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Mädchen- oder Jungenkleidung

Unisex für Kinder: Farben und Schnitte sind für alle da!

Bei Kleidung wird leider immer noch zu oft in Schubladen gedacht. (Bild: pexels)

Warum sind die Hosentaschen bei Jungs so geräumig und bei den Mädchenhosen passt knapp ein Labello rein? Warum fällt dieselbe Kleidergrösse bei Jungs locker und bei Mädchen kurz und eng aus? Eltern-Bloggerin Nadja Stadelmann fragt sich, warum wir noch immer zwischen Mädchen- und Jungenkleidern unterscheiden.

Kurze Hosen sind für Mädchen oft knapp geschnitten, gehen bei den Jungs aber bis zu den Knien. Immerhin fällt die aktuelle Hosenmode wieder etwas weiter aus. Goodbye Röhrli-Jeans! Doch wie sehr die Bekleidungsindustrie schon bei kleinsten Kindern anfängt, Mädchenkörper zu sexualisieren, erstaunt mich immer wieder.

Ein absurdes Beispiel dafür sind Bademode und Turnkleider. Welches kleine Mädchen braucht ein Bikini-Oberteil? Warum ist bei Sportkleidung alles nach Geschlecht sortiert? Röcke und bauchfrei für den Sport, ob das praktisch ist, wage ich zu bezweifeln. Dies ist ein Thema, über welches ich als Mädchen-Mama immer wieder stolpere. Meine eine Tochter mag es bauchfrei und auch mal figurbetont, die andere möglichst weit und am liebsten Bandshirts. Aus Folge dessen wird sie manchmal als Junge angesprochen.

In Schubladen gedacht

Noch immer muss man bei Kleinanzeigen «Junge» oder «Mädchen» eingeben, wenn man Kleidung oder Schuhe für Kinder inserieren möchte. Betreten wir einen Kleiderladen, gibt es eine ganz klare Trennung nach Geschlechtern. Offensichtlich tragen alle Mädchen pink und lieben Glitzer und Jungs stehen auf dunkelblau und mögen Dinos.

Anfangs hat sich mein kleineres «Frölein» fast nicht getraut, sich in der Jungs-Abteilung umzuschauen. Doch warum sollten Fussballtrikots nur für Jungs sein? Und warum werden sogar Pyjamas in Geschlechter eingeteilt? Schläft es sich anders? Oder ist es nicht einfach matchentscheidend, dass der Pyjama bequem ist, viel Bewegung zulässt und der Stoff angenehm zu tragen ist?

Bei Kleidung wird leider immer noch zu oft in Schubladen gedacht.
Kleider sind auch Ausdruck unserer Individualität. (Bild: Nadja Stadelmann Limacher)

Sind wir so rückständig?

Ich verstehe es einfach nicht. Können wir im Jahr 2023 endlich aufhören zu trennen und einfach «Outfits für Kinder» sagen statt Mädchenkleider und Jungenkleider? Ich wünsche mir, dass Kinder tragen dürfen, was ihnen selbst gefällt und nicht, was irgendwelche Modefirmen oder Influencerinnen ihrem Geschlecht zuordnen.

Leider hört das ja bei den Klamotten nicht auf. Mein grösseres «Frölein» trägt ihr Haar lang, das kleinere lieber kurz. Letzthin wurde die grössere dann gefragt, wie es ihrem kleinen Bruder gehe. Es ist ihre Schwester, so schwer kann das doch nicht sein. Diese nervige Einteilung hält sich hartnäckig. Jungs dürfen ihr Haar lang tragen, Mädchen ihre kurz und umgekehrt. Ganz so, wie es gefällt und im Moment stimmt. Das kann sich jederzeit ändern und gilt es nicht zu werten.

Kleidung ist politisch

Doch warum hängen wir gendertechnisch oftmals immer noch in der Vergangenheit fest? Wovor haben die Leute eigentlich Angst? Die Meinungen schwanken zwischen «coole Jacke» und «das ist aber mutig». Meinungen, um die weder ich noch das Kind gebeten haben. Ein bestimmtes Halstuch lässt auf dieses oder jenes schliessen, bestimmte Schuhe ebenfalls. Und damit meine ich nicht die offensichtlichen Botschaften auf bedruckten Shirts.

Letztendlich liegt es an uns selbst, ob wir uns solcher Klischees bedienen möchten oder nicht. Welche Werte wir unseren Kindern mit auf den Weg geben wollen und auch den Menschen, die uns auf unserem Weg begegnen. Kleidung ist nicht nur eine Hülle, die uns schützt. Sie ist auch Mode, eine persönliche Präferenz, die Spass machen soll und uns in unserer Haut wohlfühlen lässt. Mehr noch: sie ist politisch.

Individualität und Unisex

Niemand sollte sich in der Wahl seiner Garderobe eingeschränkt oder gar diskriminiert fühlen – erst recht nicht Kinder. Ein Stück Stoff, ein Textil oder ein Kleidungsstück hat kein Geschlecht. Aber sobald es vernäht ist, offensichtlich schon. Mitunter ein Grund, warum ich Kleidung selber nähe. Kleider sind Ausdruck der Individualität. Wie langweilig wäre es, wenn wir alle gleich wären und uns dazu noch gleich anziehen würden.

Kürzlich besuchte ich mit einem Kollegen einen neu eröffneten Secondhand-Laden in Luzern. Männergestelle (kleine, feine Auswahl) hier, Frauengestelle (viel mehr) da. Wie toll, dass er in einer grossen Selbstverständlichkeit durch alle Gestelle stöberte und mannomann, diese Strickjacke steht ihm soviel besser als mir. Das gebe ich neidlos zu und sehe Hoffnung, dass wir in ein paar Jahren mehr Unisex-Kleidung antreffen werden. Oder um es in den Worten des kleinen «Fröleins» zu sagen: «Farben sind für alle da!»

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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