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Von Sihlbrugg aus durchs Tobel

Abwechslungsreiche Frühlingswanderung zum Sihlsprung

  • Bewertung★★★★★★★★★★
  • 241 m
  • 241 m
  • 12,5 km
  • Dauer●●●●●●
  • Technik●●●●●●
Früher sollen Schmuggler und Pfarrer auf den Steinen das Flussbett der Sihl überquert haben. (Bild: hch)

Eine vielseitige und nicht zu anstrengende Wanderung führt von Sihlbrugg bis zum Sihlsprung und weiter zur Sihlmatt. Das landschaftlich reizvolle Tobel kommt mit Höhlen und Feuerstellen auch bei Familien gut an. Und selbst für morbide Momente ist unterwegs gesorgt.

Bekannt ist die Sihl vor allem als Zürcher Fluss. Auf dieser Rundwanderung bewegen wir uns jedoch mehrheitlich auf Zuger Gebiet, denn das Gewässer markiert gleichzeitig die Grenze zwischen Neuheim und Menzingen und dem östlichen Nachbarkanton.

Just als wir in Sihlbrugg loswollen, spuckt der Bus etwa 150 Wandervögel aus, die sich etwas orientierungslos vom Kreisel über die Sihl in Richtung Hirzel bewegen. Gleiches ist auch uns passiert. Dabei wäre der Einstieg ganz einfach: Auf der Zuger Flussseite der Kantonsstrasse entlang in Richtung Neuheim, bis der Kiesweg beim Motorboothersteller Bösch links abzweigt.

Grabsteine von Baarer Friedhof

Nun geht es der Sihl entlang unter dem noch jungen Blätterdach, der Weg führt über Stock und Stein. Ganz besondere Steine sogar, denn auf diesem Weg wurden Grabsteine verbaut. Wo heute der Baarer Martinspark steht, hat man in den 80er-Jahren einen Friedhof aufgelöst. «Für die Grabsteine hat man keine Verwendung mehr gehabt, weshalb sie für den Bau des Wanderwegs zur Verfügung gestellt wurden», sagte uns vor einiger Zeit Felix Kempf (zentralplus berichtete). Sein Vater Beni baute dieses Unikum eines Schweizer Wanderwegs. Ganze Steine oder auch Inschriften fallen uns diesmal aber keine mehr auf.

Recycling der besonderen Art wurde auf dem Abschnitt bis zum Parkplatz betrieben. Nachdem wir diesen passieren, wird der Weg wieder breiter, gesäumt auch weiterhin von blühendem Bärlauch. Es gibt wohl kaum ein anderes Flussufer, an dem so ausgedehnte Felder dieses Frühlingsboten wie an der Sihl wachsen.

An einem kleinen Wasserfall vorbei führt der Weg über die Schifflibrücke, bis zum Sihlsprung wandern wir nun auf der anderen Flussseite. Bei schönem Wetter ist auf diesem Abschnitt immer wieder mit Bikern zu rechnen, wie wir früher feststellten. Zu dieser frühen Jahreszeit sind aber selbst die zahlreichen Feuerstellen entlang des Wassers unbesetzt.

1,25 Kilometer langes Tobel

Mit der Babenwaagbrücke erreichen wir den nächsten Wegpunkt. Die gedeckte Holzbrücke wurde 1850 gebaut und stand einst in Sihlbrugg Dorf. Mit dem Bau der neuen Betonbrücke in Richtung Hirzel hat man sie im Jahr 1960 drei Kilometer flussauf versetzt; seither steht sie unter Denkmalschutz. An einer Bäsebeiz vorbei geht es dem Ufer entlang weiter, die Umgebung wird nun zunehmend wilder. Nagelfluh ist nicht nur am Wegesrand zu sehen, das Tobel ist hier bis zu 100 Meter tief. Immer grössere, mit Bäumen und Moos bewachsene Felsbrocken sind auch im Wasser zu erblicken. Dazwischen bietet die Sihl in diesem Abschnitt immer wieder tiefere Stellen, die sich im Sommer gut zum Baden eignen.

Schmuggler sollen auf diesen Felsbrocken einst über die Sihl gesprungen sein, ebenso ein reformierter Pfarrer auf der Flucht vor Zuger Katholiken. Wir nehmen stattdessen die Fussgängerbrücke beim Sihlsprung, um zurück auf Zuger Boden zu gelangen. Kleinere und ängstliche Hunde werden hier gerne über den Gitterboden getragen, zwischen den Aussparungen ergibt sich ein Blick auf die rauschende Sihl.

Zuger Wasser für Zürich

Den schönsten Anblick auf das Tobel hat man auf der anderen Brückenseite, wo ein Schild zum Weitergehen animiert. Von oben tropfen namenlose Bäche über die Nagelfluh und füllen die Sihl. Das ist jedoch nur ein Teil des hier vorkommenden Wassers. Vor 130 Jahren begann die Stadt Zürich mit der Erschliessung von Quellen im Kanton Zug, heute werden jährlich sechs bis sieben Millionen Kubikmeter nach Zürich gepumpt, was 15 Prozent des gesamten Trinkwassers ausmacht.

Diese Erschliessung ist es, die den Wanderweg nun so attraktiv macht, denn für die Baustellen hat man Wege gebaut und Löcher in den Feld gesprengt. Drei Tunnels gilt es von hier in Richtung Menzingen zu durchschreiten, beim dritten und längsten hilft die Handylampe, nicht in Wasserlachen zu treten. Nach dem dritten Tunnel öffnet sich die Landschaft wieder und gibt den Blick auf die Sihlmatte und das gleichnamige Ausflugslokal frei.

«Sihlmätteli», einst ein Geheimtipp

Das «Sihlmätteli», wo einst Forellen aus der eigenen Zucht serviert wurden, ist längst kein Geheimtipp mehr. Das Lokal hat es vor allem auch in der Stadt Zürich zu Bekanntheit gebracht und wird entsprechend gut frequentiert. Wanderer ohne Reservation finden hier nur mit Glück einen Platz. So wie die Mehrzahl der Gäste stammen inzwischen auch die Forellen aus einem Nachbarkanton, in diesem Fall kommen sie vom Sattel SZ.

Frisch gestärkt machen wir uns auf den Rückweg nach Silhbrugg. Dabei passieren wir wiederum die Tunnels, bleiben beim Sihlsprung aber auf der Zuger Seite. Nun geht es auf einer schönen Waldstrasse dem Flussgefälle entsprechend leicht bergab, grössere Höhenunterschiede sind auf dieser Wanderung keine vorhanden. Vor der Babenwaagbrücke gehen wir ein kürzeres Stück auf Hartbelag, der Weg führt leicht ansteigend zum Biohof Sennweid, wo sich ein Blick zurück über die Menzinger Moränenlandschaft lohnt.

Kurz danach zweigt der Weg rechts ab und führt zurück in den Wald, wo er bei der Schifflibrücke wieder mit dem Hinweg zusammenkommt. Zwei Biker kommen uns auf dem Wurzelpfad dann doch noch entgegen, ihr Gefährt schiebend. Auf den freundlichen Hinweis, dass einige Meter nebenan eine asphaltierte Strasse vorbei führt, meint er nur genervt: «Ich weiss. Meine Frau eben ...»

Fazit: Eine schöne Rundwanderung ohne besondere Schwierigkeiten für Abenteuerlustige. Das landschaftlich attraktive, schattige Tobel bietet auch während heisseren Zeiten angenehme Temperaturen, der Fluss sorgt mit seinen Badeplätzen für Abkühlung. Es sind zahlreiche Feuerstellen vorhanden, Holz muss man aber selbst sammeln. Während des Sommers wird es an den Wochenenden ziemlich voll.

Routendetails

Distanz: 12,5 km
Wanderzeit: 3:15 Stunden
Höhendifferenz: 241 Meter auf- und abwärts
Min./max. Höhe: 535/602 m ü. Meer
Route: Sihlbrugg Dorf 535 m ü. Meer – Schifflibrücke 543 – Sihlsprung 580 – Sihlmatt 600 – Sennweid 593 – Schifflibrücke – Sihlbrugg Dorf.
Anreise: ab Baar mit dem Bus 631 oder 632 bis Sihlbrugg Dorf. Mit dem PW bis Sihlbrugg, danach in Richtung Neuheim. Nach ca. 500 m sind links einige Parkplätze vorhanden.

Verwendete Quellen
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