Nachbarschaftsstreit beim 500-Millionen-Resort

Auf dem Bürgenstock geht nichts mehr

Die Arbeiten auf dem Bürgenstock kommen fast zum Erliegen. (Bild: zvg)

Das Luxusprojekt auf dem Bürgenstock kommt nicht vom Fleck. War die Eröffnung des 500-Millionen-Resorts einst auf Ende kommenden Jahres geplant, wird sich die Fertigstellung nun um unbestimmte Zeit verzögern. Mit ein Grund sind Einsprachen aus der Nachbarschaft – also von den vormaligen Besitzern. Diese bezweifeln gar, dass das Bauwerk jemals fertiggestellt wird.

Seit Wochen geht praktisch nichts mehr auf dem Bürgenstock. Gruben und Schuttberge weisen auf eine rege Bautätigkeit hin, Arbeiter aber sind kaum zu sehen. Recherchen von zentral+ zeigen: Das Grossprojekt ist ins Stocken geraten. Die Eröffnung des «Resorts der Superlative» wird sich auf unbestimmte Zeit verzögern. Einst auf Ende 2014 angekündigt, wurde alsbald 2015 kommuniziert. Und nun? «Zum jetzigen Zeitpunkt können wir keinen Eröffnungstermin mehr bekannt geben», räumt Ronald Joho, Sprecher der Bürgenstock Hotels, auf Anfrage ein.

Neue Frist für Einsprachen

Dass gerade jetzt auf den Baustellen fast nichts mehr geht, hat einen planungsrechtlichen Grund: Beim Nidwaldner Regierungsrat liegt ein neuer Gestaltungsplan zur Prüfung auf. Dieser wurde nötig, weil die Pläne für die Herzstücke, das «Parkhotel»- und den in der Nacht weit herum sichtbaren «Hammetschwandlift» zuerst für die Architekten ausgeschrieben werden mussten.

Dieser Prozess sei normal und laut Bauleitung auch so eingeplant. Nur gilt in dieser Phase eine weitere Einsprache-Frist für das gesamte Projekt. Im September muss der neue Gestaltungsplan 30 Tage öffentlich aufgelegt werden. Bis zum Ablauf dieser Frist werden also keine Arbeiten aufgenommen werden können – allfällige Einsprachen könnten zu monate – oder gar jahrelangen Verspätungen führen.

Insgesamt müssen 74 Bewilligungen eingeholt werden. 68 Verfahren sind inzwischen abgeschlossen. Ein Teil des Resorts steht auf dem Gemeindegebiet von Ennetbürgen, der andere auf jenem von Stansstad. Die vielen Auflagen hätten aber keine zeitlichen Verzögerungen zur Folge gehabt. «Dieser Prozess war uns bewusst, damit haben wir gerechnet», sagt Ronald Joho.

Ehemalige Besitzer behindern den Bau

Dass die Bauarbeiten verzögert werden, stört nicht zuletzt auch die zuständigen Ämter: «Die Unterbrüche sind unschön. Das Projekt ist wirtschaftlich sehr wichtig für die Region», sagt Urs Achermann, Sekretär der Baudirektion Nidwalden. Er ist denn auch zuversichtlich, dass die Arbeiten bald weitergehen werden.

Einen anderen Faktor hingegen hat man offenbar unterschätzt: Die Stimmung in der Nachbarschaft. Von der früheren Besitzerfamilie stammen drei der Einsprachen. Die Familie Frey führte den ehemaligen Hotelkomplex über Generationen. Peter Frey wohnt etwas oberhalb des geplanten «Waldhotels». Auf die Bauherrschaft ist Frey nicht gut zu sprechen. Und auch die Gegenseite führt die Kommunikation nur noch über Anwälte. «Ich bezweifle, dass das Resort je fertig gestellt wird», sagt er. Obwohl er grundsätzlich für das Bürgenstockprojekt sei.

Deponie auf dem Golfplatz

Eine seiner Einsprachen betrifft zurzeit die Energiezentrale des Resorts. Frey meldete Einwände gegen die Zuleitung. Die Anlage soll einen Teil der Stromversorgung durch Seewasser beziehen und diese Leitung grenzt an sein Land. Wie lange dieser Konflikt noch dauern wird, ist offen. Der verlorene Strom für die Anlage wird nun durch Öl abgedeckt. «Das widerspricht komplett der eigentlichen Idee einer CO2-neutralen Energieversorgung», sagt German Grüniger, Verwaltungsratsmitglied der Bürgenstock Hotels.

Investoren mit Petro-Dollars

In die Bürgenstock Resorts sollen schlussendlich 485 Millionen Franken investiert werden: Geplant sind 34 neue oder zu sanierende Gebäude. Dazu gehören unter anderem zwei Luxushotels mit 208 Zimmern, ein Medical-Wellness-Hotel mit 160 Zimmern, 67 Residenzsuiten, eine Wellness-Oase von anderthalb Fussballfeldern Grösse, ein Konferenzzentrum, zwölf Restaurants, Bars, Kino, Golf, Tennis, eine eigene Bergbahn (der renovierte Hametschwandlift) und ein Kraftwerk.

Hinter den Bürgenstock Resorts steckt der Katarische Staatsfonds. Dessen Tochtergesellschaft Katara Hospitality ist Besitzerin der Bürgenstock Hotels. Insgesamt wollen die Katarer eine Milliarde Franken in verschiedene Immobilen in der Schweiz investieren. Neben den Bürgenstock Resorts gehören das Hotel Schweizerhof in Bern und das Royal Savoy in Lausanne dazu.

Ein weiterer Konflikt betrifft den bestehenden Golfplatz auf dem Bürgenstock. Eine Deponie für Aushubmaterial war dort geplant. «Obwohl auf dem Bürgenstock keine Deponien erlaubt sind», sagt Peter Frey. Es sei ein massiver Eingriff in die Landschaft.

Die dritte Einsprache von Frey betrifft eine Strasse, die zu einem Nebengebäude, dem «Spycher» führt. Das Haus dürfte gemäss Bewilligung schon länger abgerissen werden. Mit der Blockade eines Strassenabschnitts sperrt Frey aber die Zufahrt für die dafür nötigen Baumaschinen.

Ein Viertel realisiert

Laut Bauherrschaft wurden bereits 122 Millionen Franken verbaut. Eine 1300 Meter lange Zufahrtsstrasse sowie sämtliche Werkleitungen sind fertig. Ein Tenniscenter und eine Tiefgarage sind auch da. Es warten 28 komplette Residence-Suiten auf ihre Mieter. Von einem geplanten Waldhotel aber ist erst die Baugrube fertig. Die zwei denkmalgeschützten Gebäude aus der «Belle Epoque», das Palace und das Grand Hotel, ruhen ausgehöhlt.

Werden diese Bauten durch die Verzögerungen keine Standschäden davontragen? Reto Kündig, Geschäftsführer von Wyss & Partner Bauingenieure verneint: «Teure Witterungsschäden sind durch die Bauverzögerung nicht zu befürchten, da die fertigen Arbeiten gedeckt sind». Seine Firma wurde für diverse Planungsarbeiten zum Bürgenstockprojekt beauftragt.

Ziehen die Investoren den Stecker?

Brisant: In der nahen Nachbarschaft auf dem Bürgenstock machen bereits Gerüchte die Runde, wonach das Projekt Bürgenstock-Resort von den Investoren, dem Staatsfonds Katars (siehe Box), ganz abgebrochen werden könnte. «Das stimmt überhaupt nicht», widerspricht VR-Mitglied German Grüniger vehement. «Leider entstehen immer wieder Gerüchte, obwohl wir verschiedene Gruppierungen, darunter die Nachbarn, an Veranstaltungen immer wieder informieren. Aus diesem Grund haben wir auch das Bürgenstock-Forum ins Leben gerufen.» Der Bauherrschaft sei von Anfang an klar gewesen, dass es Verzögerungen geben kann. Das Projekt Bürgenstock sei für die Investoren eines unter vielen.

Und Ronald Joho bekräftigt: «Die Investoren wollen den Wert der ursprünglichen Hotels wieder aufbauen. Sie haben Zeit.» Sobald der neue Gestaltungsplan bewilligt sei, werde weiter gebaut.

Das Tourismus-Resort der Superlative:

Das Tourismus-Resort gemäss Plan

Das Tourismus-Resort gemäss Plan

(Bild: zvg)

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