Luzern sagt Ja zu Einschränkungen

Airbnb-Initiative: Die Sorge wegen Wohnungsnot ist gross

Das Ergebnis zur Airbnb-Initiative fiel überraschend deutlich aus. (Bild: ewi)

Die Würfel bei der umstrittenen Airbnb-Initiative sind gefallen. Die Stadt Luzern stimmt der Initiative deutlich mit 64 Prozent Ja-Stimmen zu.

64 Prozent der Luzerner Stimmbevölkerung haben am Sonntag Ja gesagt zur Airbnb-Initiative von SP, Juso, Mieterverband und Casafair. Den Gegenvorschlag des Stadtrats, den alle Parteien ausser die SP unterstützten, versenkte die Bevölkerung hingegen. Die Stimmbeteiligung lag bei 34,6 Prozent.

Das Abstimmungsergebnis ist ein Paukenschlag für die Stadt Luzern. Aus politischer wie auch aus touristischer Hinsicht. Politisch, weil die SP mit einem Wähleranteil von rund 27 Prozent sehr weit über die eigene Basis hinaus Personen für ihr Anliegen gewinnen und mobilisieren konnte (zentralplus berichtete). Touristisch, weil Luzern bald das strikteste Airbnb-Reglement der Schweiz haben wird.

Grosser Jubel beim Initiativkomitee

Im Lager des Initiativkomitees ist die Freude überschwänglich. Selbst SP-Schweiz-Co-Präsident Cédric Wermuth mischte sich am Sonntagnachmittag unter die Feiernden beim Posito-Kiosk an der Bundesstrasse, was die Bedeutung dieses Erfolgs aus Sicht der SP unterstreicht. Und tat seine Freude gleichzeitig auf Twitter kund.

SP-Grossstadtrat Mario Stübi, treibende Kraft im Initiativkomitee, rechnete nicht damit, dass das Ergebnis so deutlich ausfallen wird. Wie er im Gespräch mit zentralplus sagte, überrascht ihn vor allem auch, dass der Gegenvorschlag keine Mehrheit fand – obwohl dieser bei den Parteien breit abgestützt war. «Die anderen Parteien haben heftig an der Bevölkerung vorbeipolitisiert», bilanzierte er.

«Die Bevölkerung ist besorgt wegen der Wohnungsknappheit. Und wir können diese Bedenken nachvollziehen.»

Manuela Jost, Baudirektorin Stadt Luzern

Er sieht im klaren Resultat die Sorge der Luzernerinnen widerspiegelt, dass Wohnraum in der Stadt immer knapper und teurer wird. Zwar räumt er ein, dass die erfolgreiche Initiative das Problem der Wohnungsnot und der steigenden Mietpreise nicht im Alleingang beheben wird. «Aber Airbnb ist ein Treiber der Wohnungsnot. Insbesondere in einer Touristenstadt wie Luzern.»

Stadt steht vor herausfordernder Umsetzung

Gleich wie Mario Stübi interpretierte auch Baudirektorin Manuela Jost das Abstimmungsergebnis an einer Medienkonferenz: «Die Bevölkerung ist besorgt wegen der Wohnungsknappheit. Und wir können diese Bedenken nachvollziehen.» In den vergangenen Wochen machte das Thema Wohnungsnot national wiederholt Schlagzeilen und sorgt an der laufenden Session des Parlaments für eine Flut von Vorstössen.

Der Stadtrat steht derweil vor einer grossen Herausforderung: der Umsetzung der Initiative. Dafür hat er nun ein Jahr Zeit. Dabei prüft die Stadtregierung zwei verschiedene Wege. «Es gibt den langen und den kurzen Weg», fasst Jost diese zusammen. Der lange Weg geht über eine Anpassung der Bau- und Zonenordnung (BZO), wie es auch das Initiativkomitee vorgesehen hat. Dieser Weg verspricht eine sichere Rechtsgrundlage für die Umsetzung der Initiative, doch kann er sich über mehrere Jahre hinziehen. Einsprachen, Beschwerden und das langwierige Bewilligungsverfahren über die Regierung könnten die Umsetzung massiv verzögern.

Behörden wollen möglichst rasch Klarheit schaffen

Der schnelle Weg geht über ein Reglement – wie es im Gegenvorschlag des Stadtrats vorgesehen war. «Ein Reglement können wir innerhalb eines Jahres erarbeiten und umsetzen», sagte Deborah Arnold, Co-Leiterin Stadtplanung, an der Medienkonferenz. Doch stellt sich hier die grosse Frage nach der Bestandesgarantie für die heutigen Anbieter von Ferienwohnungen. Und es braucht Massnahmen, die verhindern, dass Airbnb-Vermieter ihre Wohnungen während 90 Tagen im Jahr vermieten und die restlichen Monate leer stehen lassen.

Manuela Jost betont: «Uns ist es ein grosses Anliegen, möglichst rasch Klarheit zu schaffen.» Das soll die Unsicherheit bei den Anbieterinnen beheben und gleichzeitig auch dem Bedürfnis der Stadtbevölkerung gerecht werden. Mario Stübi bläst ins gleiche Horn: «Wir bieten Hand für eine schnelle Umsetzung, auch wenn es nicht über die BZO ist.»

Offen bleibt heute die Frage, wie sich der Entscheid der Luzerner auf den Tourismus auswirken wird. Manuela Jost äussert Bedenken, weil sich Luzern als Ganzjahresdestination etablieren will. Die auf 90 Tage beschränkte Vermietungsdauer von Ferienwohnungen komme diesem Ziel in die Quere. Gelassener sieht es Mario Stübi, der im Ergebnis eine grosse Chance für Hotels in der Stadt sieht. Und Städte wie Barcelona, München oder Amsterdam seien bei Touristen nach wie vor sehr beliebt, obwohl es dort noch viel striktere Airbnb-Regulierungen gibt.

Verwendete Quellen
  • Webseite der Stadt Luzern
  • Besuch der Medienkonferenz
  • Gespräch mit Mario Stübi
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


17 Kommentare
  • Profilfoto von Marie-Françoise Arouet
    Marie-Françoise Arouet, 13.03.2023, 06:03 Uhr

    Zählen eigentlich Urban Fryes Containerbau und die ihm gratis zur Verfügung gestellte Liegenschaft auch als Airbnb, so wie er sie zumindest am Beginn auf den Markt gebracht hat? Oder sind das Studentenwohnungen? Oder Asylantenheime? So oder so resultiert ein schöner Gewinn, der aktuell durch den Kanton abgesichert wird. Jeder Vermieter weiss schliesslich, dass er mit Asylantenunterkünften auf der sicheren Seite steht. Nicht jeder beschimpft dafür den Kanton.

    👍5Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎1Daumen runter
    • Profilfoto von Gruesse vom Einhorn Schlachthaus
      Gruesse vom Einhorn Schlachthaus, 13.03.2023, 09:07 Uhr

      Hier sehe ich wieder unselige Wahrheiten vom Stapel gelassen, die so das Dogma empfindlich stören könnten und somit ideologisch sofort ausgeblendet werden müssen (oder aber mit Spontandemo in Basel enden). Das wäre ja dann hochgradig als unmoralisch zu taxieren. Und gerade dort hat Rot-Grün ja den unerbittlichen, fast schon theokratisch anmutenden Anspruch, unfehlbar und mit Absolutheit überlegen zu sein. Gerade und auch der heilige Urban als Phalanx dieser gegenaufklärerischen Entwicklung.

      👍3Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
      • Profilfoto von Kommentarschreiber
        Kommentarschreiber, 13.03.2023, 17:51 Uhr

        Ich weiss zwar nicht, was der Frye und die Grünen mit dieser Initiative am Hut haben, die haben diese Initiative ja überhaupt nicht mitgetragen und waren für den Gegenvorschlag. Aber eben, alles was dem Bitterli und seiner Kameradschaft politisch nicht in den Kram passt, ist wenigstens ein gefundenes Fressen für exzessive Feindbildbewirtschaftung, aber was soll’s……

        👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Marie-Françoise Arouet
    Marie-Françoise Arouet, 12.03.2023, 21:29 Uhr

    Die Stadt braucht dringend eine nicht kleine Anzahl von attraktiven Wohnungen im obersten Preissegment, um zahlungskräftige Einwohner in die Stadt zu ziehen. Niemand kann sich eine Verkriensung Luzerns wünschen.

    👍7Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎1Daumen runter
    • Profilfoto von Kasimir Pfyffer
      Kasimir Pfyffer, 12.03.2023, 22:19 Uhr

      Die Stadt hat schon heute sehr viele «zahlungskräftige Einwohner» – ein Blick auf die Steuereinnahmen von Privaten und den sehr erfreulichen Budgetüberschuss 2022 genügt. Ohnehin gibt es null Zusammenhang zwischen dem AirBnB-Verbot und solventen Mietern. Letztere verticken ihre Bleibe nämlich nicht an Touristen. Aber wie dem auch sei, die Verkriensung schleicht sich möglicherweise schon in Ihre eigene Rede, denn «zahlungskräftige Einwohner» heissen auf Krienser Politikflautendeutsch bekanntlich «gute Steuerzahler», und die sollen angeblich alles richtigen. Hmm, ob das die Rückkehr des Verdrängten ist? Bitterli ein verlorener Sohn des Gallivaters?

      👍2Gefällt mir👏1Applaus🤔0Nachdenklich👎7Daumen runter
  • Profilfoto von Kommentarschreiber
    Kommentarschreiber, 12.03.2023, 20:01 Uhr

    Gut so!

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎6Daumen runter
  • Profilfoto von Politicus Nonsensius
    Politicus Nonsensius, 12.03.2023, 18:02 Uhr

    Und wieder so eine unnütze Propaganda-Initiative, welche die Roten dazu missbrauchen, um ihre achso normalbürgerfreundliche Gesinnung in die Welt hinaus zu propagandieren! In Tat und Wahrheit gibt es durch die angenommene Initiative genau 0,0% mehr bezahlbaren Wohnraum in der Stadt und das Wohnungsangebot wird genau um 0.0% erhöht. Fazit: Alle Probleme bleiben gleich.

    Zusammengefasst kann gesagt werden, dass alles, was von Juso, SP, Syna oder den anderen Genossen kommt, hauptsächlich der medienwirksamen Eigendarstellung dient. Im Grunde genommen sind die Roten unter sich ganz glücklich und die Interessen der Normaldenkenden denen ganz egal. Man will schliesslich unter sich bleiben……

    👍8Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎8Daumen runter
    • Profilfoto von Waesmeli-Sepp
      Waesmeli-Sepp, 12.03.2023, 19:22 Uhr

      Ihr Name ist Programm. Mehr gibt es zu Ihrem Kommentar nicht zu sagen.

      👍3Gefällt mir👏2Applaus🤔0Nachdenklich👎5Daumen runter
    • Profilfoto von Sven
      Sven, 12.03.2023, 20:27 Uhr

      Sind Sie Airbnb Vermieter? Ich stimme mitte-rechts, aber bei dieser Initative hätte ich auch ja gestummen. Wir brauchen den Wohnraum für unsere Bevölkerung, die Touristen sollen ins Hotel oder in die Jugi oder eine echte Ferienwohnung in den Bergen.

      👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎6Daumen runter
  • Profilfoto von Roli Greter
    Roli Greter, 12.03.2023, 17:34 Uhr

    Juhuu, mehr Tagestouristen in mehr Cars 🤓

    👍8Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎3Daumen runter
  • Profilfoto von Kasimir Pfyffer
    Kasimir Pfyffer, 12.03.2023, 15:32 Uhr

    Ein guter Tag für alle, die in der Stadt zur Miete wohnen!

    👍5Gefällt mir👏0Applaus🤔3Nachdenklich👎7Daumen runter
    • Profilfoto von Christian Scherrer
      Christian Scherrer, 12.03.2023, 16:15 Uhr

      Warum?

      👍9Gefällt mir👏0Applaus🤔2Nachdenklich👎3Daumen runter
      • Profilfoto von Roli Greter
        Roli Greter, 12.03.2023, 16:59 Uhr

        Sie müssen nur drei Monate woanders unterkommen…

        👍6Gefällt mir👏2Applaus🤔0Nachdenklich👎4Daumen runter
  • Profilfoto von Marie-Françoise Arouet
    Marie-Françoise Arouet, 12.03.2023, 14:40 Uhr

    Die Stadt wird immer illiberaler, wie es leider bei dieser Gentrifizierung durch auf die Bourgeois-Bohémiens und die Studenten von Winsel-Fächern ausgerichtete Klientelpolitik vorläufig erwartbar ist.
    Anzunehmen ist, dass die 4/9 der Stimmberechtigten, die die Initiative angenommen haben, selber gerne mal eine Städtereise mit Ferienwohnung unternehmen.

    👍9Gefällt mir👏2Applaus🤔1Nachdenklich👎7Daumen runter
    • Profilfoto von PSCHT
      PSCHT, 12.03.2023, 17:03 Uhr

      Ja, auch am Schwanenplatz drehen die Uhren weiter. Willkommen in der Gegenwart. Man kann dem nun aus Frust natürlich einfach ein dubios klingendes, politisches Konstrukt nachsagen oder man erkennt die Realität der Zeit an und gestaltet sie auf sinnvolle Weise mit. Das bleibt allein Ihre Entscheidung.

      👍3Gefällt mir👏1Applaus🤔1Nachdenklich👎7Daumen runter
    • Profilfoto von Gruesse vom Einhorn Schlachthaus
      Gruesse vom Einhorn Schlachthaus, 12.03.2023, 20:00 Uhr

      Winsel-Fächer. Muahaha. Geht das unter geistiges Eigentum oder darf ich das weiterverwenden?

      👍7Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
      • Profilfoto von Marie-Françoise Arouet
        Marie-Françoise Arouet, 12.03.2023, 22:43 Uhr

        Einigen wir uns auf das Gesamtprogramm der Soz-Schule, Gender-Studies und diejenigen Geisteswissenschaften, die woke heruntergewirtschaftet wurden mit postcolonial, critical race, women, Provenienz und anderen „studies“. Also alles, wo nicht voraussetzungsfrei geforscht, sondern in selbstangemasster Opferrolle gewinselt und gebettelt wird. Dann gebe ich den Begriff gerne frei.

        👍7Gefällt mir👏0Applaus🤔1Nachdenklich👎4Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon