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Landschaftsarchitektur

Spielwiese der Spassgesellschaft

Für ihren neuen Freizeitpark hatte die Gemeinde Ebikon noch 2013 den bronzenen Hasen verliehen bekommen. Mit der Eröffnung der erneuerten Rotseebadi wird hingegen deutlich, dass Hoffnungen auf Besserung in Ebikon unbegründet sind.

Noch im Dezember 2013 hatte der Freizeitpark Ebikon den begehrten bronzenen Hasen verliehen bekommen. Die Architekturzeitschrift Hochparterre würdigte damit auch das Engagement der Agglo-Gemeinde Ebikon, die einen qualifizierten Landschaftsarchitekten mit der aussergewöhnlichen Aufgabe betreute. 

Mit der Umgestaltung der Rotseebadi, die heute eröffnet wird, doppelt die Gemeinde nun leider nicht nach. Im Gegenteil: Die kleine Badeanstalt aus den 1940er Jahren wurde in mehreren Ausbauschritten zerstört. Auffällige Farben, unpassende Materialien und eine Vielfalt an Gestaltungs- und Konstruktionsformen haben aus dem Naturbad eine Spielwiese der Spassgesellschaft gemacht. 

Das Rotseebad zählte wegen seinem minimalen Ausstattungsgrad bisher zu den Pioniereinrichtungen in der Zentralschweizer Badelandschaft. Mit den einfachen, gestaffelt angeordneten Pavillonbauten und den für die Terrassierung der Böschung harmonisch im Gelände platzierten Natursteinmauern wurde das natürliche Ufer den Badenden zugänglich gemacht. Mit diesen wenigen, aber präzisen und sehr zurückhaltend gestalteten Eingriffen reihte sich die bisherige Badi in die Tradition der Schweizer Freibäder ein, wie sie in den 1950er Jahren zahlreich entstanden. 

Der amerikanische Architekt Georg Everard Kidder Smith, der damals in der Schweiz für Recherchen zu seinem legendären Buch «Switzerland builds» unterwegs war, hielt in seinen Aufzeichnung als auffallendes Merkmal fest, «dass fast jede Gemeinde in der Schweiz ein Freibad hatte». Johannes Stoffler stellt in seiner Publikation zum Werk des renommierten Landschaftsarchitekten Gustav Amman fest, dass in der Schweiz in der Nachkriegszeit ein Freibad-Boom herrschte. Und aus diesem ging vermutlich auch die Rotseebadi hervor. Im Werkverzeichnis zu Amman ist interessanterweise für die Jahre 1934/45 tatsächlich eine «Ufergestaltung Innerschachen» aufgeführt, die sich vielleicht auf die Eingriffe am Rotsee bezieht. 

Die für die Strukturierung des Geländes massgebenden Stützmauern sind noch vorhanden, auch die schlichten Pavillons sind weiterhin zu erkennen. Nachdem die Gemeinde Ebikon offenbar 700’000 Franken in die «Aufwertung» investierte, liegt es also an der nächsten Generation, sich der Bedeutung und Qualitäten dieses prächtigen Naturbads anzunehmen und dafür zu sorgen, dass ein angemesseneres Projekt umgesetzt wird, das dem aussergewöhlichen Ort gerecht wird.

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