Kriens ärgert sich über den gelben Riesen

Postfinance schliesst Standort: 74 Luzerner müssen nach Zofingen

Die Postfinance steht vor einem grossen Umbau des Konzerns.

(Bild: zvg / Postfinance)

Die Postfinance baut ihren Konzern grundlegend um – davon betroffen ist auch der Standort Kriens. Das Callcenter im Schappe Center wird auf Juni 2018 geschlossen. Die Mitarbeiter behalten ihre Stelle, müssen aber nach Zofingen. Die Gemeinde war darüber nicht informiert, sie lässt kein gutes Haar an der Postfinance.

Die Postfinance plant, in Kriens auf Ende Juni 2018 ihren Standort im Schappe Center aufzuheben. Grund für die Standortschliessung: Die Post-Tochter hat zu viel Büroflächen, erklärt Mediensprecher Johannes Möri.

Deshalb müsste Postfinance die Verträge angemieteter Objekte künden und baut eigene Standorte ab. «Es werden keine Stellen gestrichen», so Möri. Und trotzdem ändert sich die Arbeitssituation für die Angestellten grundlegend.

Die Kontaktcenter- und Backofficemitarbeiter in Kriens werden ins aargauische Zofingen arbeiten gehen müssen. In Kriens arbeiten insgesamt etwas mehr als 100 Mitarbeitende, davon 74 im Kontaktcenter und im Backoffice. Nur diese 74 Mitarbeitenden würden neu in Zofingen arbeiten. Die übrigen Mitarbeiter aus dem Bereich Geschäftskundenberatung bleiben voraussichtlich in Kriens, erklärt Möri. Sie erhalten eine sogenannte Änderungskündigung. «Die beiden Standorte sind weniger als eine Wegstunde voneinander entfernt. Das ist gemäss Sozialplan zumutbar», sagt Möri.

Arbeitsbedingungen sollen gleich bleiben

Das hat Folgen für Postfinance-Mitarbeiter, die mit dem neuen Arbeitsplatz nicht einverstanden sind: «Mitarbeitern, die das neue Angebot nicht annehmen, könnte von Postfinance ordentlich gekündigt werden.» Jedoch werde man in jedem Fall das Gespräch suchen mit Personen, die mit den neuen Rahmenbedingungen nicht einverstanden sind.

«Wir haben von der Standortschliessung über die Medien erfahren.»

Cyrill Wiget, Gemeindepräsident Kriens

«Die Vertragsbedingungen bezüglich Lohn und Arbeitszeit bleiben gleich», versichert Möri. Sollten einzelne Mitarbeiter durch die längere Anreise deutliche finanzielle Einbussen verkraften müssen, biete man möglicherweise Hand für eine Abgeltung. Die Details würden bis im November geklärt. Informiert hat die Postfinance die kantonalen Arbeitsämter gleichzeitig mit den Postmitarbeitenden per Schreiben. Nicht so die Standortgemeinde.

Das Schappe Center – hier arbeiten die Kundendienstmitarbeiter der Postfinance nur noch bis im Juni 2018.

Das Schappe Center – hier arbeiten die Kundendienstmitarbeiter der Postfinance nur noch bis im Juni 2018.

(Bild: zvg)

Finanzielle Einbussen für die Gemeinde

Die Gemeinde Kriens ist gar nicht glücklich über das Vorgehen von Postfinance. Der Krienser Gemeindepräsident Cyrill Wiget wurde nicht vorrangig informiert: «Wir haben von der Standortschliessung über die Medien erfahren. Das gehört sich nicht für ein Grossunternehmen mit professioneller Kommunikationsabteilung.» Es gehe immerhin um fast hundert Arbeitsplätze, die aus Kriens verschwinden werden.

«Das Geld ist da, die Postfinance darbt nicht.»

Christian Capacoel, Syndicom

Kriens sucht nun das Gespräch mit der Wirtschaftsförderung, wie Wiget erklärt. «Wir bedauern den Schritt von Postfinance sehr. Zwar ist Zofingen nicht ab der Welt, aber für jeden Mitarbeiter, der einen längeren Arbeitsweg in Kauf nehmen muss, ist das eine schwierige Situation.» Ausserdem habe der Wegzug auch finanzielle Auswirkungen: «Wir müssen leider davon ausgehen, dass das für Kriens Mindereinnahmen bei den Steuern zur Folge hat.»

«Nicht zulasten der Mitarbeiter»

Bei der Syndicom, welche die Interessen der Postmitarbeiter vertritt, ist man verärgert: «Das ist eine skandalöse Umgehung des Gesamtarbeitsvertrages», erklärt Sprecher Christian Capacoel. Die Stimmung bei den Mitarbeitern bei der Belegschaft sei vermutlich entsprechend schlecht. Die Gewerkschaft erwartet, dass der Standortwechsel nicht einseitig zulasten der Mitarbeiter umgesetzt wird: «Das Geld ist da, die Postfinance darbt nicht. Das kann man auch in die Angestellten investieren», findet Syndicom.

Nun würden mit dem anstehenden Konsultationsverfahren sehr komplexe Verhandlungen anstehen. «Bei einer Änderungskündigung geht es nicht nur um den Lohn und die Arbeitszeit. Auch die Frage nach dem Arbeitsweg spielt eine Rolle», so Capacoel. Er erwartet, dass die in Aussicht gestellte Besitzstandswahrung wenn möglich unbefristet gilt.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Roman Haeberli
    Roman Haeberli, 21.09.2017, 13:57 Uhr

    Und die Kommunikationsabteilung der Post? Diese Leute können ihr Büro auch zügeln. Auf die Strasse! Ist ja ein Hohn, dass man nicht vorab die Gemeindebehörden informiert. Wie wenn die Post nicht bei jeder Sparmassnahme in einen Shitstorm geraten würde…

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