Bekannte und exotische Heilpraktiken

Voodoo, Weihwasser und Totenköpfe

Eine New Orleans Voodoo Hexing Doll für Schadenzauber. (Bild: zvg)

Was haben Voodoo-Puppen, kenianisches Hühnergackern und Luzerner Totenglocken miteinander zu tun? Und welcher Zauber schützt gegen Bussen für zu schnelles Fahren? Wer es wissen will, dem bleibt noch eine Woche Zeit für einen Besuch der Ausstellung «Mysterien des Heilens. Von Voodoo bis Weihwasser» im Historischen Museum Luzern.

Originale Ritualmusik einer Voodoo-Priesterin des amerikanischen New Orleans begleiten den Besucher während seines Rundgangs durch die Ausstellung «Mysterien des Heilens. Von Voodoo bis Weihwasser» im Historischen Museum. Doch es ist nicht nur diese exotische Spiritualität, die den Luzerner Kurator Kurt Lussi interessiert: Gegenstände aus mehreren Jahrhunderten, dem Sudan und der Schweiz, dem Ottomanischen Reich und Österreich, liegen Seite an Seite in denselben Schaukästen. Was verbindet dieses Sammelsurium an Vertrautem und Fremdem?

Mehr als nur ein Körper

Die übersichtlich gestaltete Ausstellung lässt den Besucher mit dieser Frage zum Glück nicht im Regen stehen. Der Kurator selbst erklärt via kurze Videosequenzen seine Überlegungen und teilt einige persönliche Anekdoten zum Thema. Dieses lautet: Magische Heilpraktiken verschiedener Kulturen, die alle auf einer gemeinsamen Annahme fussen. Der Annahme nämlich, dass der Mensch mehr sei als sein Körper, aus materieller und geistiger Substanz bestehe, aus Körper und Seele. Im Abendland geht diese Vorstellung auf die antike Philosophie zurück und spielt bis heute eine zentrale Rolle innerhalb der christlichen Kirchen.

Zur Ausstellung

Die Ausstellung «Mysterien des Heilens. Von Voodoo bis Weihwasser» läuft noch bis zum 28. März 2016 im Historischen Museum Luzern.
Informationen zur Ausstellung finden Sie hier.

Eine Vielzahl anderer Kulturen kennt gemäss Ausstellungstext eine ähnliche Unterscheidung. Ein stimmiges Zusammenspiel von Körper und Seele ist diesen Konzeptionen gemäss für die menschliche Gesundheit zentral. Überall hat dies zudem eine vergleichbare Konsequenz: Heilrituale sind auf beide Seiten der menschlichen Existenz auszurichten, Körper und Seele im Gesundungsprozess wieder miteinander in Einklang zu bringen. Einseitige Behandlung des Körpers kann in diesem Denken niemals zum Ziel führen.

Zusammenführen von Kulturen

Wie auf den ersten Blick fundamental verschiedene Kulturen gleichermassen zu magisch anmutenden Heilpraktiken führen, kann der Besucher dieser Ausstellung ohne Weiteres nachvollziehen. Im zwar strukturierten, aber dennoch zwischen den verschiedenen Kulturen nicht unterscheidenden Nebeneinander gehen aber auch Differenzen verloren. Die spezifische Eigenart christlicher Praktiken etwa, die sich doch wiederum von Konfession zu Konfession, von Region zu Region markant unterscheidet, ist in dieser Ausstellung nicht zu erkennen. Genauso wenig gilt dies für die eigenständigen Charaktere der anderen thematisierten Kulturen.

Wer sich dafür interessiert, welche unterschiedlichen Ausprägungen die magischen Heilpraktiken zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Orten angenommen haben, wird hier nicht fündig werden. Dies scheint aber auch gar nicht das Ziel gewesen zu sein. Vielmehr steht in dieser Ausstellung das Verbindende zwischen den Kulturen im Vordergrund. So gelingt es, die Verwandtschaft der unterschiedlichen Kulturen in ihrem Denken über den Menschen und seine Gesundheit hervorzuheben.

Heilmittel gegen kleine Alltagsbeschwerden

Bei manch einem ruft das Ende der Ausstellung auch ganz persönliche Erinnerungen wach. An der Wand hängen Karten mit traditionellen, regionalen Weisheiten rund um Gesundheit. Eine der Karten erinnert eine Besucherin an das wundersame Verschwinden einer Warze, als sie noch ein Kind gewesen war. Nachdem sie, dem Rat einer alten Frau folgend, die befallene Stelle beim Klang der Totenglocke mit Wasser abwusch, verflüchtigte sich der ungeliebte Fleck innert einiger Wochen. An der Wand finden sich auch Mittel gegen Magengeschwüre (einfach eine lebende Rossschnecke verschlucken), Seitenstechen (dreimal auf einen Stein spucken und ihn dahin zurücklegen, wo man ihn aufgelesen hat) oder Zahnschmerzen (einen versilberten Kaffeelöffel ablecken und ihn in eine der heiligen Apollonia geweihte Kapelle bringen).

Wer noch ein traditionelles Mittel gegen ein Leiden sucht, könnte hier fündig werden. Und wen eine kleine und gut geführte Ausstellung zu magischen Heilpraktiken interessieren könnte, ebenso. So oder so muss man sich beeilen. Die Ausstellung läuft nur noch bis zum 28. März.

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