Luzerner Coiffeusen freuen sich auf geplante Lockerung

«Coiffeure sind auch wichtig für die Psyche»

Die Coiffeure können bald wieder loslegen – aber unter besonderen Bedingungen. (Symbolbild: Adobe Stock)

Ab dem 27. April dürfen Coiffeursalons ihren Kunden wieder die Haare schneiden und färben. Das freut viele Betroffene in Luzern – auch wenn noch einige Fragen offen sind.

Der Lockdown wird gelockert – und das bedeutet für die Coiffeure: Die Scheren können ab dem 27. April wieder gezückt, Haare geschnitten, toupiert und gefärbt werden.

Für manche kommt dieser Entscheid überraschend, ist es doch in Coiffeursalons und Kosmetikstudios nicht möglich, genügend Abstand zu halten. Bundesrat Alain Berset erklärte am Donnerstag, dass es dort aber nur zu 1:1-Kontakten kommt und man gut nachvollziehen könne, wer mit wem in Kontakt stand. Zudem führen geöffnete Salons – im Unterschied etwa zu Zoos – nicht zu grossen Menschenströmen und -ansammlungen.

Freude hier ...

Das freut nicht nur all jene, denen die Mähne bereits über den Kopf wächst, sondern vor allem die betroffenen Geschäfte. «Ich finde es gut, dass wir bald wieder arbeiten können», sagt Hedwig Würsch, die im Luzerner Bruchquartier einen kleinen Coiffeursalon führt. Finanziell sei das auf jeden Fall besser als die aktuelle Situation. Zudem bringe dieser Entscheid auch die Gesellschaft einen Schritt zurück Richtung Normalität. «Es ist ein Bedürfnis vieler Menschen, wieder zum Coiffeur zu gehen», sagt Würsch. «Das ist auch wichtig für die Psyche: Wer ungepflegt durchs Leben gehen muss, fühlt sich nicht gut.» 

Sie ist überzeugt, dass die Gesundheit von Angestellten und Kunden gewährleistet werden kann. Klar sei das Haareschneiden mit Masken oder allenfalls gar Handschuhen nicht ganz einfach. «Da ich alleine im Laden bin und nie mehr als eine Person bediene, ist es für mich aber einfacher, die Regeln einzuhalten.» 

«Darf ich meinen Kunden künftig weiterhin einen Kaffee servieren?»

Hedwig Würsch, Inhaberin Coiffeursalon Luzern

Desinfektionsmittel und Masken habe sie bereits bestellt, obwohl nach der Pressekonferenz des Bundesrates noch einige Fragen zu den Details des Schutzkonzepts offen geblieben sind. «Unklar ist für mich auch, ob wir älteren Kunden die Haare schneiden dürfen», sagt Würsch und ergänzt mit einem Schmunzeln: «Oder ob ich meinen Kunden künftig weiterhin einen Kaffee servieren darf.»

Trotzdem ist Hedwig Würsch bereit – und hat bereits erste Einträge in der Agenda für übernächste Woche. «Viele Kunden haben in den letzten Wochen angerufen und sich provisorisch einen Termin reservieren lassen.»

... viel Arbeit da

Ebenfalls bereits einen vollen Kalender hat Nicole Buchmann. «Bis am 12. Mai bin ich schon ausgebucht», sagt die Inhaberin der «Farb und Schniid Lounge» in der Luzerner Altstadt. Denn ihre Kunden machen in der Regel jeweils gleich nach dem Haarschneiden den nächsten Termin ab. 

Das beschert ihr nun einige Arbeit: Weil der Bundesrat die ausserordentliche Lage ursprünglich bis am 19. April ansetzte, hatten viele Kunden einen Termin für die Woche vom 20. April abgemacht. Da der Notstand kürzlich um eine Woche verlängert wurde und die Wiedereröffnung nun erst am 27. April erfolgen darf, muss Buchmann jetzt zahlreiche Telefonate führen und neue Daten vereinbaren. «Das ist wohl vielen Geschäften so ergangen», sagt sie. Die meisten Kunden würden zwar verständnisvoll reagieren. «Aber weil ihnen ihre Haare wichtig sind, möchten sie möglichst rasch vorbeikommen.» 

«Man muss die Haare in den Händen halten, um sie gut zu schneiden.»

Nicole Buchmann

Genau das betrachtet Nicole Buchmann indes als grossen Pluspunkt ihrer Branche, im Unterschied etwa zu Modegeschäften: «Die Kunden kommen regelmässig und verzichten nicht plötzlich von sich aus auf den Haarschnitt.» 

Wie sie ab übernächster Woche genau arbeiten wird, ist auch für Nicole Buchmann noch nicht ganz klar. Sie hofft, dass Handschuhe nicht zur Pflicht werden. «Das kann ein grosser Störfaktor sein, denn man muss die Haare in den Händen halten, um sie gut zu schneiden.» Angst, sich mit dem Coronavirus anzustecken, hat die Luzernerin keine. Sie sei vor allem froh, dass es nun vorwärtsgeht. 

Hygiene gehört zum Standard

Auch Mirjam Blättler, Präsidentin des Verbandes Coiffure Suisse Zentralschweiz mit 260 Mitgliedern, begrüsst den Entscheid des Bundesrates. «Für uns ist klar: Lieber arbeiten wir mit Mundschutzmasken als gar nicht», sagt sie. Zudem sei die Branche mit Hygienevorschriften ohnehin bereits vertraut. «Das ist uns nicht fremd.» 

«Wer sich nicht wohl fühlt, muss nicht zum Coiffeur.» 

Mirjam Blättler, Präsidentin Branchenverband

Blättler ist denn auch überzeugt, dass die Betriebe mit den geforderten Schutzkonzepten die Gesundheit von Mitarbeitern und Kunden gewährleisten können. Wie genau die aussehen, ist noch nicht klar. Die Details der Umsetzung, so sagte Alain Berset am Donnerstag, werde man in enger Zusammenarbeit mit den jeweiligen Branchen angehen.

Mirjam Blättler weist auch darauf hin, dass es jedem Kunden selber überlassen ist, ob er sich die Haare bereits ab übernächster Woche schneiden lassen will. «Wer sich nicht wohl fühlt, muss nicht zum Coiffeur.» Als Inhaberin eines eigenen Salons hat sie persönlich bereits Masken, Einwegmäntel und Desinfektionsmittel eingekauft. Sie sagt: «Ich bin bereit.» 

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