden können. Das Parlament findet die Idee gut und erklärte das Postulat am Montag teilweise erheblich.

Verwendete Quellen
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3 Kommentare
  • Profilfoto von Helen
    Helen, 28.06.2023, 18:50 Uhr

    Frau Bärtsch muss sich darauf einstellen, dass wenn sie zur Stadträtin gewählt würde, sie dann keine Ferien hätte. Schwieriger, intensiver Job; immer auf Achse.
    Lieber Kanditatur nochmals überlegen; 6 Wochen Ferien oder keine, oder paar Tage Ferien

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  • Profilfoto von Marie-Françoise Arouet
    Marie-Françoise Arouet, 28.06.2023, 08:32 Uhr

    Die eine der beiden Beamtenparteien betreibt Klientelpolitik und demonstriert ihrem Stammelektorat Fürsorglichkeit, wie stets mit Geld, das ihr nicht gehört. Hier sind es die Kantonsangestellten. Frau Bärtsch als Stadtratskandidatin lockt damit auch den städtischen Angestellten mit Wohltaten und betreibt so frühen Wahlkampf.

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  • Profilfoto von Karl
    Karl, 27.06.2023, 18:21 Uhr

    Unwahrscheinlich diese Forderungen der Linken.
    Ich arbeite in der Privatwirtschaft und bin jenseits von dem was sie für sich fordern
    Ich müsste es aber ihnen mit meinen Steuern bezahlen

    Übrigens: da mir die Arbeit sehr gut gefällt, Verantwortung habe, sehe ich keinen Grund zu wechseln.
    Ich weiss aber, welche Parteien ich im Herbst wähle

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