Luzern: So soll der Spagat gelingen

Komitee sagt: Määs-Initiative torpediert grünes Inseli nicht

Das Initiativkomitee der Määs-Initiative (von links): Andreas Felder (Mitte), Lisa Zanolla (SVP), Thomas Gfeller (SVP), Marija Bucher (FDP) und Rico De Bona (Präsident IG LHMM). (Bild: mik)

Bürgerliche Parteien und Määs-Macher wollen die beliebte Herbstmesse um jeden Preis auf dem Inseli behalten. Möglich machen soll dies eine Volksinitiative – und notfalls ein Kompromiss.

Im Herbst heisst es wieder «S'esch Määs z Lozärn». Bis 2027/28 bleibt der beliebte Anlass wie gewohnt auf dem Inseli. Doch wegen Bauprojekten fürs «grüne Inseli» und für den Durchgangsbahnhof wird die Chilbiveranstaltung voraussichtlich vom Inseli verschwinden müssen – was für viel Empörung sorgte (zentralplus berichtete).

Nicht mit uns, sagen sich Bürgerliche, Määs-Macher und Wirtschaftsverbände. Mit einer Initiative fordern sie von der Stadt, dass die früheren Abstimmungsversprechen eingehalten werden. Dazu muss man wissen: 2017 stimmte die Stadtbevölkerung der Inseli-Initiative der Juso zu, nachdem der Stadtrat zu Protokoll gegeben hatte, dass die Määs auch bei einem Ja weiterhin am gleichen Ort durchführbar sei (zentralplus berichtete).

Alte Versprechen einlösen

Für Rico De Bona, Präsident der IG Luzerner Herbstmesse und Märkte, ist die Määs-Debatte ein Déjà-vu: Die IG wurde vor rund 50 Jahren gegründet, als die Määs vom Inseli auf die Allmend ziehen sollte. Nach einer Welle der Entrüstung vonseiten der Stadtluzerner Bevölkerung verblieb die Määs jedoch an ihrem angestammten Platz. Deshalb hofft De Bona nun erneut auf ein starkes Zeichen der Bevölkerung, damit die Määs auf dem Inseli bleiben kann.

Denn genau das ist infrage gestellt. Der Stadtrat hat im Januar bekannt gegeben, dass eine konsequente Umsetzung der Inseli-Initiative dem Erhalt der Määs am bisherigen Standort in die Quere kommt. Dabei stützte er sich auf eine Machbarkeitsstudie mit mehreren Varianten (zentralplus berichtete).

Initianten zeigen sich kompromissbereit

Das bürgerliche Initiativkomitee beteuerte am Dienstag, dass sein Vorhaben nicht darauf abziele, die Juso-Initiative zu torpedieren. «Wir gehen davon aus, dass die damals gemachten Versprechen wesentlich zum Abstimmungsergebnis beigetragen haben», so der Mitte-Grossstadtrat Andreas Felder. «Deshalb fordern wir nun, dass diese Versprechen gehalten werden.»

«Ein lebendiges Inseli ist nicht nur eine grüne Parkanlage.»

Marija Bucher, Co-Präsidentin FDP

Man sei durchaus kompromissbereit, ergänzt Marija Bucher, Co-Präsidentin der FDP Stadt Luzern. Damit sowohl die Määs- als auch die Inseli-Initiative umgesetzt werden kann, würden die Schaustellerinnen etwas kürzertreten. Gemäss dem Initiativ-Text darf daraus aber «kein Attraktivitätsverlust» resultieren.

Durchgangsbahnhof schliesse Inseli-Määs nicht aus

Wie soll das gehen, wenn der Stadtrat keinen Spielraum sieht, um beides zu haben – grünes Inseli und Määs? Für das Komitee ist klar, dass die vom Stadtrat favorisierte Variante weitergeht als im damaligen Abstimmungstext gefordert: «Ein lebendiges Inseli ist nicht nur eine grüne Parkanlage», so Bucher. «Statt Asphalt gäbe es verschiedenste Materialien, mit denen einzelne Projekte oder schwere Bahnen trotzdem aufgestellt werden könnten», erklärt Schaustellerin und SVP-Politikerin Lisa Zanolla.

Zur Erinnerung: In der Machbarkeitsstudie wurden nebst der rein grünen Inseli-Variante noch zwei weitere in Betracht gezogen. Die eine will den gesamten Carparkplatz in einen Kies- oder Schotterplatz umwandeln, die andere ersetzt den Betonboden jeweils zur Hälfte mit Rasen und einem Schotterplatz (zentralplus berichtete). Auf eine der beiden Varianten will sich das Initiativkomitee nicht festlegen. «Sie zeigen aber, dass eine Lösung für die Määs möglich wäre», so Felder.

Im Video erklären die Initiatinnen, wieso die Määs so wichtig ist.

Der grüne Inseli-Park ist indes nur ein Stolperstein für die Määs, die jährlich zwischen 350'000 und 400'000 Besucher anlockt. Für den Stadtrat ist klar, dass während des Baus des Durchgangsbahnhofs keine Grossveranstaltungen in dessen Nähe stattfinden können. Dieses Argument lassen die Initianten aber nicht gelten. Vonseiten der Stadt hiess es, das Inseli als Grünfläche solle zum Zeitpunkt der Bauarbeiten bereits verfügbar und zugänglich sein. Die Durchführung der Määs sei deshalb ebenfalls nicht ausgeschlossen, findet Thomas Gfeller, SVP-Fraktionschef im Grossen Stadtrat.

Alternative zum Inseli? Gibt's für die Initianten nicht

Sollte der Bahnhof-Umbau trotzdem die Määs vom Inseli vertreiben, würde eine ganze Generation mit einer Määs an einem anderen Standort aufwachsen. Nimmt man ihren Mitgliedern mit der Initiative nicht die Flexibilität zur Gestaltung «ihrer» Määs? «Das kann man durchaus so sehen», räumt Thomas Gfeller ein. Andernfalls würde man jedoch mit dem Inseli-Verlust eine Tradition vernichten. Marija Bucher sieht es genau gegenteilig: «Wenn der Stadtrat jetzt schon sagt, dass die Määs wegmuss, blockt er alle Diskussionen ab.»

Die Initianten peilen 3'500 Unterschriften an – nötig wären 800. «Wir sind sehr zuversichtlich, diese Stimmen zusammenzubekommen», sagt SVP-Grossstadtrat Gfeller. Ebenso gross ist die Zuversicht, dass sowohl die Inseli- als auch die Määs-Initiative umgesetzt werden kann. «Wir haben keinen Plan B. Dieser muss nun vom Stadtrat kommen.»

Verwendete Quellen
  • Website zur Määs-Initiative
  • Teilnahme an der Medienkonferenz
  • Gespräche mit Thomas Gfeller, Lisa Zanolla und Marija Bucher
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5 Kommentare
  • Profilfoto von Hansi
    Hansi, 31.03.2022, 22:16 Uhr

    Das Inseli fürs Volk

    Die Määs auf die Allmend

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  • Profilfoto von Konsuma
    Konsuma, 30.03.2022, 12:41 Uhr

    Jöh, haben wir Probleme? Ein Kind muss also mit 8 oder 10 Jahren feststellen, dass es wegen dem Bau des Durchgangbahnhofs die Määs nie auf dem Inseli erleben konnte. Es hat aber sicher irgendwo Magenbrot, ,Zuckerwatte erhalten und ist auf bestimmt auf verschiedenen Bahnen gefahren. Bleiben wir doch auf dem Boden. Der Bahnhof muss gebaut werden.

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  • Profilfoto von Michel von der Schwand
    Michel von der Schwand, 30.03.2022, 08:23 Uhr

    Wahlkampf-Dauerschwurbler-Welle verursacht durch Bratwurst- und Autoscooter-Fetischisten, die nichts Besseres zu tun haben. Der Inseli-Nonsens gewisser Protagonisten grenzt an Sauglattismus und hat mit Politik, geschweige mit Stadtentwicklung rein gar nichts mehr zu tun. Die aufgeführten Personen sind Verhinderer und gehören nicht mehr in die Politik. Bitte zurücktreten. Danke.

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    • Profilfoto von martin.vonrotz
      martin.vonrotz, 30.03.2022, 09:03 Uhr

      Der einzige Dauerschwurbler hier sind Sie! Wenn bekannt gewesen wäre dass die Määs nicht mehr auf dem Inseli Platz hat, wäre die Initiative NIE angenommen worden!

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      • Profilfoto von Michel von der Schwand
        Michel von der Schwand, 30.03.2022, 09:26 Uhr

        Und den Blödsinn glauben Sie tatsächlich. Sie befinden sich in der Endlos-Dauerschwurbler-Welle.

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