«Big Buisness auf Kosten der Luzerner»

SP empört sich über Airbnb-Neubau an Maihofstrasse

An der Maihofstrasse 8 werden neu gebaute Wohnungen nun unter dem Namen «Liv-Suites» auf Airbnb vermietet. (Bild: ewi)

An der Maihofstrasse 8 werden Wohnungen statt an Studenten, auf Airbnb an Geschäftsleute vermietet. SP-Grossstadtrat Mario Stübi ist empört – und verweist auf eine anstehende Abstimmung zum Thema.

Eigentlich sollten an der Maihofstrasse 8 in der Stadt Luzern fünfzehn 2,5-Zimmer-Wohnungen für Studenten entstehen, gleich über einem neuen indischen Restaurant namens «Urban Spice». Doch wie es scheint, haben die Nachbarn diese Vision verhindert. Ob ihre Beschwerden bis vor Bundesgericht, die Situation besser gemacht haben, ist fraglich.

Denn nun werden alle fünfzehn Wohnungen auf dem Onlineportal «Airbnb» angeboten, berichtet die«Luzerner Zeitung» am Montagmorgen. Der Bauherr verteidigt sich, und macht die über zweijährige Bauverzögerung aufgrund der Einsprache verantwortlich. Seine Bank habe von ihm «mehr Geld oder ein gutes Konzept» verlangt.

Bauherr vermietet an Gourmindia AG

Er vermietete darum den gesamten Neubau an die «Gourmindia AG». Die Firma aus der Gastronomie- und Hotelbranche plante: Drei Wohnungen für Touristen, zwölf Wohnungen als temporäre Vermietungen für Menschen, die zwischen 6 und 12 Monaten in der Stadt leben und ein indisches Restaurant im Erdgeschoss.

Am Haus prangt jetzt der Schriftzug «Liv-Suites». Die möblierten Kurzzeitapartments für Touristen und Geschäftsleute werden für bis zu 550 Franken pro Nacht auf «Airbnb» angeboten. Monatlich beträgt der Mietzins laut einer anderen Website 3000 bis 3500 Franken. Noch vor drei Jahren, sagte der Bauherr gegenüber der «Luzerner Zeitung» er wolle Wohnraum für Studenten bauen. Für etwa 1400 Franken Miete monatlich.

Doch die Verzögerungen durch die Beschwerde hätte ihn finanziell in die Enge gebracht. Das Projekt sei während der 2,5 Jahre 20 Prozent teurer geworden, erklärt er. So sei die Entscheidung an «Gourmindia AG» zu vermieten zustande gekommen. Er verdiene letztlich nicht mehr damit.

Die Initianten der Airbnb-Initiative laufen heiss

Die Causa kommt knapp zwei Monate vor der Abstimmung zur «Airbnb-Initiative» in Luzern (zentralplus berichtete) auf. Mit dieser Initiative fordert die SP, dass Wohnungen in der Stadt Luzern maximal 90 Tage pro Jahr an nicht in Luzern gemeldete Personen vermietet werden dürfen. Für Mario Stübi, SP-Grossstadtrat und Präsident des Mieterinnen- und Mieterverbands Luzern, ist die Maihofstrasse 8 ein weiteres Beispiel für verfehlte Wohnraumpolitik.

SP-Grossstadtrat Mario Stübi möchte die gewerbliche Airbnb-Vermietung von Wohnungen in der Stadt Luzern unterbinden. (Bild: bic)

«Wenn durch eine Verzögerung, der Ursprungszweck nicht mehr erfüllt werden kann, muss man fragen: War das Projekt für den Zweck geeignet?» Besser wäre wohl eine Sanierung der Liegenschaft gewesen. Bestehende Substanz zu nutzen sei der günstigste Weg, bezahlbaren Wohnraum zu erhalten, erklärt der SP-Politiker.

Das Problem der Wohnungsnot müsse angegangen werden, ergänzt er. «Wir haben in der Stadt Luzern 0,88 Prozent Leerwohnungen. Es fehlt den Luzernern an Wohnraum.»

Auch längerfristige, temporäre Vermietungen sind fraglich

Dass «Gourmindia AG» ausdrücklich mitteilt, den Grossteil der Wohnungen längerfristig an Geschäftsleute vermieten zu wollen, lässt Stübi kalt. Diese Wohnungen könnten nicht dauerhaft von Luzernern gemietet werden und würden den Wohnungsnotstand somit nicht lindern.

Ausserdem erhöhe ein solches «Big Business auf Kosten der Luzerner» das Mietpreisniveau im ganzen Quartier. Deswegen warnt der SP-Politiker auch vor dem Gegenvorschlag des Stadtrats. Die Stadt legalisiere so, «dass in Quartieren gewerbliche Airbnb-Wohnungen betrieben werden dürfen.» Stadtrat und Stadtparlament schlagen eine Obergrenze von Airbnb-Apartments pro Quartier vor.

«Seit sich der Tourismus von der Pandemie erholt hat, nimmt die Anzahl an Airbnb-Wohnungen stark zu. Besonders bei Neubau-Projekten fällt das immer wieder auf», diagnostiziert Stübi mit Verweis auf eigene Recherchen auf der Website «Airbnb». Doch die neusten Daten wolle die Stadt wegen des bevorstehenden Abstimmungskampfs nicht veröffentlichen.

Eine Anfrage zur Einsicht der Daten zu Airbnb-Vermietungen im Jahr 2022 von zentralplus wird bei der Stadt Luzern zurzeit geprüft.

Verwendete Quellen
  • Artikel in der «Luzerner Zeitung»¨
  • Telefonat mit Mario Stübi, SP-Grossstadtrat und Präsident des Mieterinnen- und Mieterverbands
  • Website des Mieterinnen- und Mieterverbands, Informationen zum Vorstand
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10 Kommentare
  • Profilfoto von Mathias Rellstab
    Mathias Rellstab, 11.01.2023, 08:14 Uhr

    Der Besitzer wollte 2,5-Zimmer-Wohnungen für 1400 Franken an Studenten vermieten. Welcher Student kann sich das leisten? Wohl die Allerwenigsten. Für mich klingt deshalb die proklamierte ursprüngliche Absicht des Eigentümers nicht sehr glaubwürdig.

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  • Profilfoto von Roland
    Roland, 10.01.2023, 21:24 Uhr

    Alle machen gerne Ferien in anderen Städten, nur zu uns soll niemand kommen. Neidkultur und immer nur ich, ich und nochmals ich! Die SP der Stadt Luzern will das Rad zurück drehen als es noch die Planwirtschaft gab. Regulierung ja, sicher das ist notwendig – aber ein Verbot à la SP, nein danke!

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  • Profilfoto von Libero
    Libero, 09.01.2023, 14:12 Uhr

    Der Eigentümer wählt die für ihn einfachste und lukrativste Variante.
    Fünfzehn 2,5-Zimmer Wohnungen ergeben auch an normale Mieter*innen einen guten Ertrag.
    Im Interesse der Luzerner-Mieter und auch unserer Hotellerie müssen wir der Airbnb-Initiative zustimmen.
    Ältere, in der Pflege, im Detailhandel und Gastgewerbe tätige Personen finden in der Stadt Luzern kaum noch Wohnraum.
    Wollen wir jede Woche Fremde (wie Kriminaltouristen) in unseren Quartieren?
    Wir wollen freundliche Nachbarn, die wir kennen!
    Wir stimmen am 12. März 2023 Ja für die Airbnb-Initiative.

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    • Profilfoto von Kommentarschreiber
      Kommentarschreiber, 09.01.2023, 14:32 Uhr

      Ich auch….

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    • Profilfoto von Ärbi Anbi
      Ärbi Anbi, 09.01.2023, 15:36 Uhr

      Die Airbnb-Initiative ist nichts mehr als ein typischer linker Propaganda-Furz! Es kostet alle einfach mal wieder mehr Aufwand, verhindert das effektive Problem jedoch genau nullkommanull. Wie meistens, bei Neid-Initiativen von JUSO, SP und Linksgrün.
      Die Airbnb-Initiative bezieht sich hauptsächlich auf Paragraph 7 des Gesetzes über die Niederlassung und den Aufenthalt im Kanton Luzern. Also mietet künftig eine Ärbienbi GmbH die Wohnung und bietet die Zimmer zur Untervermietung an. Zack, Initiative bzw. deren Ideologie umgangen.

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      • Profilfoto von Kommentarschreiber
        Kommentarschreiber, 09.01.2023, 16:03 Uhr

        @Ärbi Anbi
        Rechtsbürgerliche Abzockermentalität und neoliberale Schlaumeierei ist auch eine Ideologie.

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        • Profilfoto von Christian Scherrer
          Christian Scherrer, 11.01.2023, 12:39 Uhr

          Es gibt dafür einen Markt und Hausbesitzer bedienen sich in diesem Markt. Des Weiteren wäre es an der Zeit, dass man zur Kenntnis nimmt, dass die allermeisten Immobilien, welche in privatem Besitz sind, der Altersvorsorge dienen. Ich gebe Ihnen aber recht, in der Regel argumentieren Rechts, wie Links mit deren marktfremden Ideologien, welche die Gesellschaft nicht weiterbringen. Eine differenzierte Betrachtung ist auch hier angebracht. Sie können davon ausgehen, dass der Eigentümer nicht x-facher Multimillionär ist. Diese Immobilie sichert nicht nur Altersvorsorge sondern auch Einkommen. Deshalb ist der Vorwurf in Bezug auf Neid-Initiative schon auch berechtigt. Es ist nicht Sache von Eigentümer gesellschaftliche Probleme zu lösen. Oder nehmen Sie gerne einen Einkommensverlust in Kauf?

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    • Profilfoto von Gabriel
      Gabriel, 09.01.2023, 16:48 Uhr

      Kriminaltourismus?! Wovon reden Sie denn da?! Ihr Pathos ist sehr schwach. Ich wohne in der Stadt und die Nachbarn, die ich habe (eine Gruppe junger Studenten), spielen laute Musik und konsumieren ständig Drogen, einer ihrer Freunde war betrunken und hat meine Schuhe gestohlen! Das ist doch in Ordnung, oder?! Aber die Schweizer Familie aus Lausanne, die nach Luzern kommt, sind die Kriminellen?! Und die Singapurer sind wahrscheinlich Kriminelle, weil sie anders aussehen, oder?! SP hat sich auf eine Art persönlichen Rachefeldzug gegen den Tourismus begeben und das Traurige ist, dass sie kein Problem damit haben, dies mit Lügen, Manipulationen und billiger Rhetorik zu erreichen.
      Wie Hans Christian Andersen schrieb – Der König (SP) ist nackt

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  • Profilfoto von Hegard
    Hegard, 09.01.2023, 12:59 Uhr

    Für was brauchen Studententen eine 2,5 Wohnung? 20m2 Studio genügt vollkommen.
    Dies wäre eher für ein Rentnerpaar

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  • Profilfoto von Ärbi Anbi
    Ärbi Anbi, 09.01.2023, 12:44 Uhr

    Das nennt man freie Marktwirtschaft! Der Staat hat bei Privateigentum kicht dreinzureden. Punkt!

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