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Restaurant-Test

«Ganesha Cham»: Das Früchtchen aus der Dose

  • Bewertung★★★★★★★★★★
  • Preiskategorie●●●●●●
  • Küche Asiatisch
  • Ambiente Traditionell
Seit vier Jahren wird im Chamer «Ganesha» indisch gekocht. (Bild: hch)

Unser nächster Restaurant-Test führte uns nach Cham, in eines der wenigen indischen Restaurants im Kanton Zug. Das Servierte gefiel uns dabei besser als das Ambiente. Doch wie war es noch einmal mit dem Versprechen des «Ganesha», dass alles frisch auf den Tisch kommt?

Während man in der Touristenstadt Luzern fast schon mehr indische als thailändische Restaurants findet, gilt die indische Küche im Kanton Zug als eher exotisch. Gerade einmal drei Vertreter vom Subkontinent finden sich hier, und erst seit diesem Jahr werden auch im Kantonshauptort Zug indische Currys serviert.

Zu Besuch waren wir jedoch nicht beim Zuger Neuling. Vielmehr zog es uns nach Cham ins «Ganesha». Dieses übernahm vor vier Jahren die Räumlichkeiten des früheren «La Campana», einem von vielen italienischen Restaurants in der Region. Optisch erinnert noch einiges an das relativ kurze Gastspiel des Vorgängers. Während die eher nüchtern gehaltene Atmosphäre geblieben ist, ist der Pizzageruch hingegen längst dem Duft nach indischen Gewürzen gewichen.

Vielfalt auf der Vorspeisenplatte

Mit gemischten Platten lässt sich in der Regel ein guter Überblick über das Gebotene verschaffen. Hier heisst der Vorspeisencocktail «Ganesha-Mix». Für 17 Franken gibt es eine schön anzuschauende Kombination aus Kartoffel-Samosa, Zwiebel-Pakora, Seekh Tak-A-Tak und Fisch-Pakora. Das Ganze wird serviert mit zwei Chutneys, etwas rohem Rettich und Karotten.

Die in einem Kichererbsenteig frittierten Pakora (oder Bhaji, wie sie hier auf der Karte heissen) weisen eine etwas überraschende, aber immer noch angenehme Schärfe auf. Das Fischaroma ist ebenfalls zurückhaltend. Intensiv gewürzt ist hingegen wieder der Lammfleischspiess, der an türkische Köfte erinnert. Speziell zum Fleisch passt die erfrischende Kräuter-Raita, die vor allem aus Joghurt mit Pfefferminze besteht.

Weniger gefallen hat uns das Mango-Chutney. Das Schälchen ist gefüllt mit einem süssen, eindickten Sirup ohne definiertes Fruchtaroma. Dabei müsste es doch ausreichend sonnengereifte Mangos geben, schliesslich produziert allein Indien mehr dieser Früchte als die ganze restliche Welt zusammen.

Jeden Tag ein anderes Lamm-Curry

Südindische Gerichte mit Kokos finden sich auf der recht vielseitigen Karte keine. Viele Gerichte, die in Cham zubereitet werden, kommen aus der indischen Mogul-Küche, die arabische und persische Elemente einbringt. Eines davon ist Kashmiri Rogan Josh, ein würziges Curry. Wir bleiben damit beim Lamm. Es heisst ja schliesslich auch, dass die Lammgerichte dieser Küche so vielfältig seien, dass eine gute nordindische Köchin jeden Tag des Jahres ein anderes zubereite.

Das Fleisch, das vor dem Kochen in Gewürzen wie Fenchelsamen, rotem Chilipulver, Zimt und Kardamom mariniert wurde, ist entsprechend zart. Und falls man gegenüber Lammfleisch Vorbehalte haben sollte: Durch die Gewürze und die Zubereitung wird auch der letzte mögliche Rest des einstmals typischen Fleischaromas eliminiert. Dazu passt Naan, das indische Fladenbrot. Wir bestellten es mit Knoblauch (5.50 Franken), welcher dem Naan eine feine, im Vergleich zum Schweizer Knoblibrot aber viel zurückhaltendere Note verleiht.

Werbung verspricht viel

Ebenfalls auf die Warmhalteplatte auf unserem Tisch kommt ein Navratan Korma. Dabei handelt es sich um eine vegatarische Kombination verschiedener Gemüse und Früchte. Den Basmatireis haben wir gesondert geordert. Das Gericht wurde in einer milden Cashewsauce gekocht, das Gemüse (Bohnen, Erbsen, Kartoffeln, Blumenkohl, Zucchetti, Zwiebeln, Rüebli) weist ebenfalls eine süssliche Note auf.

Erstaunt sind wir, dass die Champignons und mindestens ein Teil der eingesetzten Früchte aus der Konserve stammen dürften. Zumal auf der Website steht: «Unsere Küchenchefs wählen die Zutaten von Hand aus. Wir setzen nur Produkte ein, die am selben Tag eingekauft wurden.» Zugegeben, auch Dosen könnten täglich frisch eingekauft werden. Doch insgesamt entspricht diese Aussage wohl der indischen Neigung zu sehr offensivem Marketing. So schmälern die Früchte mit ihrer weichen Konsistenz und übertriebenen Süsse etwas den ansonsten recht guten Gesamteindruck.

Aber vielleicht ist eben auch genau das ein Stück gelebte Authentizität. Zumindest die Fanfarenstösse, die im Fünfsekundentakt auf einem Handy hinter dem Bartresen abgespielt werden, erinnern doch sehr an Aufenthalte im asiatischen Raum, wo das Essen deutlich weniger förmlich als hierzulande zelebriert wird.

Bewertung

Preis-Leistung
*** von *****
Die Auswahl fällt schwer. Auf der recht umfassenden Karte sind insgesamt 15 Curry-Varianten und zahlreiche andere Gerichte aufgeführt, darunter auch solche mit Rindfleisch. Ausserdem werden verschiedene Gerichte aus dem Tandoor angeboten, einem speziellen indischen Lehmofen, ferner Fisch- und Reisgerichte. Vegetarier finden in der nordindischen Küche ebenfalls ein breites Angebot vor.

Die meisten Gerichte kosten knapp 30 Franken, Brot oder Reis sind zusätzlich zu bestellen. Der bestellte Rotwein, ein chilenischer Cabernet Sauvignon für 7 Franken je Deziliter, war wohl schon einige Tage offen. Aber eigentlich ordert man beim Inder ja auch keinen Wein. Dafür wurde grosszügig eingeschenkt.

An Wochentagen werden mittags ein Lunchbuffet sowie Lunchboxen (14 oder 20 Franken) angeboten, am Mittwoch gibt es ausserdem ein Dinnerbuffet à discrétion (oder all you can eat auf neudeutsch) für 40 Franken.

Ambiente
** von *****
Innen sind etwa 50 Plätze, auf der Terrasse im Hinterhof im Sommer rund 40 Plätze zu finden. Es riecht beim Betreten nach indischen Gewürzen, am Buffet stehen die Warmhaltebehälter vom Lunchbuffet. Die Dekoration besteht aus farbigen Vorhängen, ausgeschalteten Lichterketten und Papierblumen auf dem mit weissem Papier abgedeckten Tisch. Das grosse braune Buffet und der weisse Plattenboden wurden vermutlich vom Vorgänger übernommen. Insgesamt ein doch etwas liebloses Ambiente.

Service
**** von *****
Das Restaurant war bei unserem Besuch abends recht gut besetzt. Der sehr freundliche Kellner war dennoch präsent und hatte für alle Gäste ein paar freundliche Worte in Englisch oder Deutsch. Die Wartezeiten sind teilweise jedoch etwas länger, man sollte also ausreichend Zeit mitbringen. Persönliche Begrüssung und Verabschiedung.

Onlinefaktor
*** von *****
Die nur in englischer Sprache verfügbare Website vermittelt einen guten ersten Eindruck mit eigenen Bildern des Lokals und Stock-Fotos. Alle Gerichte sind aufgeführt und können für Heimlieferung bestellt werden, ein Lageplan ist ebenfalls vorhanden. Die Onlinereservierung erfolgt per Formular, die Bestätigung folgt rasch und persönlich per E-Mail.

Die Rechnung gibt es auch im «Ganesha» Cham zuletzt.
Die Rechnung gibt es auch im «Ganesha» Cham zuletzt.
Verwendete Quellen
  • Testbesuch
  • Websites zur indischen Küche

Ganesha

Adresse:
Luzernerstrasse 19
6330 Cham

Telefon:
041 780 02 57

E-Mailadresse:
[email protected]

Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag 11.30 bis 14.00 Uhr und 17.30 bis 21.30 Uhr
Samstag und Sonntag 17.30 bis 21.30 Uhr
Karte
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So isst zentralplus – Vom Gourmet bis zum Fast-Food – der eat’n drink-Blog befasst sich mit alltäglichen und besonderen gastronomischen Erlebnissen aus den Kantonen Zug und Luzern.
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