Transparente Vormieten in Luzern

Mieterverband jubelt – Hauseigentümer bedauern «Zufallsentscheid»

Bewohner der Stadt Luzern haben sich deutlich für die Formularpflicht ausgesprochen. (Bild: gwa)

Hauchdünn sagte das Stimmvolk des Kantons Luzern Ja zur Initiative «Fair von Anfang an, dank transparenter Vormiete». Während die Gegner wegen der 364 entscheidenden Stimmen hadern, frohlocken die Gewinner.

Mit einem hauchdünnen Ja von 50,11 Prozent stimmen die Luzernerinnen und Luzerner der Initiative «Fair von Anfang an, dank transparenter Vormiete» zu. Den Unterschied machten schliesslich lediglich 364 Stimmen. Die Stimmbeteiligung lag bei 59,44 Prozent.

Entscheidend für die Annahme der Formularpflicht bei einer Leerwohnungsziffer von unter 1,5 dürfte das deutliche Resultat in der Stadt Luzern mit einer Zustimmung von rund 68 Prozent gewesen sein. Zudem war generell eine hohe Zustimmung in den regionalen Zentren und Agglomerationsgemeinden festzustellen.

Volk wider die Empfehlung der Regierung

«Das Volk tickt offensichtlich anders als die politischen Entscheidungsträger», sagt Cyrill Studer, Geschäftsleiter des Mieterinnen- und Mieterverbands (MV) in einer Mitteilung. Der Regierungsrat empfahl die Initiative zur Ablehnung. «Nach teilweise sehr klaren Resultaten in den regionalen Zentren und Agglomerationsgemeinden darf der Regierungsrat die Transparenzpflicht nicht weiter blockieren», ist er überzeugt.

Wie Studer lässt sich auch MV-Präsident Mark Schmid nicht von der Knappheit des Resultats beirren: «Dieses Ja ist ein Zeichen gegen faktisch oft missbräuchliche Mietzinssituationen, wo Millionen ohne Grund von den Mietenden an die Immobilienbesitzer abgeliefert werden.»

Gegner offensichtlich überrascht vom Resultat

Genau diese Immobilienbesitzer, sprich der Hauseigentümerverband Luzern und eine Vereinigung aus CVP, SVP, FDP und diversen bürgerlichen Verbänden hatten sich gegen die Formularpflicht eingesetzt. In einer ersten Reaktion zeigte sich Armin Hartmann, Präsident des HEV, «überrascht», dass die vermeintlich starken Argumente, wie der aktuell hohe Leerwohnungsstand oder die zusätzliche Bürokratie, nicht zogen.

Hartmann betont aber auch die Knappheit des Resultats: von einem «Zufallsentscheid» ist die Rede. «Bei dieser Abstimmung kann von einem Stadt-Land-Graben gesprochen werden, die Stadt und grosse Agglomerationsgemeinden haben den Kanton überstimmt», resümiert der SVP-Politiker schliesslich.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Rudolf
    Rudolf, 28.09.2020, 06:18 Uhr

    Seit Jahren fordern die Mieterverbände, dass Mietzinserhöhungen bei Neumieten gleich deklariert werden wie die übrigen Erhöhungen. Im Kanton Luzern hat nun eine Mehrheit dieser Forderung zugestimmt. – Anfechtbare Meldungen aller Mietzinserhöhungen sollen die Entstehung sogenannter «Marktmieten» verhindern: Die Mieten liegen in der Schweiz mittlerweile 40% über der Kostenmiete! Weshalb? Weil die Mieten bei Mieterwechseln in den meisten Kantonen unkontrolliert erhöht werden können, ohne eine Anfechtungsmöglichkeit. Eine solche wurde landesweit immer wieder verworfen. Die Bekanntgabe der Vormiete ist aber bereits in einigen Kantonen ein bewährtes Rezept gegen Mietzins-Exzesse. Sie schafft nun auch im Kanton Luzern Transparenz und Vertrauen. Unfaire Vermieter erhalten von Beginn weg einen Schuss vor den Bug, und alle anderen gewinnen an Glaubwürdigkeit.

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    • Profilfoto von CScherrer
      CScherrer, 28.09.2020, 08:48 Uhr

      Einmal mehr werden die Menschen hinters Licht geführt. Es besteht keinen Vertragszwang noch einen Rechtsanspruch auf eine Wohnung. Der Vermieter ist frei und kann einen Mietvertrag abschliessen, mit wem er will. Hier wird einmal mehr einfach nur Bürokratie betrieben, welche nichts bringen wird.
      Versicherungen, Banken, Pensionskassen etc, welche Immobilien als Renditeobjekte verwenden, werden einmal mehr nicht angetastet. Private Eigentümer werden mit unsinniger Bürokratie beübt. Mieten werden weiterhin nach dem Gusto von Vermietern erhöht. Gerade in bevorzugten Wohngegenden wird dies vermehrt eine Rolle spielen. Zudem läuft man jetzt halt einfach Gefahr, dass Vermieter gewisse Häuser verlottern lassen. Anstelle, dass man sich mit Vermieter gut zu verstehen versucht, schafft es der Mietververband immer wieder die Parteien gegeneinander auszuspielen.

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