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Als Camping-Neulinge unterwegs

Abenteuer Wohnmobil: Schaffen auch wir das?

Familienurlaub mit dem Wohnmobil – für Carmen Zettel und ihre Familie eine neue Erfahrung. (Bild: caz)

Quer durch Europa reisen, an den schönsten Plätzen halten und sich einfach vom Gefühl leiten lassen. Die Vorstellung, mit dem Wohnmobil unterwegs zu sein, fühlt sich für uns als Familie nicht nur romantisch, sondern auch abenteuerlustig an. Darum wollten wir dies in den Herbstferien auch mal ausprobieren. Viele Fragen und ein kleiner Erlebnisbericht.

Nein, wir sind überhaupt nicht Camping-affin und schon gar nicht Wohnmobil-erprobt. Doch irgendwie hat es uns schon lange unter den Fingernägeln gekitzelt. Die vielen Geschichten von Bekannten, wie sie schon seit Jahren mit einem Camper von Ort zu Ort ziehen oder einfach gerne auf einem Campingplatz die Ferien verbringen, haben uns angesteckt.

Man muss jedoch schon sagen, wir sind wirklich keine Camper. Lediglich eine Übernachtung haben wir mal als Familie in einem kleinen Zelt erlebt. Dieses Erlebnis war aber alles andere als gemütlich. Es regnete in Strömen und ich sorgte mich, dass wir plötzlich von den vielen Wassermassen weggespült würden. Es passierte zum Glück nichts. Seither liegt das Zelt aber weggepackt in der hintersten Ecke des Kellers.

Wohin soll es gehen?

Nach langem Abwägen der Vor- und Nachteile kamen wir dann aber zum Schluss: Wir probieren es einfach mal. Gut, aber in Zeiten von Corona sind solche Ferienplanungen nicht einfach. Zuerst fokussierten wir uns auf Südfrankreich. Wegen der vielen dazumal noch roten Zonen, wechselten wir dann die Reiseroute auf Italien. Endlich wieder einmal Meer sehen, war die Devise. Dies wollten wir uns dann auch erfüllen. Die Reise sollte nach Lido di Jesolo gehen, mit Zwischenstopps an verschiedenen Seen, um immer ein wenig Wasser um uns zu haben.

Die Route stand schnell. Nun begann die Suche nach den richtigen Campingplätzen. Aber welcher ist der «richtige»? Dank Tipps von erfahrenen Camperinnen wussten wir: Unbedingt immer die Bewertungen und Kommentare lesen. Dann findet man auch heraus, wie die WC-Anlagen sind, ob die Campingplätze sauber gehalten werden und wie gross die Stellplätze sind.

Wie gross soll es sein?

Denn als es darum ging, womit wir reisen wollten, war schon schnell klar: Ein kleines VW-Büssli würde es nicht sein. Ein wenig Platz sollte das Gefährt schon bieten. Man weiss ja nie, wie das Wetter ist. Daher fiel der Entscheid auf ein grosses Wohnmobil. Beim Abholen des Gefährts wurde mir ein wenig mulmig. Es ist riesig, ob man damit überhaupt fahren kann? Beim Einräumen des Wohnmobils wurde mir aber schnell der Luxus bewusst. Überall fand man ein Kästchen, wo man noch etwas verstauen konnte. Herrlich, ein kleines Raum- und Platzwunder dieses Wohnmobil. Auch die Kinder waren Feuer und Flamme.

Klappt alles wie geplant?

Dann folgte der letzte Tag der Vorbereitung und somit der wichtigste Tag überhaupt. Denn die Kinder mussten zum Corona-Test antreten. Der Grosse mit grosser Angst in den Augen und der Kleine machte es ihm gleich nach. Beide bibberten vor dem Stäbchen in ihrer Nase. Zum Glück ging diese Qual schnell vorbei und auch das Ergebnis liess uns aufatmen. Beide waren negativ. Den Ferien stand nun nichts mehr im Weg. Oder doch?

Am Freitagmorgen machten wir Eltern uns auf, das Wohnmobil abzuholen, während die Kinder noch zum letzten Mal in der Schule waren. Dann am Mittagstisch ein kleiner Schreck! Der Kleine kam mit einem Zettel aus der Schule nach Hause. Ein Kind wurde positiv auf das Coronavirus getestet. Und was heisst das nun für uns, müssen wir die Ferien abblasen? Wir hatten Glück, unser Sohn war nicht betroffen. Uff, das war knapp. Mit diesem Schrecken im Nacken machten wir uns an das weitere Bepacken des Wohnmobils. Bis spät am Abend trugen wir noch etliche Utensilien in das Gefährt. Erschöpft und voller Vorfreude fielen wir dann spät nachts in das Bett.

Haben wir an alles gedacht?

Dann, nach einer sehr kurzen Nacht, ging es frühmorgens los. Auf der Fahrt in Richtung Gotthard kam dann die Frage auf, haben wir etwas vergessen? Beim Durchgehen der Liste fiel mir nichts ein. Aber irgendwas war da doch noch. Huch, das Einreiseformular für Italien. Schnell zog ich das Handy raus und füllte das Formular aus. Zum Glück kann man alles online machen.

Dem Abenteuer Camperferien stand nun also nichts mehr im Weg. Ausser Stau vor dem Gotthard, Stau an der Grenze und Stau auf der italienischen Autobahn. Mit zweistündiger Verspätung trafen wir dann endlich auf dem ersten Campingplatz ein. Auf der langen Reise hat sich der Entscheid zum Wohnmobil aber schon ein erstes Mal gelohnt. Das fahrbare WC wurde von unseren Jungs rege besucht.

Wie geht das nun mit dem Anschliessen?

Dann wurden wir das erste Mal so richtig getestet. Unter den Blicken der bereits anwesenden Camper fuhren wir auf unseren Stellplatz, welcher zum Glück gut zum Anfahren war und stellten das Wohnmobil ab. Als hätten wir es geübt, wusste jeder von uns, was nun zu tun war. Auch die Kids waren begeistert. Der eine unterstütze Papi beim Anschliessen an Strom und Wasser und der andere half mir, das Mittagessen bereit zu machen.

Denn nach der langen Fahrt waren alle hungrig und aufgeregt. Dank eines kleinen Grills, feinen Würsten und Brot aus der Heimat, waren alle schnell zufriedengestellt. Die Unterstützung der Kinder war danach aber nicht zu Ende. Beide fanden richtig Freude am Camperleben. Sei es beim Aufbau von Tisch und Stühlen, beim Vorbereiten und Kochen oder sogar beim Abwasch – es gab immer eine helfende Kinderhand.

Mit dem Wohnmobil von einem Ort zum nächsten reisen – wie praktisch ist das wirklich? (Bild: caz)

Können wir schlafen?

Schon bald folgte die erste Nacht im Wohnmobil und die Frage, ob wir eine entspannte Nacht erleben würden. Und die Antwort kann ich ganz knapp halten: Ja, es war fantastisch! Kaum unter ihren Bettdecken fielen die Kids schnell in den Schlaf. Dies änderte sich auch an den restlichen Ferientagen nicht. Kein langes Reden und Jammern, wie es manchmal zu Hause vorkommt, sondern rein in die Federn und schon fertig. So konnten auch wir Eltern noch ein wenig die Abendstimmung mit einem Glas Wein geniessen.

Können wir uns anpassen?

Nach einer Nacht auf dem ersten Camping ging es dann auf zum nächsten Stopp, wo wir 4 Nächte verbrachten. In Lido di Jesolo, direkt am Strand und mit dem Ziel, einmal nach Venedig zu fahren. Auch dieser Stellplatz stellte sich als ideal heraus. In der direkten Nähe zu den sanitären Anlagen musste ich mich nicht ängstigen, dass der Kleine den Weg zurück nicht mehr finden würde.

Sogar Freunde fanden die beiden schnell. Es war perfekt. Endlich wieder den Sand unter den Füssen spüren, den Sprung in die Wellen des salzigen Meerwassers wagen und ab und zu eine feine Pizza essen. Sogar der Ausflug nach Venedig war mit den Jungs ein tolles Erlebnis. Wir sind somit voll im Camperleben angekommen.

Wie fällt das Fazit aus?

Nach entspannten Tagen am Meer hiess es dann wieder Abschied nehmen und sich nochmals auf die beiden letzten Etappen freuen. Beide Zwischenstopps waren jeweils wieder an Seen gelegen. Auch dort wurden unsere Bedenken, Mühe mit dem Anfahren oder Anschliessen zu bekommen, nicht erfüllt. Alles funktionierte wunderbar. Jedoch waren vor allem beim letzten Campingplatz die sanitären Einrichtungen nicht mehr auf dem neusten Stand. Zudem war alles offen, sodass sich dort auch kleine und grössere Kriechtiere einfanden. Meine Sehnsucht nach meiner Dusche und meinem WC wurde dadurch immer grösser. Die Kids jedoch waren noch immer total happy. Es gab kaum Streit, kaum Diskussionen, nur viel Zeit zum Jassen, für Gespräche und Entdeckungstouren, auch mit unseren Velos.

Wieder zu Hause angekommen, das Wohnmobil ausgeräumt, die vielen Kleider und Bettwäsche gewaschen, kam dann das grosse Fazit: Es war schön, es war ein Abenteuer, es war entspannt und wir konnten tatsächlich abschalten. Werden wir wieder mit dem Wohnmobil reisen? Beide Kids im Chor: «Ja klar!». Wir Eltern sehen es ein wenig nüchterner: Vom Reisen von Ort zu Ort sind auch wir begeistert, ob es wieder mit dem Wohnmobil und Campingplatz sein muss, da sind wir nicht sicher, vielleicht reicht auch ein Auto und ein Hostel oder Motel oder was anderes. Unsere To-do-Liste ist schliesslich noch lang. Den Punkt «Wohnmobil» können wir auf jeden Fall schon mal als erledigt markieren.

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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