Macherin von «Der Ast auf dem ich sitze»

Zuger Regisseurin Luzia Schmid hadert mit ihrer Heimat

Filmemacherin Luzia Schmid. (Bild: zvg)

In einem Gastbeitrag für die Schweiz-Ausgabe der «Zeit» schreibt Luzia Schmid über ihr Verhältnis zu ihrer Heimat. Es ist ein zumindest zwiespältiges. Wie sie es auch schon in ihrem Dokumentarfilm «Der Ast auf dem ich sitze» über Zug zum Ausdruck gebracht hat.

In ihrem Dokumentarfilm zeigt Regisseurin Luzia Schmid die Entwicklung Zugs vom kleinen Industrie- und Agrarkanton zu einem vermögenden Steuerparadies. Die Arbeit brachte ihr den renommierten Grimme-Preis ein.

Nun meldet sich die Wahlkölnerin in der Schweiz-Ausgabe der «Zeit» zurück. Schliesslich steht der Zuger Rohstoffhandel wegen dem Russland-Konflikt gerade in der Weltöffentlichkeit.

Sie erzählt von ihrer 16-jährigen Tochter, die ihr an den Kopf wirft, die Neutralität sei «die grösste Lebenslüge der Schweiz». So werde die Schweiz im Ausland wahrgenommen.

Und auch ihrer Meinung nach habe die Solidarität der Schweiz immer stärker den Oligarchen gegolten als deren Opfern. In der Schweiz lägen zwischen elf und sogar hundert Milliarden Franken aus Russland. Als Schweizerin brächte sie das in Erklärungsnot.

Luzia Schmid lässt noch einmal ihre eigene Kindheit Revue passieren, erinnert sich daran, wie auch ihre eigene Familie Nutzniesserin von Zugs neuer Wirtschaftspolitik war: Der Vater war Treuhänder, der Briefkasten der Familie gleichzeitig auch Briefkastenfirma im Dutzend.

Sie erinnert sich an ihren Geschichtsunterricht und die vielen Geschichten über eine wehrhafte Schweiz. Gefehlt habe allerdings die Erwähnung der Einführung des Bankgeheimnisses Mitte der 1930er-Jahre. Und wie die Schweiz an ihrer Neutralität verdient habe. Wie es sie dennoch trifft, wenn sie ihre Tochter derart angreift: «Sie zeigt mir, wie schwer ich mich selbst damit tue, mich vom Neutralitäts-Mythos zu verabschieden.»

An die Zuger und Schweizer gerichtet, schliesst Luzia Schmid mit den Worten: «Eine Neutralitätspolitik, die zuallererst der Wahrung der eigenen Interessen dient, ist nicht neutral. Sie schadet der Welt und dem Land selbst.»

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Richard Scholl
    Richard Scholl, 10.03.2022, 17:23 Uhr

    ach Gott, sind wir froh, dass eine Kölnerin uns Gastgebern sagt, wie wir mit der Neutralität umzugehen haben.

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