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Längere Rundwanderung im Kanton Zug

Frühlingsrunde von Oberägeri über Raten und St. Jost

  • Bewertung★★★★★★★★★★
  • 678 m
  • 678 m
  • 14,9 km
  • Dauer●●●●●●
  • Technik●●●●●●
Auf St. Jost, wo früher Eremiten hausten, werden nun Z'vieri-Plättli serviert. (Bild: hch)

Eine vor allem im Frühling gerne begangene Rundwanderung führt von Oberägeri über den Raten und St. Jost zurück zum Ausgangsort. Dank abwechslungsreichen Wegen erscheinen die 15 Kilometer deutlich kürzer, und auch Fans von Wanderwegtafeln kommen hier voll und ganz auf ihre Kosten.

Würde man daran zweifeln, dass Zug ein Wanderkanton ist, so wird man spätestens auf dieser Rundtour eines Besseren belehrt. Gefühlt alle paar Meter stehen eine Wanderweg-Markierung oder eine gelbe Hinweistafel. Häufig hängt an der Stange eine ganze Traube von Wegmarkierungen in alle Richtungen.

Schilderwald zwischen den Bäumen

Verloren gehen kann man also kaum auf diesem Rundweg über den Raten – vorausgesetzt, man findet in Oberägeri den Einstieg. Dieser führt kurz vor dem Dorfzentrum bei der Tankstelle die Fischmattstrasse hoch. Gemütliches Aufwärmen ist hier nicht vorgesehen, die erste Viertelstunde führt teilweise etwas steil bergauf. Nach einer Kurve geht der Verlauf dann aber bald weg von der Hauptstrasse und wenig später ist auch der Hartbelag überstanden.

Vorerst zumindest. Zwar gilt es auf dieser Wanderung immer wieder, einzelne Abschnitte auf Strassenstücken zu absolvieren. Hartbelag macht aber nur etwa ein Viertel der 15 Wegkilometer aus, zumeist geht es angenehm auf Wald- und Forstwegen oder über Wiesen voran.

Nach dem Mitteldorf passieren wir bei Winzrüti bereits das zweite Wegkreuz, dieses verfügt über eine nicht alltägliche Einhausung. Errichtet wurde das Kreuz 1921, nachdem die dortigen Bauernhöfe vor der Maul- und Klauenseuche verschont geblieben sind. Mindestens ebenso sehenswert ist in den folgenden Minuten jedoch der Ausblick über den Ägerisee. Blumenwiesen und blühende Apfelbäume bilden von der Sitzbank aus eine Frühlingskulisse, an der sich an diesem Tag zahlreiche Wandergruppen erfreuen.

Bruusthöchi – Aussichtspunkt ohne Aussicht

Vor dem Chefibach geht es in den Wald und steil das Gelände hoch, die Vegetation wird auf den nächsten Höhenmetern bis zur Mangelihöhe zunehmend winterlicher. Wir sind trotz des nicht allzu schwierigen Weges froh um gute Schuhe, der Weg ist nach den Regenfällen dieses Frühlings aufgeweicht und muss streckenweise als Bachbett herhalten.

Da uns auf der Mangelihöhe laut Wegweiser nur noch fünf Minuten von der Bruusthöchi trennen, entscheiden wir uns für einen kleinen Ausflug zum vermeintlichen Aussichtspunkt. Was verschiedenenorts als Gipfel beschrieben wird, entpuppt sich jedoch als unspektakuläre Mini-Lichtung. Immerhin wissen wir nun, wo die Grenze zwischen dem Ägerital und Menzingen verläuft.

20 Minuten später – die Zeitangaben für den Wegweiser wurden wohl von einem Bergläufer erstellt – machen wir uns von der Mangelihöhe aus in Richtung Raten auf. Dieser Abschnitt gehört zum Panoramaweg Aegerital, der rund um den See führt. Beim höchsten Punkt der Wanderung, der Muetegg auf 1210 Metern über Meer, geht es für uns in Richtung Abschwändi.

Wer einen Umweg über Gottschalkenberg und Bellevue in Kauf nimmt, sollte mit einer halben Stunde zusätzlich rechnen. Schon bald sind die ersten Motorräder zu hören, wir nähern uns dem Raten. Nach einem Abstieg im Wald gilt es bis zum Pass noch einmal etwa 20 Minuten auf Hartbelag zu absolvieren. Gelegenheiten für eine Rast gibt es ausreichend, bei Salen stünde ausserdem eine Feuerstelle mit ausreichend Brennholz bereit.

Eremiten, deren Aussterben «ein Gewinn» war

Auf dem Ratenpass geht es quer über den Parkplatz zum Ratengütsch und zurück in den Wald, St. Jost ist eine Viertelstunde später erreicht. Familien schätzen den Spielplatz und die Picknick-Möglichkeiten rund um die Feuerstelle. Uns zieht es hingegen in die Alpbeiz, wo Hirschwurst, Z'vieri-Plättli und Most auf Wanderer warten.

Bereits 1497 soll sich hier, auf dem höchsten Punkt der Wallfahrtsstrecke nach Einsiedeln, eine Kapelle befunden haben. Gewidmet wurde sie dem heiligen Jost, der zusammen mit Jakobus als Schutzpatron der Pilger gilt. Von der Präsenz der letzten Eremiten, die bis 1883 hier lebten, zeugt heute nicht mehr viel. Wenig erstaunlich, soll der Oberägerer Pfarrer angesichts deren Lebenswandel damals doch gesagt haben: «Aussterben ist da Gewinn».

Wir verlassen den Panoramaweg Aegerital, und gehen stattdessen auf dem Pilgerweg in Richtung Oberägeri. Ahoren lassen wir links liegen und bleiben auf dem schönen Waldweg, wo kurz nach Waldschlag zwei verspielte Rehe wiederholt unseren Weg kreuzen. Die Strecke führt nun zügig in Richtung Oberägeri, Hartbelag wechselt sich wiederum ab mit schönen Naturwegen.

Zwischen den Villen

Im Eichli, wo sich hinter hohen Hecken die Villen an den Berg schmiegen, fallen Gebäude mit sechs Garagenplätzen auf. Statt Pendler auf ihrem Arbeitsweg zu behindern, könnte dies doch ein lohnenswertes Ziel für angehende Klimakleber sein. Mit diesen Gedanken sind wir schon bald zurück in Oberägeri, wo es quer durch das Dorf zurück zum Ausgangspunkt geht.

Fazit: Eine etwas längere, aber nicht allzu schwierige Wanderung, die sich vor allem für die Übergangszeit gut eignet. Wer abkürzen möchte, nimmt auf dem Raten den Rückweg nach Oberägeri. Nach ausgedehnteren Regenfällen ist auf gutes Schuhwerk zu achten.

Distanz: 14,9 km
Schwierigkeit: T1
Wanderzeit: 4.30 Stunden
Höhendifferenz: 678 Meter auf- und abwärts
Min./max. Höhe: 728/1210 m ü. Meer
Route: Oberägeri (Dorf) 730 m ü. Meer – Mitteldorf 740 – Grund 860 – Untertann 880 – Oberhaltenbüel 894 - Chefibach 890 – Schwand 936 – Mangelihöhe 1104 – Bruusthöchi 1177 – Muetegg 1204 – Abschwändi 1140 – Raten 1077 – St. Jost 1150 – Erlen 1105 – Waldschlag 975 – Schwändi 930 – Eichli 861 – Oberägeri.
Anreise: Mit den ZVB bis Oberägeri Fischmatt. Autofahrer finden bei der Schiffsanlegestelle Parkplätze.

Verwendete Quellen
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Wo lässt es sich in der Zentralschweiz am schönsten wandern? Was gibt es auf welchen Wanderwege und Wanderrouten zu sehen? Wo lässt sich unterwegs gut Rast machen? Von längeren Spaziergängen, Wanderungen bis hin zu schwierigen Bergtouren – für Anfänger bis Wander-Experten – im Wander-Blog berichten natur- und wanderfreudige Blogger aus der...
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