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Spontane Voten und neue Schwerpunkte

Weiblicher und jünger: Neue Dynamik im Luzerner Parlament

Im Luzerner Kantonsrat herrscht neuer Schwung. (Bild: zvg)

Seit rund 4 Monaten tagt das Luzerner Parlament in neuer Zusammensetzung. Das Parlament ist nicht nur weiblicher und jünger geworden, sondern es sind auch viele neue Kantonsrätinnen und Kantonsräte dazugekommen. Der neue «Drive» tut dem Parlament gut, findet Politbloggerin und Kantonsratspräsidentin Judith Schmutz.

Am 19. Juni hat der Luzerner Kantonsrat erstmals in neuer Besetzung getagt. Von den 120 Parlamentariern sind 23 neu gewählt worden. Die Wahlen im Frühjahr 2023 haben Spuren hinterlassen: So haben sich 16 bisherige Kantonsrätinnen nicht mehr zur Verfügung gestellt. Dies gibt Raum für neue Politiker. Auch die internen politischen Verhältnisse haben sich verändert. Beispielsweise haben die Grünen am meisten Sitze verloren, die SVP hat einige Sitze dazugewonnen.

Gleichzeitig ist die Luzerner Legislative jünger und weiblicher geworden. Rund 40 Prozent des Parlaments waren zu Beginn dieser Legislatur von Frauen besetzt. Seit Juni haben bereits ein paar Parlamentarierinnen ihren Rücktritt angekündigt (zentralplus berichtete), der Frauenanteil hat sich aber nicht verändert. Auch das Durchschnittsalter des Kantonsrats ist ähnlich geblieben. 2019 lag das Durchschnittsalter bei knapp 50 Jahren, zu Beginn dieser Legislatur liegt das Durchschnittsalter bei rund 48 Jahren.

Erfrischendere Voten

In diesem Zusammenhang wird mir öfter einmal die Frage gestellt, ob das neue Parlament spürbar anders tickt und ob allfällige Änderungen ersichtlich sind. Als Kantonsratspräsidentin habe ich vorne auf dem sogenannten «Bock» einen guten Überblick über die Kantonsräte und bekomme viele Beziehungen und Angewohnheiten mit – bewusst oder unbewusst.

Ich nehme es vorweg: Meiner Meinung nach spürt man den neuen «Drive» des aktuellen Parlaments. Aufgefallen sind mir erfrischendere, energievollere, spontanere und persönlichere Voten. Vor allem die neuen Parlamentarierinnen, die den Mut haben, bereits in den ersten Sessionen das Wort zu ergreifen, zeigen eindrücklich ihre Meinung auf.

Teilweise geht im Tatendrang die «korrekte» Anrede vergessen oder die Voten werden inhaltlich ein wenig ausschweifend. Aber das macht nichts. Ich mache die Erfahrung, dass die neuen Parlamentarier Fragen und Argumente aufwerfen, welche bei den Alteingesessenen teilweise vergessen gehen oder nicht mehr bedacht werden.

Höherer Frauenanteil: Weitere Schwerpunkte

Zudem macht es den Anschein, dass sich die Neuen noch gespannt an den Voten ihrer Ratskolleginnen erfreuen und die Magie der Wortmeldungen noch nicht verflogen ist. Dies nimmt mit der Dauer im Kantonsrat ab. Dass mehr Frauen im Parlament sitzen, ist spürbar in den Schwerpunkten der Voten und vor allem auch in den Vorstössen, die eingereicht werden.

So habe ich das Gefühl, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bereits in den vergangenen zwei Sessionen vermehrt aufgegriffen wurde und dass dem Thema mehr Beachtung geschenkt wird. Eine geschlechterspezifische Beobachtung bezüglich des Abstimmungsverhaltens kann ich nicht treffen – das wäre aber auf jeden Fall eine spannende Auswertung.

Und dabei wage ich auch die These, dass es geschlechtsspezifische Unterschiede vor allem in den gesellschaftlichen Themen gibt – auch wenn dies auf kantonaler Ebene vielleicht weniger brisant ist als auf Bundesebene. Spannend wäre auch eine Analyse der Redezeiten zwischen Frauen und Männern im Luzerner Parlament. Gerade bei spontanen Voten habe ich den Eindruck, dass die männlichen Ratskollegen länger sprechen als ihre Ratskolleginnen.

Männer halten mehr spontane Voten

Wobei hier anzumerken ist, dass es anzahlmässig mehr Männer sind, welche spontane Voten halten als Frauen. Auch wenn vieles gleich geblieben ist, tut die energische Dynamik dem Luzerner Parlament merklich gut und ich hoffe, dass dieser «Drive» noch lange nicht verloren geht!

Schlussendlich ist anzumerken, dass die vorliegende Beobachtung nicht wissenschaftlich dokumentiert ist, auf meinen subjektiven Erfahrungen und meiner Wahrnehmung beruht. Sachliche Diskussionen und anderweitige Beobachtungen sind herzlich willkommen!

Falls du dir gerne einmal selbst ein Bild über den neuen Luzerner Kantonsrat machen möchtest, komm gerne vorbei – eine Anmeldung ist nicht notwendig. Die nächste Session findet am 23./24. und 30. Oktober von 9 bis 12 Uhr und von 14 bis 18 Uhr statt.

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Dieser Blog soll den Politikerinnen und Politikern aus den Kantonen Zug und Luzern Gelegenheit geben, ihre Sicht der Dinge darzustellen. Es wird wöchentlich Bezug genommen zur aktuellen politischen Landschaft Zentralschweiz. Die Meinung von Bloggern und Gastautoren muss nicht mit jener der Redaktion übereinstimmen.
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