Zug fiebert mit dem EVZ

«Ein emotionales Beben geht durch die Stadt»

(Bild: EVZ)

Es ist das Tagesgespräch im Büro, beim Mittagessen oder im Fitnessstudio: Der EVZ steht in den Playoff-Finals. Das beschert Zug nicht nur ein neues Lebensgefühl, sondern auch neue Chancen und Forderungen. 

Seit Jahren ist der EVZ ein wichtiger Sympathieträger von Zug und vermittelt Einheimischen wie Nicht-Zugern, dass es im kleinsten Vollkanton der Schweiz nicht nur um niedrige Steuern geht, deren Lockruf internationale Firmen folgen. Dank dem EVZ gibt es in Zug auch noch etwas anderes als Geld und Finanzgewinne. Will heissen: Auch der Sport nimmt einen grossen Stellenwert ein.

Leider verabschiedete sich der Hockeyverein in den vergangenen 19 Jahren fast schon gesetzmässig spätestens im Halbfinal der Playoffs. Doch in dieser Saison scheint nach 19 Jahren das Glück den Hockeyspielern endlich hold: Das Team kann nach 1998 sogar zum zweiten Mal Eishockeymeister werden. Die Zuger Kufenstars reisen am Donnerstag zum ersten Spiel im Playoff-Final nach Bern.

Von diesem sportlichen Erfolg könnte auch das Image in und um Zug profitieren. Beispiel Hoffenheim in der deutschen Bundesliga. Die kleine Gemeinde im Norden Baden-Württembergs, die zur Stadt Sinsheim gehört, ist erst so richtig auf der Landkarte aufgetaucht, seit der dortige Fussballverein national erstklassig ist. Das hat Zug natürlich nicht mehr nötig. Und doch könnte sich einiges verändern.

«Auch mich hat das Virus gepackt.»

Dolfi Müller, Zuger Stadtpräsident

Doch tut es das wirklich? Es herrscht zumindest das Prinzip Hoffen. Und die Aussicht, dass im Fall der Meisterschaft vielleicht ein blau-weisser Korso durch die Strassen zieht und für einmal die tägliche Prozession der Rollköfferchen, gezogen von Herren im Anzug und Frauen im Deux-pièces, unterbrochen wird.

«Ich spüre ein emotionales Beben in der Stadt», versichert Zugs Stadtpräsident Dolfi Müller. Der eher fussballaffine Sozialdemokrat gibt zu, dass «auch mich das Virus gepackt hat». Er sieht in Zug den David, der nun seine Steinschleuder nimmt, um es dem Goliath Bern zu zeigen. Pikant ist für ihn dabei, dass gerade das finanzschwache Zug dem finanzstarken Bern ins Antlitz blickt – was die finanziellen Verhältnisse angeht, wenn es sich um den Puck dreht, meint Müller schmunzelnd. Dass Zug sonst eigentlich der Kanton ist, der finanziell die grösseren Hosen anhat, scheint dem Stadtpräsidenten in diesem Zusammenhang nicht so wichtig. «Der Glauben kommt auf, dass Zug auch Bern schlagen kann.» Müllers Rezeptur für den finalen Erfolg: die richtige Portion Team- und Kampfgeist.

Stadtrat macht sich schon Gedanken

«Der Stadtrat macht sich bereits intensiv Gedanken, was zu tun ist, wenn der EVZ Meister werden sollte», verrät Dolfi Müller, dass die Vorbereitungen im Falle einer Meisterschaft zumindest gedanklich schon auf Hochtouren laufen. «Die Jubiläumsparty zum 50. Jahrestag des Vereins steigt ja am 5. Mai», erwägt Müller. Dieser Termin sei jedoch selbst angesichts eines Playoffs mit sieben Partien zu weit weg. «Aus meiner Sicht wäre für mich deshalb der 20. April ideal, nach dem 6. Spiel», blättert Müller schon einmal hoffnungsvoll in seinem Kalender. Und drückt dem EVZ die Daumen. «Ich grabe meinen alten Fanschal noch aus.»

«Im Finale ist alles offen, und der EVZ hat sicher Chancen, wenn er wieder gut mit einer starken Teamleistung startet.»

Heinz Tännler, Zuger Finanzdirektor und früherer Einzelrichter 

Für Zugs Finanzdirektor Heinz Tännler, früher Einzelrichter im Schweizerischen Eishockeyverband und Stadionsprecher, ist das schon «fast historisch», was der EVZ nun mit dem Einzug ins Playoff-Final geschafft hat. Er werde sicher eines der Spiele besuchen, um den EVZ anzufeuern. Der Sportexperte und SVP-Regierungsrat ist angenehm überrascht vom im Vergleich zu all den Vorjahren erstarkten Zuger Hockey-Team, das nun relativ locker ins Playoff-Final eingezogen sei.

Er ist absolut überzeugt: «Im Finale ist alles offen, und der EVZ hat sicher Chancen, wenn er wieder gut mit einer starken Teamleistung startet.» Entscheidend seien die ersten beiden Spiele. Denn wenn eine der beiden Mannschaften dann mit 2:0 führen würde, so Tännler, sei dies dann sehr schwer fürs andere Team, den Rückstand noch aufzuholen. «Im Playoff wird gut verteidigt, und die Torhüter setzen alles daran, keine Tore zu kassieren.» Tännler würde allerdings nicht so weit gehen, dass sich durch einen Erfolg des EVZ das Image des Kantons Zug plötzlich fundamental ändern würde.

Wie eine Wand stehen die Fans hinter ihrer Mannschaft.

Wie eine Wand stehen die Fans hinter ihrer Mannschaft.

(Bild: EVZ)

Bei der Zuger Kantonalbank, dem Generalsponsor des EVZ, herrscht derweil schon vor dem Beginn des Playoff-Finals am Donnerstag eitel Sonnenschein. «Die Euphorie ist gross – die ganze Zuger Kantonalbank ist aktuell im Hockeyfieber», schwärmt Carmen Wyss, Leiterin der Kommunikation bei der Zuger Kantonalbank. Diese Freude wolle man während der Finalspiele mit der Zuger Bevölkerung teilen – mit Ticketverlosungen über Facebook und mit einer speziellen Aktion am 10. April in den Geschäftsstellen der Zuger Kantonalbank sowie an den Bahnhöfen Zug, Rotkreuz und Baar.

Auch bei Glencore, einem anderen EVZ-Grosssponsor, sind alle happy, und die beschauliche Zuger Welt abseits des internationalen Rohstoffhandels leuchtet hellrosa. Glencore-Sprecher Charles Watenphul frohlockt auf Englisch: «Glencore is proud to partner EVZ and wishes the team every success in the final.»   

Touristische Aufwertung

Ein Hauch von Brot und Spiele also. Auch touristisch könnte Zug vom kommenden Playoff-Finaleinzug durchaus profitieren. Dieser Ansicht ist jedenfalls Heinz von Rickenbach, Direktor des Hotels Zugertor in Zug und gleichzeitig Präsident des Hotelier-Vereins Zugerland. «Wahrscheinlich wird Zug dadurch schon noch ein bisschen bekannter», meint er.

Ob dieser sportliche Erfolg generell mehr Übernachtungen generiere, sei indes schwer zu beantworten. «Denn Bern liegt dafür einfach zu nahe bei Zug, und mit Luzern und Zürich können wir natürlich touristisch nicht konkurrieren», so von Rickenbach. Gleichwohl sei Zug in den letzten Jahren nicht zuletzt dank einiger Grossveranstaltungen ins Zentrum des Interesses gerückt und hätte mehr Besucher angelockt. «Während des Konzerts von Andreas Gabalier in Zug war unser Hotel beispielsweise pumpenvoll.»

«Wenn man an den Kanton Zug denkt, fallen einem doch jetzt schon vor allem die Kirschtorte und der EVZ ein.»

Reto Graf, EVZ-Fan und Präsident «Herti Nordkurve»

Da käme der Schweizer Meistertitel des EVZ ja wie gerufen, um das Image von Zug noch glänzender aufzupolieren. Wobei ein EVZ-Fan Klartext redet. «Wenn man an den Kanton Zug denkt, fallen einem doch jetzt schon vor allem die Kirschtorte und der EVZ ein», sagt Reto Graf. Er ist seit 20 Jahren Präsident des EVZ-Fanclubs «Der siebte Mann – Herti Nordkurve» und nach eigenem Befinden gerade «am Schweben».

Da der EVZ genauso etwas Positives sei wie die Zuger Kirschtorte, hofft der Fan, dass der Hockeyverein als Aushängeschild noch populärer und noch mehr geschätzt werde. «Damit der Verein wieder mehr finanzielle Unterstützung erfährt von der Politik.» Und dass es nicht gleich Proteste gebe, wenn Eishockeyfans nach dem Match mal etwas lauter nach Hause gehen. Graf: «Manchmal hat man schon das Gefühl, es könnte etwas mehr sein.»

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon