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Barcelona als Vorbild

Darum braucht Luzern autofreie Quartiere

Schon verkehrsentlastungen beleben Luzerns Strassen, wie hier im Pop-up-Park an der Waldstätterstrasse. (Bild: Franca Pedrazzetti)

Zwar verirren sich immer wieder einzelne Autofahrer auf die Rathaustreppe. Aber dass Autos regelmässig durch die Luzerner Altstadt fahren, ist heute zum Glück nicht mehr vorstellbar. Denn vor über 50 Jahren wurde die Altstadt fast autofrei. Was die Vorzüge einer autofreien Stadt sind, schreibt Valentin Humbel (Juso) im Politblog.

Begrünte Begegnungszonen ohne Abgase schaffen einen enormen Mehrwert für Luzerns Bevölkerung. Die hohe Lebensqualität im autofreien Oslo und auch in Ljubljana zeigen mehr als deutlich, wie wir alle profitieren würden. Nach Vorbild der Superblocks in Barcelona können Häusergruppen auch in Luzern zu einem autofreien Quartier zusammengefasst werden. Die wichtigen Verkehrsachsen würden dabei erhalten bleiben.

ÖV und Velo statt Blechlawine

Eine verkehrsbefreite Stadt ist nicht nur optisch attraktiv, sie bietet noch weitere Vorzüge. Die Öffentlichkeit profitiert von mehr Raum für Begegnungen, nachbarschaftliche Aktionen werden gefördert. Die Strassen können belebt und begrünt werden. Von einer stadtklimatischen Aufwertung und den geschaffenen Grünflächen profitieren alle.

Ob Anstossen, Picknicken oder «Sünnele» – alles macht mehr Freude ohne Abgase im Gesicht. Die Umnutzung der kommunalen Strassen würde massiv mehr Freiraum für kreative Nutzungen schaffen. Des Weiteren sinkt durch weniger Verkehr der Strassenlärm. Mehr Ruhe und bessere Luft fördern das Wohlbefinden der Anwohnerinnen.

Immer wieder bleiben auf der Luzerner Rathaustreppe Autos stecken.
Immer wieder bleiben auf der Luzerner Rathaustreppe Autos stecken. (Bild: Archiv)

Der Anteil vom Strassenverkehr am gesamten CO₂-Ausstoss beträgt im Kanton Luzern knapp 30 Prozent. Durch eine Reduktion des Verkehrsaufkommens machen wir gemeinsam einen Schritt in Richtung Netto-Null bis zum Jahr 2030. In der Zukunft braucht es einen sicheren, umweltfreundlichen und flächeneffizienten Verkehr. Warum also nicht in Luzern anfangen und die Quartiere autofrei gestalten?

Autofreie Zonen bieten mehr Anreize für Velos, Fussgänger und den Busverkehr. Im ÖV brauchen Personen viel weniger Platz, als wenn sie allein im Auto sitzen würden. Flächeneffizienten Verkehrsmittel stehen weniger im Stau und könnten so mehr Leute gut ans Ziel bringen. Genau das wäre auch im Sinne der verkehrswissenschaftlich abgestützten Planungsstrategie des Kantons, dem Projekt «Zukunft Mobilität im Kanton Luzern».

Gefährliche Aktionen in der Innenstadt

Auch Velos bekäme mehr Platz, das Fahrradfahren in der Stadt würde sicherer werden. Wer sich heute mit dem Velo in die Innenstadt wagt, kennt das unangenehme, beängstigende Gefühl, wenn Autos vorbeirasen. Verkehrsbefreite Quartiere sorgen für mehr Sicherheit dank Velostreifen, gleichzeitig natürlich auch für Fussgängerinnen, welche praktisch bei jeder Strassenüberquerung vor anrollenden SUVs zurückweichen müssen.

Ziel muss es sein, die Stadt den Bewohnerinnen zurückzugeben. Von diesem gewonnenen «Flair der ruhigen, attraktiven Stadt» profitieren auch Touristen. Ein begrünter Schwanenplatz wäre als Erholungsort nach den anstrengenden Luxusuhrenkäufen natürlich ein grosser Mehrwert. Apropos Schwanenplatz: Neben den vielen Autos ist in Luzern auch die Car-Situation an vielen Stellen unerträglich und schafft manch gefährliche Verkehrssituation. Darum gehören die Halteplätze am Schwanenplatz abgeschafft!

Ein Car-freier Schwanenplatz

Wenigstens vom Inseli wurden die Cars nach langem Kampf verbannt. Könnte man nicht auch den Schwanenplatz Car-frei gestalten? Als Eingangstor zur schon autofreien Altstadt hat der Platz mehr verdient als sein tristes Asphaltdasein für Reisecars. Ja, die Cars müssen irgendwo halten, viele Ideen wurden diskutiert und sind gescheitert. Nun braucht es schnelle Lösungen ausserhalb der Innenstadt, wie zum Beispiel der Parkplatz Rösslimatt.

Auch der Ein- und Ausstieg der Gäste muss nicht an bester Lage stattfinden, sondern darf getrost einer attraktiven und grünen Innenstadt weichen. Damit der Schwanenplatz für Cars unattraktiv wird, müssen die Gebühren für die Nutzung der Anhalteplätze massiv angehoben werden. So kann man die Cars schrittweise ganz verbannen, was schlussendlich eine Umgestaltung des Verkehrs, auch mit Platz für mehr Velorouten, ermöglichen würde.

Ob Neustadt, Bruchquartier oder Hirschmatt: Es braucht eine echte, sichere, attraktive und lebendige Umgestaltung zur autofreien Innenstadt mit weniger Abgasen. Der Ausgang der kommunalen Wahlen vom 28. April 2024 wird für die effektive Attraktivierung der Stadt wegweisend.

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Dieser Blog soll den Politikerinnen und Politikern aus den Kantonen Zug und Luzern Gelegenheit geben, ihre Sicht der Dinge darzustellen. Es wird wöchentlich Bezug genommen zur aktuellen politischen Landschaft Zentralschweiz. Die Meinung von Bloggern und Gastautoren muss nicht mit jener der Redaktion übereinstimmen.
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5 Kommentare
  • Profilfoto von Gerechter
    Gerechter, 04.01.2024, 19:41 Uhr

    Wer keinen Verkehr will, der erleidet den wirschaftlichen Absturz und gewaltige Steuererhöhungen. Deutschland macht es zur Zeit vor, was linke Ideen bringen.

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  • Profilfoto von Rene
    Rene, 21.12.2023, 16:32 Uhr

    Die Nidwaldner SUVs sind langsam wirklich eine Plage.

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    • Profilfoto von Gerechter
      Gerechter, 04.01.2024, 19:45 Uhr

      Heutige SUVs sind ja nur höher gesetzte PWs sonst nichts. Die Plattform ist ja baugleich mit jedem anderen Modell der Marke.

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  • Profilfoto von Pffff
    Pffff, 21.12.2023, 12:19 Uhr

    Mich würde interessieren was der Schreiber dieses Textes arbeitet.
    Natürlich sind Lastwagen, Autos Motorräder manchmal belastend, aber nicht hat in der Geschichte der Menscheit so viel Wohlstand generiert wie die Erfindung des Motores.

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    • Profilfoto von Heisse Luft
      Heisse Luft, 21.12.2023, 12:35 Uhr

      Würde Sie die Tätigkeit wirklich interessieren, hätten Sie wohl den Aufwand von 1 Minute Recherche auf sich genommen. Mehr braucht es nicht, ausser Sie stellen sich ganz ungeschickt an.

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