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Pablo Haller

sa’n pa wè yo – Teil II

Pablo Haller – «kamst du hierher um auf braune mädchenschenkel zu starren?» ein edelstein-hokuspokus (i’was mit hitze & druck) soll versöhnung herbeiführen & die insel auftauchen lassen. die wale machen jagd auf menschliches treibgut.

Hier gehts zu Teil I

«kamst du hierher um auf braune mädchenschenkel zu starren?» ein edelstein-hokuspokus (i’was mit hitze & druck) soll versöhnung herbeiführen & die insel auftauchen lassen. die wale machen jagd auf menschliches treibgut. kim könnte sie mit einer mysteriösen in den gipfelsee des paektusan, des weissen bergs, dirigieren, dafür aber fehlt es im süden an strahlung (so sagen die experten). der gott des landes wird auf einem flugzeugträger zum heiligen berg gebracht, er lässt die bevölkerung metzeln & steckt ein plastikfähnchen in den schmelzenden schnee.

wer will die grenze übertreten? zum totalen erlebnis. sekunden dehnen sich, breiter, höher, breiter… splash! was können wir schon über den abspann sagen? es gibt keinen zufall in meinem magischen universum (burroughs).

das abgrasen der schnitte ist umständlicher als blosses tippen. klempnern, nannte beckett diesen prozess. kunst ist magie (im besten fall). cut-up alchimistischer blitzkrieg.

eine schaar alternder schwuchteln (mit feisten bäuchen) begibt sich zur teezeremonie. kräuterheilkunde für den übergang in die geisterwelt. menschen auf friedhöfen, mit kerzen, fotos, weissen leinentüchern. «hier pflegt kim gelegentlich aufzutauchen», flüstert tante tom, ein in die jahre gekommener transverstit, verzückt. auf dem boden die gebeine eines deutschen gesandten, der sich mit haut & haar der sexuellen vereinigung mit seelen von toten verschrieben hatte, um für die nazi-regierung einen ausweg aus dem fleisch- & knochenkäfig zu finden. (schwarz versinkt die sonne im staub der industrie).

die gebeine werden von einheimischen als räucherwerk verwendet, opfergaben für die ahnen. die überreste eines grossen magiers bringen, wie sie glauben, kredit ein auf der anderen seite. viele kämpfer verpassten vor dem exitus eine klärung. die konflikte schwelen, nicht nur zwischen lebenden. carl stellt sich hochkonzentriert, als dieser skelett-saubannerzug auf ihn zudonnert. man ignoriert ihn. einige tropfen blut auf die stirn kriegt er trotzdem ab. kollateralschäden.

die sängerin achtet zu sehr auf ihren mund. wenn sie ihn rot macht, um den dunklen spuren nachzutasten. ein wagen fährt durch die sümpfe von new orleans. gris-gris gumbo ya ya.

huldigung eines todesähnlichen zustandes (fahren durch grauschwaden, keine sicht).

das nationalorchester bestand einst aus sklaven. sie sangen so inbrünstig & wahrhaftig über die baumwollfelder, dass im gesamten staat ein sirren zu vibrieren begann, in zirka einem bis zwei metern höhe. einigen herren zerplatzten darob die köpfe; bäng, bäng! zerplatzt! my baby shot me down. die frauen schrien, dass die scheiben klirrten. den sklaven entfernte man operativ die stimmbänder.

eine irreparable zeremonie. kim kommt nicht. gott zogs ins exil. wohin? in die schatten, egal wo. das volk, auf einmal frei, bleibt ratlos zurück. baut kim kirchen, tempel, schreine, während er in einer mexikanischen favela ein fieber ausschläft? (schweisnasse laken, unkontrollierbare zuckungen, zittern, murmeln, delirium. sengende kälte bei vierzig grad, der magen reagiert ausnahmslos abstossend, aus dem arsch schiesst ein wasserfall.)

tante tom verhökert pasten, die aus verschiedenen wachsen bestehen. um tote einzusalben. gott kehrt als tourist zurück. flüstern in den schatten. büsche rascheln, raunen runen ins licht der strassenlaternen. geheimbruderschaften bilden sich. «guess who’s back?» (again) die töne des kostüms fliessen raffiniert ineinander. die sängerin nimmt gefechtsbereitschaft ein (die bühne im antiken auditorium). sie brilliert über drei oktaven mit kummer, schmerz und übertriebener sehnsucht. mit dem zauber ihrer hüfte, den beinen, die in versprochenen himmeln münden.

auftragsarbeit: der pendel sucht, mitunter hinter kulissen & landesgrenzen.

«ich bat sie bloss um einen, einen einzigen todeszauber. ist das zu viel verlangt?», ein herr mitte vierzig redet sich in einem ramschgeschäft in rage, fasst sich an die brust, fällt, bleibt reglos liegen.»

«beileibe nicht», lächelt der junge indio verschmitzt.

für diese macumba sind keine besonderen vorkenntnisse nötig. fluchrituale können unter umkehrungen leiden, sollte man noch wissen, je nach wetter. jeder südamerikanische vers, jeder gegenstand, jede geste bleibt brandgefährlich, während die toten die seiten säumen, verschiedene diktatoren missachten, auf die erde über ihren rottenden körper spucken, pissen & so.

ein deutsches-, ein wagner-konzert, unten in der strandphilharmonie. zahme wellen greifen nach tönen, die über dem spiegelteppich verwehen. das ende ist aufgeschoben in karibischem geplänkel, gedanken an die leiber, die es sich holte. an die seelen, die sich langsam gen grund sinken lassen.

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