Das Casino Luzern ist von vier Männern ordentlich aufs Glatteis geführt worden – davon ist dessen Sicherheitschef überzeugt. Die vier manipulierten aus seiner Sicht einen Roulettetisch und machten sich mit rund 30’000 Franken aus dem Staub. Hier liest du, wie der Trick funktioniert.
Seit «Ocean’s Eleven» wissen wir: Um ein Casino auszunehmen, braucht es einen Plan, minutiöse Vorbereitung und eine gehörige Portion Chuzpe. An kaum einem Ort gibt es weniger Privatsphäre. Jeder Winkel wird mit einer Kamera überwacht. Wenn du im Casino Luzern in der Nase bohrst, kannst du dir sicher sein, dass die Mitarbeiter in der Surveillance das sehen. Da einen Coup durchziehen? Unmöglich. Könnte man meinen.
Das Komplott im Casino Luzern
Ist aber nicht so, wie vier Männer im April 2019 unter Beweis gestellt haben. Die Staatsanwaltschaft ist überzeugt: Den vieren ist es gelungen, den Roulettetisch zu manipulieren – und so einen fetten Gewinn einzustreichen. Abgelaufen ist die Sache angeblich so:
Ein Mann – nennen wir ihn Danny – geht ins Casino und tritt unaufällig an den Rouletttisch. Das Rad ist bereits offen – das Spiel läuft aber noch nicht. Blitzschnell legt er hauchdünne, schwarze Blättchen auf die Zahlen 8, 24, 11, 17 29 und 26. Dann zieht er sich zurück.
Knapp eine Stunde später kommt sein Komplize Rusty an den Tisch. Sein Sohn Linus hat tags zuvor das Casino mit ihm zusammen ausgekundschaftet – wurde wegen einer Sperre aber rausgeworfen. Jetzt ist es also an Rusty, einen Blick auf das Rouletterad zu werfen.
Er kontrolliert, ob die Blättchen richtig platziert sind. Sie bewirken nämlich, dass die Kugel nicht mehr ganz so leicht zur nächsten Zahl hüpft. Wer auf die manipulierten Zahlen setzt, hat höhere Chancen auf einen Gewinn. Doch darauf ist Rusty gar nicht aus. Dafür haben sie ja Terry.
Der Mann an der Slotmaschine
Terry kommt wenige Minuten später dazu. Er setzt sich aber nicht an den Tisch. Er geht an die Slotmaschine vom Casino Luzern. Hier kann er darauf wetten, auf welchen Zahlen die Kugel am manipulierten Tisch landen wird. Und das tut er an jenem Abend. 255-mal.
Setzt er auf «normale» Zahlen, ist sein Einsatz tief. Mal gewinnt er, mal verliert er. Ganz unauffällig. Setzt er aber auf die 8, 24, 11, 17 29 oder die 26, sind die Einsätze hoch. Bis zu 845 Franken. Und da er mit diesen «Glückzahlen» saftige Gewinne einstreicht, verlässt er das Casino in den frühen Morgenstunden mit über 30’000 Franken in der Tasche.
Schwups, sind die Blättchen weg
Nun gilt es noch, die Spuren zu verwischen. Dafür sind Rusty und Danny zuständig. Während Rusty den Groupier ablenkt, fährt Danny mit einem Magneten über das Roulette. Die Blättchen fliegen in seine Hand – und damit sind die Beweise für den Schwindel im Casino Luzern dahin. Die Männer machen sich aus dem Staub.
Erst an der Landesgrenze geht die Sache schief. Die Polizei findet Werkzeug, Drähte, Magnete und Blättchen im Auto. Und das Geld. Die Männer werden angeklagt: Wegen betrügerischen Missbrauchs einer Datenverarbeitungsanlage.
Könnte es auch einfach Glück gewesen sein?
Die Gerichtsverhandlung von Terry und Linus findet an einem heissen Mittwochnachmittag im Juni statt. Im Saal des Bezirksgerichts Luzern tauchen die Beschuldigten nicht auf. Sie haben ein Einreiseverbot. Stattdessen nimmt die Einzelrichterin den Sicherheitschef des Casinos in die Mangel.
Er hat einen Bericht darüber geschrieben, wie die Männer vorgegangen sind. Aus seiner Sicht ist der Fall klar. Die Richterin aber will es genau wissen. Könnte Terry nicht einfach eine Glückssträhne gehabt haben? Ist bewiesen, dass er mit Rusty, Danny und Linus unter einer Decke steckt? Und: Wenn es so war: Haben die vier nun eigentlich die Slotmaschine getäuscht – oder den Croupier?
Die letzte Frage ist entscheidend. Denn der Vorwurf lautet – wie gesagt – betrügerischer Missbrauch einer Datenverarbeitungsanlage. Der Automat selber wurde aber nicht manipuliert. Sind die Herren trotzdem schuldig?
Geheimnisvolle Geldübergabe an der Bar
Die Staatsanwaltschaft ist unter anderem deswegen von einem Komplott überzeugt, weil Rusty Terry am frühen Abend Geld gab, als dieser einen grösseren Einsatz verloren hatte. Die Verteidiger hingegen tun das ganze als wilde Theorie ab, die sich nicht beweisen lasse.
Linus selber war – das ist unbestritten – an jenem Tag gar nicht im Casino. Er hatte ja eine Spielsperre. Aus Sicht seiner Verteidigers muss er deshalb freigesprochen werden. Auch der Verteidiger von Terry fordert einen Freispruch.
Der «Trick» funktioniert im Casino Luzern nicht mehr
Er argumentiert: Es ist nicht bewiesen worden, dass die Blättchen, die gefunden wurden, auch tatsächlich im Rouletterad waren. Schliesslich wurden sie ja nicht dort gefunden. Ausserdem, so sagt er, sei ein Rouletttisch mechanisch. Es handle sich nicht um eine Datenverarbeitungsanlage. Wenn, dann handle es sich also um Betrug – eine arglistige Täuschung sei aber nicht angeklagt.
Wem wird die Richterin Glauben schenken? Das ist noch offen. Sie wird ihren Entscheid schriftlich eröffnen – und zentralplus wird darüber berichten, sobald das Urteil vorliegt.
Falls du nun darüber nachdenkst, dein «Glück» auf dieselbe Weise im Casino Luzern zu versuchen: Das wird nicht funktionieren. In der Verhandlung erklärte der Sicherheitschef ausführlich, wie solche Gaunereien heute verhindert werden. Die Details dazu werden an dieser Stelle aber nicht verraten.
Hinweis: Die Namen sind dem Film «Ocean’s Eleven» entliehen. Die Beschuldigten heissen anders.
- Beobachtung der Verhandlung
- Art. 147 Abs. 1 in Schweizer Strafgesetzbuch