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Von Schlämperligen und anderen Schlämperligen

Einen Namen, den man nicht verhunzen kann

Diese beiden Herren tragen Namen, die man nicht so schnell vergisst. (Bild: Pixabay)

Namen begleiten uns ein Leben lang. Wir bekommen sie von unseren «Gspänli», von unseren Kollegen oder von den Eltern. Manche mögen wir weniger als andere, manche erfüllen uns mit Stolz. Wie es ihm selbst dabei erging, beschreibt Max Huwyler.

Wir haben Namen. Vornamen, Nachnamen, Familiennamen, Zweitnamen, Übernamen. Flurnamen. Menschen geben auch Tieren Namen. Das hat mit Bindung zu tun. Ich heisse Max. Max gibt es sonst keinen in der Verwandtschaft. Ich habe die Eltern gefragt, warum Max? Mutter sagte, sie hätten mir einen Namen geben wollen, den man nicht verhunzen könne.

Kreatives Namenverteilen in der Schule

Irgend einmal hängte man mir den Übernamen «Gorilla» an. Das war in der Primarschule. Keine Ahnung, warum. Aber die damalige Kränkung ist mir in Erinnerung.  Wie ich zu «Mege» gekommen bin, weiss ich nicht mehr. Das war schon gut, Schulhausdeutsch. Offenbar verlockt der Einsilber nach Erweiterung. Mein Bruder Werner hatte den Pfadinamen «Gispel» bis ins Erwachsenenleben hinein. Doch in der Familie war er der Werni. Der Bruder Karl de Kari. Mein Vater war der Gottfried. Mutter hiess Elisabeth, für Vater s Liseli. Irgend einmal hat sie sich gegen das Liseli gestellt.

In der Verwandtschaft gab es etliche Elisabeths: Für die Buonaser war sie nun d Tante Lisbeth, Vaters Schwester in Cham war d Tante Elis. In Zug die Cousine Elsbeth, in Luzern Mutters Cousine Elsi, sie kam als Störschneiderin ins Haus, machte in Mutters Verwandtschaft die Störrunde.

Auch Lehrer werden benamst

Im Schulhaus Burgbach gab es in der dritten Klasse den «Spuck». Er hatte tatsächlich einen Spucknapf auf dem erhöht stehenden Lehrerpult. In der Sek. kam ich zum «Gandhi», ein langer Hagerer. Ich habe ihn gemocht. Er machte mit uns ausgedehnte Wanderungen. Er war wohl lieber draussen als drinnen.

Der Mathematiklehrer hiess Hager. Korrekt, angesehen, er war Offizier. Er taugte nicht für Übernamen. Er hat bewirkt, dass wir während des Krieges im militärischen Sperrgebiet auf dem Zugerberg Tannzapfen lesen konnten. Ich habe einen Leiterwagen voll Tannzapfen nach Zug hinuntergekarrt. Dank hagerscher Vorbildung kam ich mit guten Mathenoten durchs Lehrerseminar.

Die Motte braucht einen Namen

Eine besondere Namengeschichte erinnert mich an Marianne. Marianne war eine ruhige, aufmerksame Schülerin an der Sekundarschule in Opfikon. Sie schrieb, Jahre ist es her, sie könne noch nicht zurück in die Schweiz kommen zum Klassentreffen. Sie sei noch daran, die 10’000 noch unbenannten australischen Mottenarten zu beschreiben.

Wie sie es zur Insektenforscherin gebracht hat und was sie fasziniert an den australischen Mottenarten, das werde ich sie gerne fragen, wenn sie es dann doch wieder einmal in die Schweiz schafft. Ich möchte von Marianne wissen, nach welchen Gesichtspunkten man 10’000 namenlose Kleinsttiere benennt.

Marianne hat meinen Respekt. Ich möchte sie fragen, wie es ihr geht als Mensch mit ihren tausenden Kleinlebewesen. Wenn sie es dann geschafft hat.

Und es gibt «Die namenlose Freude» als Liedtext.

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