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Rundwanderung ob Emmetten

Erlebnis auf Oberbauenstock statt Tierbeobachtungspfad

  • Bewertung★★★★★★★★★★
  • 960 m
  • 1251 m
  • 12,9 km
  • Dauer●●●●●●
  • Technik●●●●●●
Ein schönes steineres Kreuz, einige Wanderer und vor allem eine tolle Aussicht erwarten uns auf dem Oberbauenstock. (Bild: hch)

Zwischen Niederbauen und Stockhütte führt ob Emmetten der Wildbeobachtungspfad entlang, der sich besonders bei klarem Herbstwetter lohnt. Wir entschieden uns spontan, diesen Weg mit einem Aufstieg auf den Oberbauenstock zu erweitern, was die Wanderung zu einem echten Erlebnis machte.

Man mag es kaum glauben, dass Ende Oktober noch einmal eine alpine Wanderung möglich sein sollte. Geplant war diese allerdings nicht. Denn eigentlich stand eine Begehung des Wildbeobachtungspfads auf dem Plan, ein etwa vierstündiger, nicht allzu strenger Bergweg oberhalb Emmetten von 11 Kilometern Länge.

Themenweg mit 16 Tafeln

Lange Zeit sah es auch nach einem gemütlichen Wandertag aus. Bei der Ankunft erwischten wir gerade noch die Gondel und schwebten ohne Wartezeit sanft in Richtung Niederbauen. Von der Bergstation ging es nun leicht ansteigend auf einer Alpstrasse voran. Die Route ist gut ausgeschildert, auf 16 Infotafeln werden einheimische Tiere und verschiedene Vögel vorgestellt. Im Blickfeld vor uns thronte der Oberbauenstock, ein nicht allzu markanter Gipfel auf einem breiten Felsband. Je näher wir dem Massiv kamen, umso mehr machte das Grün Platz, es dominierten nun die Herbstfarben und eine klare, weiche Sicht, wie sie nur in dieser Jahreszeit zu finden ist.

Beim Abzweiger Bächen verloren wir nach einer halben Stunde Wegzeit den Pfad, der auf einem kleinen Grat den Hügel hoch führte. Wir nahmen den direkten Aufstieg übers Land – das Vieh war längst im Tal unten, sodass die mahnenden Hinweise, den Weg nicht zu verlassen, guten Gewissens ignoriert werden durften. In Kehren und über Treppen ging es nun bergauf, immer besser wurde der Vierwaldstättersee mit seinen Seitenarmen sichtbar.

Näher ans Wild

Auf dem Fulberg angekommen, nahmen die paar Wanderer, die an diesem Wochenende hier oben unterwegs waren, ihre Feldstecher aus dem Rucksack und suchten die nahen Felsen nach Gämsen und Steinböcken ab. Wir mochten dem Wild noch etwas näher kommen und entschlossen uns spontan, den Themenweg hier zu verlassen. Befragte Wanderer versicherten, dass der weiss-blaue Weg gut machbar sei, Schwindelfreiheit und etwas Erfahrung vorausgesetzt.

Die Szenerie veränderte sich rasch, unterhalb des Oberbauens ging es über viel Felsabbruch der Wand entlang, bis der Weg plötzlich vertikal nach oben führte. Die Stöcke kamen an den Rucksack, die Hände an den Fels und mithilfe von Fixseilen an den kniffligsten Stellen ging es nun rasant nach oben. Oben angekommen, wurden wir bei Schwiren mit Sonne empfangen und einem tollen Panorama auf das schneebedeckte Rotstock-Massiv belohnt.

An Ketten auf den Oberbauenstock

Durch den unvorhergesehenen Umweg war es schon etwas spät. Einen Abstecher auf den Gipfel liessen wir uns aber nicht nehmen, auch wenn Hin- und Rückweg derselbe war. Während der nächsten 15 Minuten durfte noch einmal etwas gekraxelt werden, auch dieser Weg war mit Ketten gesichert. Auf 2117 Metern wurde man mit einem schönen, steinernen Gipfelkreuz und einer grandiosen Aussicht belohnt. Im Sommer könnte es hier oben etwas eng werden, so aber bestand ausreichend Platz, um sich an der warmen Sonne in der Gesellschaft einiger Bergdohlen noch einmal hinzulegen.

Auch der Rückweg war von hier aus gut einsehbar, auf dem Grat des aufgeschichteten Berges ging es via Schwiren bis Zingel. Der Weg ist manchmal felsig, teilweise etwas ausgesetzt, doch obwohl er als Alpinwanderweg geführt wird, ist er insgesamt eher einfach begehbar. Immer wieder eröffnete der einstündige Abschnitt Aussichten ins 400 Meter tiefer liegende Oberbauental, spektakulär ging es fast senkrecht in die Tiefe.

Höhepunkt Gratweg

Nach Zingel führte die Route durch hohes Gras unterhalb des Gandispitzes vorbei. Der Berg, ein Nebengipfel des Schwalmis, wäre über die Fortsetzung des schönen Gratwegs in weniger als 100 Höhenmetern erreichbar. Angesichts der fortgeschrittenen Zeit liessen wir den Berg mit dem weissen Gipfelkreuz, das schon von Weitem in der Sonne leuchtete, aber aus.

Der Name hat übrigens nichts mit dem Anführer der indischen Unabhängigkeitsbewegung, Mahatma Gandhi, gemeinsam. Vielmehr soll es sich beim urnerischen Gandi um eine steile, trichterförmig abfallende, steinige Geländepartie handeln. Also genau das Gelände, das diese wilde Landschaft hier oben so reizvoll macht und nicht nur viel Wild, sondern auch den Wolf anzieht.

Der Abstieg führte nun durch das wild-romantische Färnital und ging danach über viel Geröll und Schotter rasch in die Tiefe. Die letzte Stunde der Wanderung beinhaltete noch einmal das ganze Repertoire möglicher Unterlagen: Schotter, Asphalt, Bergstrassen, Bergwege, Laub; es ging abwechslungsreich über Alpen, unter einem Skilift durch und durch lichte Wälder. Immer mit Blick auf den Oberbauenstock, der nun im Abendlicht leuchtete.

Gegenanstieg als Dessert

Bei Wandeli zweigte unser Weg wieder auf den Wildbeobachtungspfad, auf dem es die letzte halbe Stunde bis zur Stockhütte weiter ging. Hier galt es noch einmal einen etwas fiesen Gegenanstieg zu bewältigen, bis die trotz der späten Jahreszeit gut besuchte Stockhütte eine Erfrischungsmöglichkeit bot. Da die Talstation der Gondelbahn in Emmetten nur gerade 300 Meter von der Niedebauenbahn entfernt liegt, sind bei der Ankunft im Tal sowohl Bus als auch Auto rasch erreicht.

Fazit: Eine abwechslungsreiche Alpinwanderung mit grandiosen Ausblicken, einigen ausgesetzten Stellen und etwas Kletterfeeling. Schwindelfreiheit und gute Ausrüstung vorausgesetzt, ist sie für geübte Wanderer gut machbar, Stöcke sind sehr zu empfehlen.

Distanz: 12,9 km
Schwierigkeit: T4
Wanderzeit: 5:05 Stunden
Höhendifferenz: 960 Meter auf- und 1251 Meter abwärts
Min./max. Höhe: 1251/2117 m ü. Meer
Route: Bergstation Niederbauen 1570 m ü. Meer – Ebnet 1589 – Brächen 1602 – Fulberg 1777 – Schwiren 2004 – Oberbauenstock 2117 – Inner Baberg 1855 – Zingel 1901 – Färnital 1652 – Wandeli 1288 – Ronen 1295 – Bergstation Stockhütte 1278.
Bergbahn: Das Rundfahrtenbillet Emmetten – Niederbauen/Stockhütte – Emmetten kostet 25 Franken mit Halbtax/GA, respektive 37 Franken ohne.
Variante: Beim Haseneggli kann direkt über das Färnital und Choltal nach Emmetten abgestiegen werden, der zusätzliche Zeitbedarf beträgt 20 Minuten.
Anreise: Mit den SBB bis Stans, danach Bus B311 bis Emmetten Post. Mit dem Auto bis Emmetten, bei den Bahnen und im Dorf sind ausreichend Parkplätze vorhanden.

Verwendete Quellen
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Wo lässt es sich in der Zentralschweiz am schönsten wandern? Was gibt es auf welchen Wanderwege und Wanderrouten zu sehen? Wo lässt sich unterwegs gut Rast machen? Von längeren Spaziergängen, Wanderungen bis hin zu schwierigen Bergtouren – für Anfänger bis Wander-Experten – im Wander-Blog berichten natur- und wanderfreudige Blogger aus der...
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2 Kommentare
  • Profilfoto von Yannick
    Yannick, 06.11.2022, 00:56 Uhr

    Entspricht 5:05 der theoretischen Zeit laut Schweiz Mobil oder der tatsächlichen Zeit, welche der Autor unterwegs war?

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    • Profilfoto von Christian Hug
      Christian Hug, 06.11.2022, 09:48 Uhr

      Wir waren inkl. Mittagspause etc. 5:55 Stunden unterwegs (von Bahn zu Bahn). Daher stimmt die angegebene Wanderzeit für unser Profil recht gut.

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