Unpassend

Die Strassen verdienen unseren Respekt. Sie sind der Lebensnerv unserer Siedlungen. Leider kommt es bei vielen Neubauprojekten zu keiner Aufwertung des Strassenraums. So auch in Ebikon: hier wurden gegenüber des Hauptsitzes des Liftherstellers Schindler neue Wohnanlagen erstellt. Sie passen nicht zur Strasse, an der sie stehen. 

Als in den 1950er Jahre Schindler an die Peripherie zog, war Ebikon noch ein Dorf. Die Strasse vor dem modernen Hauptsitz war noch eine Landstrasse, an der die Dörfer des Rontals aufgereiht waren. Heute ist Ebikon eine autogerechte Stadt mit einer mehrspurigen Autostrasse mitten durch das Zentrum. Und die Strasse ist das Wesentliche, das Ebikon prägt. 

Die Bauten von Rohn haben diesen Wandel vorweg genommen. Der visionäre Architekt hatte eine städtische Anlage erstellt, lange bevor die Entwicklung einsetzte. Diesem Anspruch werden die Neubauten beim Schindler nicht gerecht. Sie zeigen der Strasse ihre abweisende Rückseite. Mit einem Grünstreifen werden die Bauten auf Distanz gehalten. Sie übernehmen keine raumbildende Funktion, und lassen auch keinen öffentlichen Raum entstehen.

Gerade das Gegenüber, hochwertige Architektur aus der Hand von Roland Rohn, einem renommierten Schweizer Industrie-Architekten, der auch für die Ciba Geigy in Basel tätig war, hätte eine gestalterische Antwort verdient. Mit Fleiss und Können hätte hier ein Stück städtebauliche Qualität entstehen können. Doch das Projekt antwortet mit banaler Architektur, wie sie sich kaum überbieten lässt. 

Schade, unsere Region hätte hier eine qualitätsvolle Planung verdient. Offenbar war den Beteiligten die spezielle Ausgangslage nicht bewusst. Vielleicht kennen sie Ebikon nur von der Strasse her, als Durchgangsweg von A nach B. Das wird auch weiterhin so bleiben. Den Beteiligten ist es nicht gelungen, einen Mehrwert zu generieren. Gerade hier wäre es so einfach gewesen.