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Ruderzentrum am Rotsee vor einem Jahr eröffnet

Ein Favorit der guten Baukultur

Der Holzbau ruht auf zwei Sockelbauten.

(Bild: Gerold Kunz)

In zwei Etappen sind am Rotsee die Bauten für das neue Ruderzentrum entstanden. Nachdem der Zielturm grosse mediale Aufmerksamkeit erhielt, hat das Hauptgebäude wenig Nachhall ausgelöst. Die mit viel Holz gebauten Objekte passen beide gut an den Rotsee und stellen zusammen einen wichtigen baukulturellen Beitrag dar.

Sichtbeton, verzinktes Metall und Holz: Mit diesen Materialien haben Fuhrimann Hächler das Hauptgebäude des Ruderzentrums am Rotsee komponiert. Diese einfachen und robusten Materialien, behaupten die Architekten auf ihrer Webseite, betonten den funktionalen Charakter des vor einem Jahr in Betrieb genommenen Gebäudes.

Schon beim zwei Jahre zuvor eröffneten Zielturm hatten die Architekten mit Holz, Metall und Beton gearbeitet. Gemeinsam mit dem wesentlich kleineren Bauvolumen bilden die beiden Bauten denn auch ein stimmiges Ensemble, das die Lage am Rotsee mit einer qualitätsvollen Architektur würdigt. Zwar wurde gleichzeitig mit den Hochbauten auch die Landschaft umgestaltet, doch die sehr dezent ausgefallenen Eingriffe sind kaum zu erkennen. In dieser Zurücknahme (die ich bei der Rotsee-Badi leider vermisse) liegt eine besondere Leistung.

Mehr mediales Echo für den Zielturm

Mit dem Zielturm hatten die Architekten grosse Erfolge zu verbuchen. Die Trend-Zeitschrift «Wallpaper» sah den Kleinbau sogar für ihren Design Award 2014 vor, den dann aber SANAA für ihre Louvre-Aussenstelle in Lens erhielt. Auch als «Bau der Woche» fand das aus einem Studienauftrag hervorgegangene Projekt grosse Beachtung. Anders das Hauptgebäude: Ausser auf den firmeneigenen Webseiten der Architekten, der Kostenplaner und Holzbauingenieure sowie der beteiligten Beton- und Holzbaufirmen hat das Gebäude im Netz kaum Nachhall gefunden.

Vielleicht liegt es an den wundervollen Fotografien, die der Künstler-Fotograf Valentin Jeck vom Zielturm und seinem landschaftlichen Kontext machte, die ein Mehr an Aufmerksamkeit generierten. Die Bilder vom Hauptgebäude zeigen, im Unterschied zu den Bildern des Zielturms, keine Einbettung in eine archaische Landschaft, die für einen Ortskundigen wenig von der realen Stimmung einfängt. Der Fotograf überhöhte in seinen Aufnahmen des Zielturms die isolierte Stellung des Gebäudes in der Landschaft – beim Hauptgebäude ist dies nicht möglich. Hier sind es die skulpturale Treppe und die rohen Materialien der Innenwände, die in den Fotos stimmungsvoll inszeniert werden.

Keine Symbolbotschaft

Heute lässt sich kaum mehr genau sagen, wie der Vorgängerbau ausgesehen hatte. Zwar bestand auch dieser aus rohen Materialien (Beton, Eternit), doch eine symbolische Botschaft sendete dieser Zweckbau nicht aus. Fuhrimann Hächler haben wenig verändert, aber die Komposition geschärft. Ihr Holzbau liegt auf den Betonsockeln, die so platziert sind, dass dazwischen eine Halle entsteht, die mit der Treppe das Herzstück der Anlage bildet. Das Obergeschoss wird von einer Schule genutzt, die schulfrei hat, wenn hier Regatta-Hochbetrieb ist. Im Sockel sind öffentliche Toiletten vorhanden, die den Rotsee-Spaziergängern dienen.

Möglich, dass das Ruderzentrum Rotsee als Ganzes zu den Preisträgern im Wettbewerb um die Auszeichnungen guter Baukultur Kanton Luzern zählt, für welchen bis Anfang April die Eingabefrist lief. 180 Objekte sollen zur Teilnahme eingereicht worden sein, 130 seien bereits ausgeschieden. Unter jenen fünfzig Objekten, die von der Jury besucht wurden, befindet sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auch das Ruderzentrum am Rotsee.

Meine weiteren Favoriten sind das Stadion Allmend oder die Wohntürme im Wettsteinpark. Aber auch das Wohn- und Geschäftshaus Mühle in Sempach oder der Pellets-Silobau in Buttisholz verstehe ich als ausgezeichnete Baukultur. Der Freizeitpark Ebikon und die neue Hergiswaldbrücke könnten ebenfalls ausgezeichnet werden, als Beispiele für den Bereich Landschaftsarchitektur und Ingenieurbaukunst.

Ab Mitte Juni werden die ausgezeichneten Projekte im Museggzeughaus in Luzern zu sehen sein. Ich wette schon heute, dass das Ruderzentrum am Rotsee mit dabei ist.

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