«Subjektiv», «einseitig», «nicht dringend»

Klima-Umfrage stösst bei Zuger Parteien auf Skepsis

Wie klimafreundlich sind die Kandidierenden der Zuger Wahlen? Das wollte Klimastreik Zug wissen und lancierte eine Umfrage. (Bild: zvg)

Mit dem Klimaschutz lässt sich hervorragend Wahlkampf betreiben. Genau das tat Klimastreik Zug mit einer Umfrage unter den Kandidatinnen. Bei den meisten Parteien stösst die Umfrage allerdings auf Ablehnung.

Wie klimafreundlich seid ihr und wie ernst meint ihr es mit dem Klimaschutz? Das wollte Klimastreik Zug von den Kandidaten für die Zuger Wahlen wissen. Im August verschickte die Bewegung eine zehnminütige Online-Umfrage an die Zuger Parteien. Dies in der Hoffnung, die Parteien würden ihren Kandidatinnen die Teilnahme an der Umfrage vorschreiben.

«Wir müssen jetzt dafür sorgen, dass Menschen in politische Ämter gewählt werden, welche die Klimakrise ernst nehmen und sich für Klimagerechtigkeit einsetzen», begründete Klimastreik Zug ihre Aktion in einer Mitteilung. Die Umfrage soll den Wählerinnen eine «klimafreundliche Wahlentscheidung» ermöglichen.

Die Wahlen sind nun keine drei Wochen entfernt. Was hat die Klima-Umfrage ergeben? zentralplus hat nachgefragt.

Klima-Umfrage stiess auf geringe Resonanz

Insgesamt 48 Kandidaten haben die Umfrage von Klimastreik Zug ausgefüllt (Stand Montag, 12. September). Davon treten 43 für den Kantonsrat, 4 für eine kommunale Exekutive und 12 für den Grossen Gemeinderat der Stadt Zug an. Als einzige Regierungsratskandidatin hat Tabea Zimmermann Gibson (ALG) auf die Umfrage reagiert.

Zum Vergleich: In Zug kandidieren 316 Männer und Frauen für den Kantonsrat. Für die Regierungsratswahlen stehen 10 Kandidatinnen und Kandidaten in den Startlöchern.

«Die Umfrage ist allerdings sehr einseitig und es gibt gerade dringendere Probleme.»

Thomas Werner, Präsident SVP Kanton Zug

Es erstaunt wenig, dass 80 Prozent aller Teilnehmerinnen der ALG oder der SP zugehörig sind, vertreten diese beiden Parteien doch eine dezidiert klimafreundliche Politik. CSP, Mitte und FDP sind ebenfalls, aber nur marginal unter den Umfrage-Teilnehmern vertreten.

Von der SVP wie auch der GLP fehlt in der Umfrage jede Spur. Weshalb?

SVP: Klimaschutz drängt nicht – ein «Wohlstandsproblem»

«Wir gehen davon aus, dass es für die politische Linke eine Gelegenheit war, mit ihrer klimapolitischen Position zu punkten. Leider war es für andere Parteien – inklusive der GLP – wohl eher eine Bedrohung für ihren Wahlerfolg, ihre klimapolitische Position transparent zu machen», schreibt Finn Küttel von Klimastreik Zug.

Anruf bei Thomas Werner, Präsident der SVP Kanton Zug: Ja, die Partei habe die Umfrage zugestellt bekommen. «Die Umfrage ist allerdings sehr einseitig und es gibt gerade dringendere Probleme», sagt Werner. Deshalb hätten die Kandidaten der SVP nicht daran teilgenommen. Die SVP setze sich durchaus für den Umweltschutz ein, der Klimaschutz sei hingegen sehr abstrakt und eher «Wahlpropaganda der Linken».

«Die Umfrage umfasst viele Themen mit teilweise sehr subjektiven und suggerierten Antworten.»

Tabea Estermann, Präsidentin GLP Kanton Zug

Die Schweiz müsse mit Augenmass und Vernunft entscheiden, was sie für das Klima machen wolle, so Werner. Heisst? «Zum Beispiel Wasserkraft fördern, das Technologieverbot für Kernkraftwerke aufheben und so den Wechsel weg von fossilen Brennstoffen vorantreiben», meint Werner.

Es gebe aber andere und viel grössere Staaten, die Strom mit Öl, Gas oder Kohle produzierten. Damit liessen diese die Anstrengungen der Schweiz von Vornherein ins Leere laufen. Darum müsse sich die Schweiz gut überlegen, wie stark sie sich im Namen des Klimas einschränken und der eigenen Wirtschaft schaden wolle. «Die SVP steht für Innovation statt Verbote», so Werner.

GLP: Umfrage mit «suggerierten Antworten»

Kein grundsätzliches Problem mit dem Klimaschutz hat Tabea Estermann. Die Präsidentin der GLP Kanton Zug antwortet ausführlich auf unsere Frage, weshalb sich die Partei geweigert habe, die Umfrage ihren Mitgliedern zuzustellen.

«Für die Grünliberalen hat die Bekämpfung des Klimawandels oberste Priorität. Die Umfrage umfasst allerdings viele Themen mit teilweise sehr subjektiven und suggerierten Antworten, die ganz klar die Werthaltung der Verfasser widerspiegeln», schreibt Estermann auf Anfrage. Zudem sei nicht klar, wie die Umfrageergebnisse den Wählerinnen vermittelt werden sollen.

«Die Grünliberalen finden die politische Transparenz über die Haltung der Kandidierenden zu diversen Themen sehr wichtig», hält Estermann fest. Deshalb unterstütze die Partei voll und ganz Smartvote. Die Institution sei neutral und unparteiisch und das Klima sei einer der Schwerpunkte des Smart Spider.

«Darum haben wir einen grossen Fokus darauf gelegt, dass alle unsere Kandidierenden diesen Fragebogen ausfüllen. Wir haben Diskussionsgruppen gebildet und sind auch den weniger erfahrenen Kandidierenden Red und Antwort gestanden beim Ausfüllen der zirka 60 Fragen», so Estermann.

Angst vor Transparenz?

«So schön es ist, dass viele Kandidierende die Umfrage ausfüllten, so enttäuschend ist der Fakt, dass die grünliberale Parteileitung das Weiterleiten der Umfrage verweigert und so bisher niemand aus der GLP mitgemacht hat», bedauert Finn Küttel.

Dass sich eine Partei, die sich Ökologie auf die Fahne schreibe, vor Transparenz im Hinblick auf Klimapolitik fürchte, sei merkwürdig, denn mit diesem Thema habe sie bei den letzten nationalen Wahlen sehr viele Wählerinnen gewinnen können, betont Klimastreik Zug in ihrer Mitteilung.

Verwendete Quellen
  • Medienmitteilung zur Wahl-Umfrage von Klimastreik Zug
  • Wahl-Umfrage von Klimastreik Zug
  • Schriftlicher Austausch mit Finn Küttel, Klimastreik Zug, und Tabea Estermann, GLP Zug
  • Telefonat mit Thomas Werner, SVP Zug
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2 Kommentare
  • Profilfoto von Karl Ottiger
    Karl Ottiger, 13.09.2022, 13:26 Uhr

    Klimaschutz ist die größte Lüge die dem Volk je einmal aufgetischt wurde wie werden dann die Batterien hergestellt und die alten Autos fahren beruhigt Asien, Afrika weiter die kleine Schweiz und das kleine Europa werden für die Asiaten und Afrikaner das Klima regulieren mich persönlich würde es bald wunder nehmen an welcher Uni man dieses unlogische denken studieren kann

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    • Profilfoto von sepp
      sepp, 13.09.2022, 17:11 Uhr

      Also abgesehen davon, dass die meisten Autos eben hier verschrottet werden… die Folgen der Klimaerwärmung werden langsam aber sicher auch hier mit dem baren Auge sichtbar.

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