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Schächtentaler Runde über den Höch Pfaffen

Wildwest-Gefühle auf unmarkierten Urner Wanderwegen

  • Bewertung★★★★★★★★★★
  • 769 m
  • 769 m
  • 7,2 km
  • Dauer●●●●●●
  • Technik●●●●●●
Da kein markierter Weg besteht, müssen Steinmännchen den Weg in Richtung der Schächentaler Windgällen weisen. (Bild: hch)

Eine abenteuerliche Wanderung führt vom Mettener Butzli über den Berglichopf zum Höch Pfaffen. Die nicht markierte Rundtour vor den markanten Schächentaler Windgällen bietet Wildwest-Feeling pur. Es ist sicher nicht falsch, zuvor einen Fährtensuchkurs bei Old Shatterhand zu absolvieren.

Vom Mettener Butzli hatte ich bisher noch nie gehört. Diesen Tipp nehmen wir aber gerne auf, zumal das Wandergebiet am Fuss der immer wieder eindrücklichen Windgällen liegt. Erst jedoch gilt es, dahin zu kommen: Ab der Klausenpassstrasse führt eine gebührenpflichtige Strasse hoch zum Fuss der Schächentaler Windgällen.

Sind die ersten fünf Kilometer noch gut befahrbar, geht es danach nur noch im Schrittempo, der Allradantrieb ist auf der steilen Schotterstrasse gefordert (siehe Routendetails). Neuwagenbesitzer parkieren daher besser bei der Alp Mettenen und gehen die letzten 2,5 Kilometer zu Fuss, zumal die Wanderung zwar intensiv, aber nicht besonders lange ist.

Während knapp zwei Monaten werden auf der Mettenen rund 80 Kühe gesömmert, davon während zwei Wochen auf dem Butzli. Um diese Jahreszeit aber gehört die Gegend ganz den Freizeitsportlern. Beliebt ist die Gegend neben Wanderern auch bei Kletterern, die von hier aus Routen wie «Butzliläll» oder «z'Schlanggä Unghyyr» angehen.

Nicht zum letzten Mal vom Weg abgekommen

Unsere Wanderroute führt vom Parkplatz erst steil über das Geröllfeld hoch. Markierungen sind keine vorhanden, jedoch sind mehrere Wegspuren erkennbar. Man sollte sich dabei rechts halten, um nicht versehentlich vor einer Kletterwand anzukommen.

Ziel des ersten Abschnitts ist eine markante Rinne, die ziemlich genau 200 Meter senkrecht über dem Butzli durch das Felsband führt. Beim steilen Aufstieg über das Geröllfeld machen wir uns gedanklich schon mal aufs Steinsurfen beim Abstieg gefasst, nur um oben angekommen festzustellen, dass ein anderer Pfad im eleganten Bogen um das Geröllfeld herumgeführt hätte. Es sollte nicht das letzte Mal sein, dass wir an diesem Tag unseren eigenen Weg suchen müssen.

In der Rinne sind zwar keine Sicherungen angebracht, die Passage über den Fels weist aber ausreichend natürliche Stufen auf. Auch in dieser schwierigsten Passage der Tour wird der Schwierigkeitsgrad T3 (anspruchvolles Bergwandern) kaum überschritten. Danach halten wir uns links und gehen auf dem Grat in Richtung Berglichopf. Ist der Weg erst einmal gefunden, ist die Route hier gut erkennbar. Niedergelegtes Gras zeigt, dass hier vor kurzem der erste Schnee dieses Herbstes lag.

Pfeil führt in die Irre

Bei einem markanten Felsbrocken gabelt der Weg. Hier nehmen wir den Weg links vorbei und folgen dem unauffälligeren Schriftzug «Rundweg Alpler Tor». Der markante gelbe Pfeil würde uns zu den Höch Windgällen führen. Über Karst geht es recht steil bergwärts, bis nach dem Rund Egg ein Gipfelkreuz erscheint. Der kurze Abstecher auf den Berglichopf lohnt sich, oben wartet eine zugeklappbare Sitzbank mit Aussicht auf das weit unten liegende Schächental auf uns.

Bis zum Höch Pfaffen, dem eigentlichen Ziel der Tour, scheint es von hier noch weit zu sein, wenn auch nicht mehr viele Höhenmeter zu bewältigen sind. Der Weg führt wiederum oberhalb eines Grats entlang und verschwindet dann leicht talwärts führend in einem Schotterfeld, das es zu durchqueren gilt.

Doch wo geht es danach weiter? Ein Grundkurs im Fährtenlesen wäre jetzt willkommen. So geht es für uns eben freestyle weiter, der Gipfel des Höch Pfaffen ist gut erkennbar und tatsächlich finden wir später auch den Trampelpfad wieder – nur um ihn dann erneut zu verlieren. So umgehen wir die steilere Flanke und nähern uns dem Gipfel in einer weiten Schlaufe vom Westen her kommend auf dem Grat.

Steinhaufen oder Steinmännchen?

Der Gipfel des Höch Pfaffen zeigt sich aus der Nähe als überdimensioniertes und etwas misslungenes Steinmännchen – die Aussicht in Richtung Chaiserstock und zu den Windgällen ist umso eindrücklicher. Für den Rückweg lässt der gut sichtbare Weg auf dem Grat hoffen. Das Bruchgestein zeigt sich in diesem Bereich erstaunlich kompakt. Obwohl der Weg direkt über Schotter führt, bieten die losen Steine in diesem Abschnitt guten Halt. Bergsteiger wissen, warum sie von einem Gebiet mit gutem Gestein sprechen.

Unterhalb des Alpler Torstocks verlieren wir in der Ebene dann doch wieder unseren Weg. Ohne GPS wäre es schwierig. Auch die vielen Steinmännchen, die hier mit ganz unterschiedlicher Kunstfertigkeit gebaut wurden, helfen uns nicht weiter. Eigentlich stand noch ein Ausflug zum Alpler Tor auf dem Plan, das durch ein Kreuz markiert ist und landschaftlich sehenswert sei. Die Wegsuche über den 100 Meter hohen Schotterkegel aber hält uns schlussendlich davon ab.

Nach der Messstation zieht es uns daher zurück in Richtung Berglichopf, wo wir auf dem Hinweg zurück gehen – mit einer Ausnahme: das Kiessurfen schenken wir uns und nehmen für den Schlussabschnitt den etwas weiteren Pfad. Immerhin konnten wir drei Viertel der Strecke als Rundwanderung absolvieren. Mit rund fünf Stunden benötigten wir allerdings deutlich länger, als «Schweiz Mobil» anhand der Route berechnet. Ohne Irrwege ginge es also deutlich schneller.

Den grossen schwarzen Hund «Lälli», der hier laut einer Sage mit glühenden Augen einst sein Unwesen getrieben haben soll, haben wir aber trotz unseren Ausflügen fern des Weges nicht bemerkt.

Routendetails

Distanz: 7,2 km
Wanderzeit: 3:45 Stunden
Höhendifferenz: 769 Meter auf- und abwärts
Min./max. Höhe: 1966/2458 m ü. Meer
Route: Mettener Butzli 1966 m ü. Meer – Unter Band 2180 – Berglichopf 2308 – Höch Pfaffen 2459 – Berglifirst 2380 – Bergli 2348 – Unter Band – Mettener Butzli.
Variante: Vom Bergli via Alpler Tor (2448m). Der zusätzliche Zeitbedarf beträgt eine halbe Stunde.
Anreise: Mit dem PW via Flüelen, Altdorf und Unterschächen nach Urigen. Hier zweigt die Alpstrasse auf der Klausenpassstrasse links ab und führt über Ob den Hegen, Heger Bergli zur Alp Mettenen (1749 m). Zum Mettener Butzli (1964 m) führt eine ruppige Kiesstrasse (2,5km).
Die Fahrbewilligung kostet seit diesem Jahr 20 Franken (zuvor 10 Franken) und kann im Posthaus Urigen sowie bei einem Bauernhof kurz nach der Abzweigung von der Passstrasse gekauft werden.

Verwendete Quellen
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Wo lässt es sich in der Zentralschweiz am schönsten wandern? Was gibt es auf welchen Wanderwege und Wanderrouten zu sehen? Wo lässt sich unterwegs gut Rast machen? Von längeren Spaziergängen, Wanderungen bis hin zu schwierigen Bergtouren – für Anfänger bis Wander-Experten – im Wander-Blog berichten natur- und wanderfreudige Blogger aus der...
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