Nach halber Strecke heisst’s: «Aussteigen bitte!»
Im Feierabendverkehr des Montagabends entliess ein VBL-Chauffeur des «24ers» die Fahrgäste nach dem Brüel-Kreisel in Luzern und machte kehrt in Richtung Bahnhof zurück. Keine Seltenheit: Diese Taktik wendet die VBL öfters an.
Im Luzerner Feierabendverkehr ist meist Geduld gefragt. Stausituationen, in denen man zu Fuss fast schneller wäre, sind beinahe an der Tagesordnung. Die schmale Haldenstrasse zwischen Luzernerhof und Verkehrshaus ist ein solcher Brennpunkt. Stadteinwärts kann sich die Kolonne durchaus fast bis zum Brüel-Kreisel nach dem Verkehrshaus hinziehen.
Doch am Montag, kurz vor 18.30 Uhr, staute sich der Verkehr unüblicherweise stadtauswärts in Richtung Meggen. Nach Angaben der VBL war ein Wasserrohrbruch beim Brüel-Kreisel der Grund dafür.
Alle aussteigen bitte
Als sich der VBL-Bus der Linie 24 endlich durch die Haldenstrasse gekämpft hatte und das Schlimmste überstanden schien, folgte die nächste Ernüchterung. Denn nach dem Verkehrshaus kam folgende Durchsage des Buschauffeurs: «Da unsere Verspätung bereits so gross ist, fährt dieser Bus nicht weiter. Bitte steigen Sie an der Haltestelle Brüel oder Seefeldstrasse aus. Der nächste Bus kommt in drei bis vier Minuten.»
«Das ist eben die VBL!»
Enervierter Fahrgast
«Das ist eben die VBL!», erklärte ein junger Mann einer Touristengruppe enerviert. Die Passagiere stiegen nach kurzem Zögern und vereinzelten Ausrufen der Empörung an den besagten Haltestellen aus und der Bus fuhr weiter in Richtung Seeburg. Der Bus würde wenden und anschliessend an den Bahnhof Luzern zurückfahren, so die Durchsage.
Es stellt sich bloss die Frage, wo der Gelenkbus auf der Seeburgstrasse wenden konnte. David Zaugg, stellvertretender Leitstellenleiter bei den VBL, sagt dazu: «Der leere Bus fuhr ab der Haltestelle Seefeldstrasse via Seeburgstrasse, Lidostrasse und Haldenstrasse zurück zum Bahnhof.»
Ärger und stoische Ruhe
Solche Buswendungen fänden grundsätzlich an von der Leitstelle vordefinierten Orten statt. Und auf der Linie 24 sei die Lidostrasse einer davon, so Zaugg.
«Das ist eine oft angewandte Taktik, wenn der Fahrplantakt nicht mehr stimmt.»
David Zaugg, stellvertretender Leitstellenleiter bei VBL
Den Passagieren blieb nichts anderes übrig, als auf den nächsten «24er» zu warten. Während einigen von ihnen der Ärger ins Gesicht geschrieben stand und diese an der Haltestelle ungeduldig auf und ab tigerten, nahmen andere ihr Schicksal zumindest äusserlich gelassen hin.
Keine seltene Massnahme
Laut Zaugg werde dieses Mittel öfters benutzt, dass ein Bus bei zu viel Verspätung «abgezogen» wird. «Ja, das ist eine oft angewandte Taktik, wenn der Fahrplantakt nicht mehr stimmt. Dies ist aber nicht dazu gedacht, die Fahrgäste, welche umsteigen müssen, zu verärgern. Sondern viel mehr, um den Fahrplantakt wieder herstellen zu können.» Generell könnten Buswendungen auf allen Linien an von der Leitstelle vordefinierten Orten durchgeführt werden.
Für die wartenden Passagiere an den Haltestellen Brüel und Seefeldstrasse wurden es dann doch etwas mehr als die angekündigten vier Minuten. Nach rund zehn Minuten trudelte der nächste «24er» ein und spätestens dann schien der Ärger verflogen zu sein – trotz einer Verspätung von insgesamt rund 20 Minuten.