Analyse zur Abstimmung in Luzern

Airbnb-Initiative: SP gelingt der Politcoup des Jahres

Die Freude bei der SP ist gross. (Bild: ewi)

Die Stadt Luzern hat die Airbnb-Initiative gutgeheissen. Damit werden die Anbieter von Ferienunterkünften massiv eingeschränkt. Es ist eine faustdicke Überraschung. Eine Analyse.

Deutlich spricht sich die Luzerner Stadtbevölkerung für eine Eindämmung von Airbnb aus. 64 Prozent stimmten am Sonntag dafür (zentralplus berichtete). Das ist mehr als nur erstaunlich, es ist eine Sensation. Nirgendwo in der Schweiz wird der US-amerikanische Anbieter von Ferienunterkünften, der in den letzten 14 Jahren wuchs wie kaum eine andere Unterkunftsplattform, künftig so eingeschränkt sein wie in Luzern. Was das Ja für die Vermietung von Ferienwohnungen genau bedeutet, muss nun im politischen Prozess ausgearbeitet werden.

Linken Kreisen um die SP und dem Mieterverband ist etwas gelungen, womit wohl auch bei ihnen nur die grössten Optimisten gerechnet hatten. Denn selbst den Grünen war die Initiative zu radikal (zentralplus berichtete). Der Stadtrat, Hotelbetreiber und Luzern Tourismus sahen ein, dass Airbnb Schranken gesetzt werden sollten. Aber bitte nicht zu sehr. Sie unterstützten den Gegenvorschlag, der aber zu viele Fragen offen liess.

Unbehagen gegenüber Tourismus bleibt gross

Im Nachhinein ist klar: Die Befürworter des Gegenvorschlags haben die Initiative unterschätzt. Denn in Luzern gibt es nach wie vor ein grosses Unbehagen gegenüber den Auswüchsen des Tourismus. Viele Einheimische verspüren nach zwei Jahren Pause vom Massentourismus keine grosse Lust, wieder Szenen wie vor der Pandemie zu erleben. Damals war der Schwanenplatz ein grosser Umschlagplatz für asiatische Touristengruppen und darum vielen Luzernerinnen ein Dorn im Auge.

Mit der Airbnb-Initiative gab es in Luzern ein Vehikel gegen dieses Unbehagen, das auch vom Timing her genau passte. Denn das Ja zum Anliegen beruht nicht nur auf der ablehnenden Haltung gegenüber dem Massentourismus. Es ist auch der Wohnungsnot geschuldet. In den vergangenen Wochen machten vermehrt Schlagzeilen die Runde, dass es in der Schweiz immer schwieriger wird, eine Wohnung zu finden.

Auch Luzern ist da keine Ausnahme. Und dass Airbnb den Einheimischen Wohnraum wegnimmt, ist eine Tatsache, auch wenn es sich um eine vergleichsweise bescheidene Zahl handelt. Meldungen wie diejenige, dass am Schlossberg künftig ein ganzes Wohnhaus nur für Airbnb-Gäste zur Verfügung steht statt für Einheimische, ist Wasser auf die Mühlen von Airbnb-Gegnern (zentralplus berichtete).

Wenig Einfluss auf Massentourismus und Wohnungsnot

Kurios ist in der ganzen Debatte, dass die Annahme der Initiative weder die Auswüchse des Massentourismus noch die Wohnungsnot gross beeinflussen wird. Das Geschäftsmodell des Unterkunftsgiganten setzt auf Individualtourismus. Also auf diejenigen Gäste, welche die Stadt Luzern eigentlich vermehrt begrüssen möchte.

Reisegruppen übernachten nicht in Airbnb-Unterkünften. Sie werden ihren Weg weiter unbeirrt an den Schwanenplatz finden. Davon ist zumindest auszugehen, wenn die asiatischen Gäste wieder vermehrt nach Europa reisen. Und auch die Wohnungsnot wird durch die Annahme kaum gelindert. Verglichen am Wohnungsangebot in der ganzen Stadt Luzern sind die paar Hundert Wohnungen, welche auf Airbnb angeboten werden, ein Tropfen auf den heissen Stein.

Der SP und ihren Mitinitianten kann es egal sein. Sie haben ein Unbehagen in der Bevölkerung ausgemacht. Und dieses gilt es ernst zu nehmen. Der Partei ist damit ein Coup gelungen – und das zu Beginn des Wahljahres.

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