Wie Chefscout De Simone auf Frydek & Co. stösst

«Wichtig ist uns, dass ein Spieler für den FCL brennt»

Der tschechische Neuzugang Martin Frydek zeigte das Feuer für den FCL, das die Verantwortlichen vor der Verpflichtung eines Spielers spüren wollen. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Pasquale De Simone (49) stieg im Herbst 2018 vom Nachwuchstrainer zum Chefscout des FC Luzern auf. Als Teil der Luzerner Sportkommission entscheidet er mit, welche Spieler beim Super-Ligisten landen. Im Gespräch erzählt er von jungen Talenten – und einer bevorstehenden Evolution im FCL-Scouting.

Im Kampf um die vielversprechenden Talente und Stars auf dem Planeten Fussball steht der FCL im unteren Teil der Hackordnung. Er kann nicht mit Millionen von Franken um sich werfen.

Das macht die Aufgabe von Chefscout Pasquale De Simone umso herausfordernder und spannender. Erst recht, weil er nebenbei noch eine eigene Firma besitzt. Beim FCL soll er aber in nächster Zeit Unterstützung bekommen.

zentralplus: Pasquale De Simone, verfolgen Sie überhaupt die Spiele des FCL? Sie sind am Wochenende normalerweise auf Scoutingtour …

Pasquale De Simone: In Zeiten des Coronavirus darf ich nicht in jedes Stadion. Darum geniesse ich es auch, öfters beim FCL auf der Tribüne zu sitzen (lacht). Im Moment schaue ich viele andere Spiele auf Video. Während der Coronakrise und des engen Spielplans bin ich aber auch schon vier bis fünf Tage in der Woche unterwegs gewesen. 

zentralplus: In welchen Ländern suchen Sie die nächsten Spieler des FCL?

De Simone: Unser primäres Augenmerk gilt unserem eigenen Nachwuchs. Können wir die fehlende Position nicht intern besetzen, versuchen wir erst einmal in der Schweiz fündig zu werden und erweitern je nach Erfolg unseren Suchkreis ins Ausland. Wichtig ist es uns, dass ein Spieler für den FCL brennt, dass ihn die Aufgabe hier im Klub reizt. Bei Martin Frydek zum Beispiel haben wir das sofort gespürt. Er hat sich ja trotz anderer Angebote für uns entschieden. Offensichtlich haben ihn die Gespräche mit Remo Meyer und Fabio Celestini überzeugt, schliesslich können wir Spieler nicht mit Millionenbeträgen zum FCL locken.

zentralplus: Diverse Grossklubs verpflichten Spieler bereits im Kindesalter. Ab welchem Alter scoutet der FCL seine Spieler?

De Simone: Es ist nicht unser Ziel, einen 10-Jährigen aus Zürich oder Basel zum FCL zu holen. In dieser Altersgruppe konzentrieren wir uns ausschliesslich auf die Ausbildung der geeignetsten Nachwuchsspieler aus unserer Region. Dies erfolgt in enger Zusammenarbeit mit allen Innerschweizer Fussballvereinen. Für einen Transfer beginnen wir ab der U18-Nationalmannschaft, Spieler zu beobachten. Yvan Alounga ist einer, den wir zum Beispiel bereits als jungen Spieler verpflichtet haben. In der Schweiz gibt es aber durchaus auch Klubs, die noch viel jüngere Spieler von anderen Vereinen abwerben. 

«Wir sind im Moment eine kleine Abteilung und haben definitiv Ausbaupotenzial.»

FCL-Chefscout Pasquale De Simone

zentralplus: Der 16-jährige Bradley Fink wurde dem FCL zum Beispiel von Dortmund weggeschnappt.

De Simone: Und da gäbe es durchaus noch weitere Beispiele. Bradley hätten wir sehr gerne beim FCL weiterentwickelt, leider hat er sich aber für einen anderen Weg entschieden. Wir versuchen unseren Talenten und den Eltern eine realistische Perspektive im Verein aufzuzeigen. Wenn man unsere Jugendmannschaften betrachtet, haben wir diesbezüglich in den letzten Jahren, trotz ein paar Abgängen, einen sehr guten Job gemacht.

zentralplus: Sie führen als CEO die Firma Object dynamiX, die in der IT-Branche tätig ist. Hat das Platz neben der Funktion als Chefscout? 

De Simone: Mit der O-X feierten wir dieses Jahr das 20-Jahre-Jubiläum. Ich kann in der Firma auf das Verständnis und die Unterstützung von sehr guten und langjährigen Mitarbeitern zählen. Natürlich könnte man 24/7 in die Scoutingtätigkeit investieren, die Frage ist aber auch, ob dann noch der Input und der Output stimmt. Wir sind im Moment eine kleine Abteilung und haben definitiv Ausbaupotenzial. Remo Meyer und ich arbeiten daran, die Spielerbeobachtung des FCL breiter aufzustellen und in einem Team die Scoutingaufgaben zu übernehmen. Es wird also in den nächsten Monaten eine Evolution geben. Wie diese genau aussieht ist aber noch in Arbeit.

zentralplus: Könnte ein Partnerklub ein Thema werden?

De Simone: Natürlich ist die Vernetzung mit einer Scoutingabteilung eine Möglichkeit – hier haben wir bereits auch schon einen guten Austausch mit verschiedenen Klubs und deren Verantwortlichen. Ein Modell wie bei GC oder Red Bull Leipzig können wir uns aber aktuell schwer vorstellen.

Pasquale De Simone ist Chefscout des FC Luzern und CEO einer IT-Firma in Personalunion. (Bild Martin Meienberger)

zentralplus: Zum Scouting benutzt heutzutage praktisch jedes professionelle Fussballteam Datenbanken, um Spieler zu scouten.

De Simone: Da sind wir keine Ausnahme. Auch wir benutzen Datenbanken wie WyScout, In-Stat und die des Schweizer Fussballverbands. Dank meinem Background in der IT-Branche kenne ich mich sehr gut mit der Analyse und Auswertung von Daten aus.  

zentralplus: Diese Datenbanken liefern schon sehr detaillierte Informationen zu Spielern. Es gibt sogar Teams, die deshalb auf Scouts verzichten.

De Simone: Diese Daten sind aber meist nur Zahlen. Für uns ist es wichtig, auch zu sehen, wie diese Zahlen zustande gekommen sind. Wir müssen uns fragen, wie ein Spieler zu seinen Statistiken kommt. Wie lässt ihn zum Beispiel sein Trainer spielen und wie setzt er diese Anweisungen um? Hat er nur gegen unterklassige Gegner Tore geschossen? Zahlen und Videoausschnitte aus Datenbanken müssen auch noch interpretiert und analysiert werden. Hinzu kommt, dass wir den Spieler auch persönlich kennen möchten.

«Mit Partnerscouts holen wir uns noch eine dritte oder vierte Meinung zu einem Spieler ein.»

zentralplus: Im Geschäftsbericht des FCL erwähnen sie, dass auch viel mit Partnerscouts zusammengearbeitet wird. Was ist ein Partnerscout?

De Simone: Partnerscouts werden vom FCL verpflichtet, um nur gewisse Spiele, Spieler oder sogar während einer ganzen Saison zu scouten. So holen wir uns noch eine dritte oder vierte Meinung zu einem Spieler ein. Zudem erweitern wir unser Netzwerk auf die ganze Welt und und können einfacher Spieler in anderen Ländern beobachten.

zentralplus: Tsiy Ndenge hat sich erst kürzlich verletzt. Sind Sie nun in der Winterpause wieder gefordert? 

De Simone: Die Verletzung ist natürlich unglaublich schade für Tsiy, der sich bei uns gut entwickelt hat und zu einem wichtigen Spieler avanciert ist. In so einer Situation liegt unser Fokus jedoch immer zuerst auf den eigenen Spielern. Mit Lorik Emini ist ein Mittelfeldspieler zurück von einer Verletzung, ausserdem haben wir einige interessante junge Spieler in unseren Reihen, die nachkommen und sich eine Chance erspielen können.

Hier geht's zum ersten Teil des Interviews von Pasquale De Simone mit zentralplus.

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