Erste Frau, die in Sursee gewonnen hat

Gansabhauet: Aline Theiler bleibt wegen Pandemie im Amt

Die traditionelle Surseer Gansabhauet findet 2021 erneut nicht statt. (Bild: Bruno Meier)

Am 11.11. ist in Sursee eigentlich Gansabhauet. Aber auch in diesem Jahr hängen keine toten Gänse, niemand versucht, mit dem Säbel die Tiere zu köpfen. Damit wird Aline Theiler, die 2019 als erste Frau eine Gans geholt hat, noch nicht abgelöst. zentralplus hat mit ihr gesprochen.

Das war eine Sensation für Sursee! Mit Maske und Säbel bewaffnet wird eine Person auf die Bühne vor dem Rathaus geführt. Weil sie wegen der Sonnenmaske blind ist, sieht sie nicht, dass sie das Schlaginstrument verkehrt hält. Obwohl das Publikum versucht zu helfen und «verkehrt!! Du hast den Säbel verkehrt» ruft, schlägt die Person mit der stumpfen Sälbelseite zu – und trifft! Die Gans fällt geköpft von der Leine. So weit, so normal an einem 11.11. in Sursee.

Dann kommt der Moment der Demaskierung ... Unter der Maske ist: die 28-jährige Aline Theiler aus Pfeffikon (LU). Damit hat zum ersten Mal in der Geschichte eine Frau die Gans «geholt». Ein Moment für die Ewigkeit bei der Gansabhauet. Dass danach noch Giovi Valetti aus Sursee die zweite Gans holt, ist fast Nebensache.

2021 keine Gansabhauet

Das war vor zwei Jahren. Die Pandemie verunmöglicht seither eine Gansabhauet. Und damit bleibt Aline Theiler, die heute selbst in Sursee wohnt, zusammen mit Giovi Valetti sozusagen «im Amt». Aline Theiler sagt schmunzelnd: «Es ist eigentlich ein Gratissieg, den ich in diesem Jahr geholt habe.»

Die Erinnerungen an den Tag im Jahr 2019 sind bei ihr immer noch wach. «Ich war sehr überfordert. Ich ging ohne mir grosse Chancen auszurechnen an die Gansabhauet und zog eine Nummer. Bei mir war es die Nummer 7, also eine Nummer mit echten Siegeschancen.»

Die Nummern bestimmen, in welcher Reihenfolge geschlagen wird. «Am Schluss tauchten einige Kandidaten nicht auf, und ich durfte als Nummer 5. Mit einem Sieg rechnest du wirklich nicht!», so Theiler.

Zwei Jahre Pause sind noch lange kein Rekord

Dass die Gansabhauet nicht über die Bühne gehen kann, hat es schon mehrfach gegeben. Die längste Pause gab es während des Ersten Weltkriegs. Von 1914 bis 1918 herrschte Ruhe auf dem Rathausplatz in Sursee, also fünf Jahre.

Im Zweiten Weltkrieg flogen die Federn zwar noch von 1939 bis 1941 durch die Luft. In den anschliessenden drei Kriegsjahren folgte dann allerdings ebenso eine Pause. Ein Jahr setzte Sursee 1956 mit der Gansabhauet aus Solidarität mit der ungarischen Bevölkerung im Ungarnaufstand aus. Die Schuljugend veranstaltete eine Friedensandacht und die Gänse wurden geschont.

Die Tradition kommt nicht bei allen Leuten gut an

Mit einem Säbel eine tote Gans zu köpfen, dies kommt wohl manchen Menschen sehr brachial vor. «Bei uns im Umfeld ist der Brauch total akzeptiert», sagt Aline Theiler. Als sie 2019 gewann, war sie noch im Studium in Zürich. «Negative Äusserungen gab es nicht, allerdings reagierten die Leute teilweise mit Zurückhaltung. Sie fragten, ob denn die Gans noch lebte als ich zugeschlagen habe und warum man dies überhaupt macht.»

Michael Blatter, Präsident der Kommission Gansabhauet auf der Website der Stadt Sursee: «Die Absage tut uns weh, der Entscheid ist aber vernünftig.» Um trotzdem auch in diesem Jahr den Brauch zu würdigen, platziert der Surseer Holzbildhauer Elias Zürcher am Martinstag Holzgänse vor dem Rathaus (zentralplus berichtete).

Gewinnerin Aline Theiler bei der Gansabhauet 2019 in Sursee. Links von ihr steht Paul Furrer der Zunft Heini von Uri. (Bild: Privatarchiv) (Bild: Privatarchiv Aline Theiler)
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