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Städtebaukritik

Zwischenraum abfüllen

Die Feldmühle in Kriens ist ein besonderes Quartier. Gottfried Anliker hatte in den 1960er Jahren hier seine ersten drei Hochhäuser an die Hangkante gebaut und voller Stolz Indischen Investoren vorgeführt. Nun wird der begrünte Zwischenraum mit Bauten aufgefüllt.

Kriens hat ganz besondere Wachstumsphasen erlebt. Während die stadtnahen Quartiere mit kleinvolumigen Bauten in den 1930er Jahren im Sinne einer Gartenstadt ausgebaut wurden, sind die verdichteten Siedlungen der 1960er Jahre am westlichen Gemeinderand entstanden. Diese Anomalie ist in Kriens allgegenwärtig und einer der Gründe für die prekären Verkehrsverhältnisse im Zentrum. Mit dem Ausbau des Obernaus in den 1990er Jahren wurde die Konzentration der Bevölkerung an der Peripherie weiter verschärft. Eine Abkehr ist nicht zu erkennen.

Gegenwärtig ragen an der Hangkante an der Feldmühlestrasse mehrere Bauprofile aus dem dichten Grün. Sie verweisen auf ein Bauvorhaben, dessen Modell an der Ausstellung zur Nidwaldner Architektur im Salzmagazin in Stans diesen Frühling zu bestaunen war. Die Nidwaldner Architekten sehen eine Bebauung des begrünten Zwischenraums vor, der heute zwischen den drei Hochhausbauten besteht. Damit schlagen sie eine Verdichtung in einem Gebiet vor, das bereits heute zu den dichtesten der Gemeinde zählt.

Mit der Platzierung der Feldmühle-Hochhäuser an die Hangkante des Sonnenbergs wurde ein städtebauliches Konzept umgesetzt, das sehr beliebt war. Viele Hochhäuser in der Region Luzern, aber auch in Nidwalden und Zug, stehen mit dem Rücken zum Hang. Vermutlich wollte man einerseits den Hochhäusern keine prominente Lage im Ortsbild zugestehen und die Bevölkerung vor den negativen Auswirkungen bewahren. Andererseits wollte man nicht gutes Bauland hergeben, da der Schatten dieser zeichenhaften Solitärbauten nur auf schwer bebaubare Hang-Parzellen fiel.

Offenbar sind diese Ansprüche heute passé. Geht es nach dem Willen der Planer, soll der Zwischenraum nun gefüllt werden. Dass damit eine der Qualitäten der Wohnungen in den Hochhäusern verloren geht, scheint die Planer nicht zu stören. Dass der Ausblick zwischen den Hochhäusern hindurch den erhofften Ansprüchen genügt, bezweifle ich. Mit dem Verbauen der Hangkante wird ein städtebauliches Konzept hintertrieben und das Quartier abgewertet. Das kann nicht das Interesse einer Verdichtung nach innen sein.

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