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Auch religiöse Lieder stören nicht mehr

Wo bleibt dieses Jahr nur der Weihnachtszauber?

Weihnachtsstimmung lässt sich nun mal nicht erzwingen. (Bild: Adobe Stock)

Für Eltern-Bloggerin Julia sähe die perfekte Weihnachtszeit wie folgt aus: besinnlich, ruhig, kuschelig. Schnee und heisse Schokolade. Kerzenschein und «All I want for Christmas» auf den Ohren. Das glückliche Kind am Guetzliteig auswallen. Doch die Wahrheit sieht oft ein bisschen anders aus.

Ich gebe es gerne zu: Ich liebe den Dezember. Wenn es dunkel ist am Morgen, wenn man den Pyjama am Sonntag ein paar Stunden länger tragen kann. Wenn Filme schauen bei Tageslicht plötzlich sozial verträglich ist. Wenn es überall nach Zimt und Vanille riecht. Sonntagsverkauf.

So schön! Diese von mir so geliebte Weihnachtsmagie wollte ich natürlich auch meinem Kindchen weitergeben. Wochenlange Überlegungsarbeit mit intensiven Vorbereitungen haben zu folgendem Ergebnis geführt. Und ja, um es vorwegzunehmen: Es hat nicht so ganz funktioniert.

Süsser die Glocken nie klingen

Anfang Dezember erlebt meine Spotify-Liste jeweils ein totales Makeover. Hiphop muss Glockenklängen weichen, aus Lo und Leduc wird Wham! Lieder mit religiösem Inhalt stören mich plötzlich gar nicht mehr. Solch berauschende Musikmomente wollte ich also am 1. Dezember meiner Tochter ermöglichen.

Erst liess ich einfach die Weihnachts-Playlist im Hintergrund laufen und hoffte auf neugierige Augen oder vielleicht sogar auf eine kleine spontane Tanzeinlage. Die Reaktion: Nichts. Sie reagierte nicht. Gar nicht. Also versuchte ich ihr die Musik etwas aktiver näherzubringen und präsentierte ihr voller Freude mein Lieblingsweihnachtslied und tanzte dabei. Sie hörte ein paar Sekunden zu und blies mir dann mit folgender Aussage allen Weihnachtszauber aus dem Gesicht: «Mmmh ja. Aber lieber Loser mit Fame.»

Ambitionierte Ziele

Mimiks. Meine Tochter hört lieber Mimiks als Mariah Carey. Und ja, ich weiss, ist nicht kindergerecht. Aber was soll ich denn machen, wenn das wirklich ihr absolutes Lieblingslied ist? Sie hat ihn am «Luzern Live» gesehen und es war Liebe auf den ersten Blick. Dagegen kommt selbst Mariah nicht an.

Und unsere Geschenke? Selbstgemacht. Natürlich machen wir unsere Weihnachtsgeschenke selbst. Etwas Kleines, das man gut gebrauchen kann. Handgeformte Seife oder selbstgemachtes Kräutersalz oder sowas. Magnete aus Fimo waren es in diesem Jahr. Klein, fein und schön. Geplant war ein Gschenkli-Tag mit Material besorgen, Weihnachtsmusik, Chai-Tee und gemeinsamen Basteln.

Da kommen Weihnachtsgeschenke wirklich her

Nun, beim Einkaufen gings schon leicht in eine andere Richtung. Es waren gefühlt eine Million Menschen im Einkaufszentrum. Wir waren aufgrund der morgendlichen Gemütlichkeit schon ein bisschen spät dran, damit der Plan mit Mittagessen, Mittagspause und Nachmittagsprogramm aufgehen würde. Wir teilten uns also auf, schon sehr unromantisch. Papa und Kind holten das Essen, Mama die Bastelsachen. Dann doch noch gemeinsam an die Jamadu-Kasse (ich weiss, schon mitten im Konsumstrudel befinden wir uns) und ab nach Hause.

Nach dem Mittagspäuschen wollten wir loslegen, aber das Wetter war so gut, also noch ein bisschen an die frische Luft. Auch schön. Nur leider war anschliessend die Aufmerksamkeitsspanne des Kindes dahin und das Geschenkebasteln eher langweilig. Am Ende spielte die Kleine mit ihrem Lego-Zug und die Eltern bastelten wirklich schöne Fimo-Magnete. Also, liebe Göttis und Gottis, das Geschenk kommt wohl von Herzen. Allerdings nicht von Kinderhänden, sondern zu 99 Prozent von uns Eltern.

Der eigentliche Plan

Schon im letzten Jahr hatten wir sie; die zuckersüsse Wichteltür für unserem Wichtel. Sein Name lautet Momo. Klar, mit knapp einem Jahr hat meine Tochter noch nichts begriffen. Trotzdem war es ein schönes Ritual, jeden Abend eine Holzfrucht auszupacken, die der kleine Momo uns gebracht hatte.

Ja nun, dieses Jahr, das Töchterchen zweijährig, hab ich die ganze Wichtelgeschichte gross aufgezogen. Mit Tür und Deko und Brief und dem ganzen Brimborium. Wassertropfen nach dem Wichtelbad und Mehlspuren nach dem Wichtelbacken. Zumindest war das mein Wunsch. So weit kam es nämlich gar nicht.

Momo, der Schreckliche

Der unbekannte Wichtel war meiner Tochter eine Nummer zu unbekannt und statt Freudentränen löste er Panik aus. Mein armes Kindchen fürchtete sich so sehr, dass wir Momo am 3. Dezember zurück in den Wichtelwald schicken mussten. Der ganze Zauber verflogen, sang- und klanglos verschwunden. Zurück blieben die von Momo gebrachten Pixi-Büchlein, die Mama und Papa der Tochter überreichen. Und die Worte meiner Tochter nach dem Abmontieren der Wichteltüre: «Jetzt ist mir wohler.» Das sagt wohl alles.

Zugegeben, ich bin ein wenig enttäuscht. So viel hatte ich mir vorgenommen und so wenig Outcome war das Ende des Liedes. Für den Moment. Und diese Worte sind wirklich wesentlich in meinem abschliessenden Urteil über unsere Adventszeit. «Für den Moment» war wohl alles zu viel. Oder zu wenig. Oder schlicht und einfach unpassend.

Versöhnung mit dem Wichtel

Aber mit dem Fortschreiten der Adventszeit hat sich doch noch einiges getan. Das Zaubermittelchen, wie so oft: Die Zeit. Dem Kindchen Zeit lassen und einfach geduldig sein. Oft löst der zeitliche Abstand die kleinen Problemchen von selbst, alles entspannt sich. Und die Weihnachtsbeleuchtung macht den Rest. Nach und nach kommt die Weihnachtsmagie zurück.

Der leuchtende Christbaum gefällt meiner Tochter recht gut, auf die Geschenke ist sie plötzlich auch ohne ihr grosses Mitbasteln ganz schön stolz und sogar Momo wird ab und zu angesprochen. Solange er draussen bleibt, ist die Welt in Ordnung. Ob er nächstes Jahr wieder einziehen darf, wird sich zeigen. Auf jeden Fall werde ich versuchen, meine Tochter dann weniger zu überraschen und zu überfordern und stattdessen mehr mit ihr gemeinsam zu entscheiden. Und übrigens, Mimiks hören und Guetzli naschen geht recht gut zusammen.

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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2 Kommentare
  • Profilfoto von Rolf
    Rolf, 24.12.2023, 20:34 Uhr

    Er bleibt weg; weil wir zu einem Haufen von Angebern und Egoisten geworden sind. Achtsamkeit und Rücksicht kennt das Volk 2023 nicht mehr.

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    • Profilfoto von Roli Greter
      Roli Greter, 25.12.2023, 15:07 Uhr

      Keine Ahnung wer dieses oft genannte Volk sein soll, aber ein gutes Gefühl kann man sich selber ins Herz zaubern, ganz ohne Schnee, Geschenke und all dem anderen sogenannten Weihnachtszubehör.

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